Jean-Louis Scherrer 1979 Eau de Toilette

Jean-Louis Scherrer (Eau de Toilette) von Jean-Louis Scherrer
Flakondesign Serge Mansau
Käufe über Links auf unserer Website, etwa dem eBay Partner Network, können uns Provision einbringen.
8.1 / 10 325 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Jean-Louis Scherrer für Damen, erschienen im Jahr 1979. Der Duft ist chypreartig-grün. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wurde zuletzt von Designer Parfums vermarktet.
Aussprache
Käufe über Links auf unserer Website, etwa dem eBay Partner Network, können uns Provision einbringen.

Duftrichtung

Chypre
Grün
Blumig
Würzig
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
GalbanumGalbanum kalabrische Bergamottekalabrische Bergamotte Schwarze-Johannisbeere-KnospeSchwarze-Johannisbeere-Knospe sizilianische Tangerinesizilianische Tangerine
Herznote Herznote
florentinische Schwertlilieflorentinische Schwertlilie bulgarische Rosebulgarische Rose Jasmin AbsolueJasmin Absolue
Basisnote Basisnote
EichenmoosEichenmoos Bourbon-VetiverBourbon-Vetiver PatchouliPatchouli Mysore-SandelholzMysore-Sandelholz
Bewertungen
Duft
8.1325 Bewertungen
Haltbarkeit
8.3252 Bewertungen
Sillage
7.5249 Bewertungen
Flakon
7.5233 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
8.460 Bewertungen
Eingetragen von DeGe53, letzte Aktualisierung am 19.04.2024.

Rezensionen

37 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Pollita

344 Rezensionen
Pollita
Pollita
Top Rezension 71  
Fräulein Rottenmeier? Die kenn ich nicht!
Bei Chypredüften denke ich bis heute an meine Mutter. Ich bin zehn oder elf Jahre alt und schon so früh kristallisierte sich heraus, wie unterschiedlich unsere Geschmäcker doch sind. Mir gefallen weder ihre Klamotten, noch ihre Taschen oder ihre Parfums. Einzig ihre Schuhe in der winzigen Größe 36 mit den hohen Hacken finde ich spannend, denn in dem Alter haben mir die gepasst, wenn auch nur für kurze Zeit und ich konnte damit in der Wohnung umherstöckeln. Das sah zwar aus wie Sandra Bullock in Miss Congeniality, aber hey, ich war ein Kind!

Bitte nicht falsch verstehen. Ich liebe meine Mutter sehr und schätze selbstverständlich auch ihren Geschmack, auch wenn es bis heute diverse Situationen gibt, in denen ich erstmal die Augen verdrehe. Als wir etwa vor acht Jahren das Haus hier bezogen hatten, in dem zuvor meine Eltern gelebt hatten, musste zunächst die schweinchenrosa Tapete im Treppenhaus überpinselt werden. Hilfe! Augenkrebs!
Genau dieses Gefühl geben mir Chypredüfte meistens auch heute noch. Ich sehe eine extrem aufgedonnerte Person vor mir, schrill und bunt gekleidet mit Accessoires, über die es sich streiten lässt, ob man sie tatsächlich braucht. Ich sehe zudem eine Frisur, die nur mit einer Tonne Haarspray zusammenhält. Und ich rieche Aldehyde, Seife Galbanum. In mir brüllt dann immerzu eine Stimme „das bist nicht Du“ und dann wars das meistens mit dem Dufttest. Ende. Feierabend.

Es gibt aber auch Chypredüfte (habe ich inzwischen gelernt), die sind so zart, so schön, so fragil gar, dass sie dieses in mein Hirn hineintätowierte Bild aufbrechen und die kleine Polly einfach nur den Duft als solches wahrnimmt und denkt „wie schön ist das denn!“ So geschehen bei Guerlains Liu und noch viel deutlicher bei diesem feinen Duft von Scherrer aus dem Jahr 1979. Da war ich gerade mal zwei Jahre alt. Der Wahnsinn!

Dieser Scherrer zeigt mir nämlich, dass Galbanum auch ganz, ganz anders kann. Bei diesem Duft ist die oft spaßbefreite Note ein zartes, fast elfengleiches Wesen, das mich an die Hand nimmt. Etwas Zitrik spielt zu Beginn noch mit und dann kommen ganz feine Blüten. Meine Jasmin ist dabei und ein klitzekleines bisschen Rose. Das Ganze ist unsagbar elegant, tough selbstverständlich, aber niemals schroff. Fräulein Rottenmeier? Wer ist das? Die kenn ich nicht. Der Fond, in dem Eichenmoos und das ebenfalls von mir sehr geschätzte Vetiver dominieren, ist weich und fluffig. Wie kann das sein? Kein Moschus, keine Vanille und trotzdem empfinde ich das einfach nur als zart, gepflegt und sowas von schön.

Scherrer duftet nach einer Frau, die einfach schön ist. Sie ist schön und sie weiß, was sie will. Sie braucht keine auffälligen Klamotten. Es geht auch ganz schlicht.

Natürlich bin ich mir überhaupt nicht sicher, ob ich so einen Duft tragen kann und will. Es bräuchte vermutlich den richtigen Anlass, der mich einmal nicht zum Gewohnten, sondern zu etwas ganz Neuem greifen ließe. Dennoch bin ich verzaubert, von einem richtig schönen Duft. Ja, so langsam glaube ich, Polly und Chypre, das könnte doch gehen.

Danke Dir, liebe Gandix. Da hattest Du absolut den richtigen Riecher.
55 Antworten
10
Preis
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ponticus

63 Rezensionen
Ponticus
Ponticus
Top Rezension 83  
Fauxpas !
Kürzlich habe ich mir ein wenig den Unmut meiner Tochter zugezogen, als ich in einer meiner letzten Rezensionen durchblicken ließ, sie sei dufttechnisch vor allem im Drogeriesegment unterwegs. Meine Tochter kann damit zwar gut umgehen, sie ist schon ein großes, selbstbewustes Mädchen und steht mit beiden Beinen in Familie und Beruf, dennoch war ihre „frauliche Ehre“ wohl etwas angekratzt. Verstärkte Sticheleien und Spitzen bezüglich meines Parfümengagements ließen mich bei ihrem letzten Besuch aufhorchen und führten schnell zu meinem Fauxpas ihr gegenüber.

Da wir uns oft gegenseitig aufziehen und herumalbern, war auch schnell eine „Versöhnung“ erreicht. Im Ergebnis wollte meine Tochter den Einstieg ins Parfümsegment wagen und sich dafür aus meinem Fundus etwas aussuchen und ich versprach ihr, mit beratenden Vorschlägen hilfreich zur Seite zu stehen. Das olfaktorische Schicksal nahm so seinen Lauf und nach zwei Stunden hatte sich Madame entschieden.

Mit eindeutigem Vorsprung wählte sie für sich das EdT Jean-Louis Scherrer von Jean-Louis Scherrer. Für mich hat selten ein Parfüm so gut gepasst, wie dieser Duft zu ihr. Am EdT Jean-Louis Scherrer ist nichts durchschnittlich, ganz genau wie auch nichts durchschnittlich ist an dieser jungen Frau im besten Alter, wobei der Stolz des Vaters sicher ein wenig mit mir dabei schwanger geht.

Laut ist er nicht dieser Scherrer, schon gar nicht aufdringlich. Kraftvoll ist er, ausdauernd und von kühler, klarer Eleganz. Weit weg von einer beigefarbiger Behaglichkeit verbreitet der Duft neben Eleganz aber auch legere Lässigkeit, so als trüge man zum stilvollen Kostüm statt edler Pumps nur bequeme Sneakers und ließe sein Jäckchen dazu auch noch offen. Das Parfüm hat nichts mädchen- oder knabenhaftes, es ist für Erwachsene gemacht.

Zitrisch aromatisch beginnt das EdT, auch etwas bittrig-säuerlich, was den grünen Charakter des Scherrers von Anfang an gut unterstreicht. Fein ausgewogen und nicht zu herb oder schroff mischen sich die Zitrusnoten schnell mit einem üppigen, blütigen Blumenbouquet in leicht seifigem Gewand. Dominant grün-floral duftet nun die große Bühne, als dieser Hauptakkord gespielt wird, der sich völlig unsüß präsentiert und auch nicht staubtrocken, eher erdfeucht, moosig, krautig-nass, in Facetten ähnlich klammen Leders. In jedem Fall grün, grün und nochmals grün.

Schon im Hauptakkord gegenwärtig, gewinnen die opulenten erdigen, holzigen und wurzlig-moosigen Aromen der Basis im Verlauf der Duftentwicklung die Oberhand und geben dem Parfüm den ungewöhnlich grünen Tiefegang, der im Gedächtnis bleibt. Da kratzt oder sticht nichts, an der Oberfläche wird es wärmer, cremig und auch ein Hauch Rauch ist dabei, während der kühle Grund weiterhin markant grün gehalten wird. Das passiert so mühelos und geschmeidig, daß ich fast das Wort Perfektion verwendet hätte.

Womit wir wieder bei meiner Tochter wären (wie gesagt, Stolz kann auch die Sicht trüben und außerdem muss ich aufpassen, daß ich bei soviel Lob für sie damit nicht gleich den nächsten Fauxpas bei meinem Sohn lande)!

Da ich jedem Parfüm auch erotisches Potential zugestehe, wollte ich natürlich von der frischen Scherrer-Trägerin wissen, wie sie ihren neuen Duft aus dieser Sicht betrachtet? Ein Kuschelduft für verliebte Stunden sei der Scherrer nicht, kam es wie aus der Pistole geschossen, auch kein Verführer oder Versöhner und schon gar kein duftiges Aphrodisiakum. Die Trägerin des Parfüms sollte hier selbst aktiv werden, den ersten Schritt tun und dies in der Gewissheit mit dem Scherrer-Duft ernst genommen zu werden, wenn sie die natürliche Distanz auflöst. Der Duft ist wie ein Versprechen, gibst du mir, so geb ich dir, laß uns Spass haben und uns gegenseitig erfreuen. Wie schon gesagt, nichts ist hier durchschnittlich.

Ich bin erfreut über ihre Wahl des EdT Jean-Louis Scherrer, schließlich gefällt mir das Parfüm auch sehr gut und ich merke, daß es vortrefflich mit meiner Tochter harmoniert. Meine Empfehlung für sie kam nur auf den zweiten Platz, es war Obsession.

Herzlichen Dank!

74 Antworten
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Gaukeleya

109 Rezensionen
Gaukeleya
Gaukeleya
Top Rezension 62  
Magnolie aus Stahl
Blassgrün, ohne eine Spur von Braun, so schreibt Margaret Mitchell, seien Scarlett O´Haras Augen gewesen. Diese Augen, die Männer reihenweise um den Verstand brachten und Scarletts Charakter symbolisierten: temperamentvoll und lebenslustig, aber auch berechnend bis kalt, wenn es ihrem Vorteil dienlich war; unabhängig, stark und zäh. Vordergründig eine lieblich-hübsche Südstaatenmagnolie - aber aus dem berühmten Stahl.

Für damalige Zeiten unerhört unziemlich, kann man Scarlett wohl geradezu als emanzipiert bezeichnen, obwohl es dieses Wort damals wohl so noch nicht gab (bitte, Sprachwissenschaftler herbei!). Der einzige Mann, der ihrer Stärke und Energie gewachsen ist, sie auch gerade deshalb bewundert (und, nun ja, liebt), ist Rhett Butler (leider verschmäht sie ihn so lange, bis es zu spät ist für ein Happy End, wie wir alle wissen).

******
Wenn ich Scherrer schnuppere, sehe ich Scarletts Schillern in ihren katzenartigen Augen. Das Grün, welches in diesem Duft den Ton angibt, ist ein klares, kristallines, sirenenhaftes Grün. Ein je nach Blick- bzw. Schnupperwinkel sich in hunderte, strahlende Facetten aufspaltendes Grün. Mineralien, Stein, vor allem aber die scharfen Kanten eines geschliffenen Smaragds und irgendetwas Leuchtendes, wird von meiner Olfaktorie hier zu einem visuellen Eindruck verarbeitet.

Die Zitrusnote, mit der Scherrer auftaktet, gehört für mich zu der schönsten, die ich jemals gerochen habe. Sie ist nicht zu herb oder sauer, sondern bildet das erste feinziselierte Gerüst des grünen Hauptcharakters. Diese Klarheit ist extrem elegant und edel, und zwar ohne den von mir gefürchteten madamigen, strengen Unterton, der mir Chypres sehr häufig schwierig und abweisend macht. Scherrer bewahrt sich zudem eine schwebende Leichtfüssigkeit, man könnte auch sagen, einen sanguinischen Charakter.

Dies dann auch erstaunlichweise im weiteren Verlauf, in dem sich behutsam das Eichenmoos wie eine ultraleichte, fluffige Wolldecke unter den Duft legt. Samtiger wird er, ohne dass er etwas von seiner Klarheit einbüßt. Wärmer, fast fellig, ohne dass der Duft überwarm, stickig oder gar süss erscheint. Gemütlich, cosy oder "hygge" ist hier nichts.

Ich schnuppere bald auch eine gewisse humanoide Schmutz/Schweissnote, nicht so brachial wie bei Piguets Bandit, aber doch in diese Richtung gehend. Dies gibt Scherrer einen leicht impertinenten Twist ins Erogene und rundet die gesamte Komplexität des Duftes gekonnt ab.

Ob Scarlett diesen Duft getragen hätte, wäre er damals schon verfügbar gewesen - wer weiss. Wenn ich meiner Phantasie freien Lauf lasse, so stelle ich mir Scarlett ausgezeichnet als "Testimonial" für Scherrer vor: ihre Kühle, hinter der das Feuer brennt, ihre Grazilität und Eleganz, ihre Stärke, ihre Selbständigkeit, ihre Leidenschaft und auch ihre gewisse Unanständigkeit bilden sich für mich in diesem Duft ab.

Dass er sich dabei aber stets eine kleine Koboldhaftigkeit und Leichtfüssigkeit bewahrt, macht ihn für mich persönlich zu einem zeitlosen Meisterwerk der Parfumgeschichte und nicht nur tragbar für mich selbst (als Chyprefeigling), sondern auch zu meiner persönlichen (späten) Duftentdeckung des vergangenen Jahres 2020.
44 Antworten
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Friesin

54 Rezensionen
Friesin
Friesin
Top Rezension 58  
Spiegelung
Sie treibt mich in den Wahnsinn, mit ihrem Herz auf der Zunge. Manchmal viel zu herb und direkt. Ihre rauen Kanten möchte ich schleifen wenn sie aneckt, doch das wäre wie Flügel stutzen, ihre Lebendigkeit zeichnet sie aus.
Manchmal weiß ich nicht, ob ich sie würgen oder mit ihr schlafen will, wenn sie sich kühl und distanziert zeigt, obwohl es unter der Oberfläche brodelt. Sie zeigt sich nicht gern verletzlich, wirkt unbeugsam und klar. Nur hier in meinen Armen lässt sie los. Schenkt mir ihren Blick aus tiefgründigen Augen, mitfühlend und warm. Sie gibt alles von sich, und ich weiß, für mich wird sie immer schöner werden.

Wer sich für 'Jean-Louis Scherrer' Zeit nimmt, wird reich belohnt.
Ein wunderbar tiefgründiger, edler Chypre auch für Chypre-Skeptiker.
Die Ingredienzien sind edel und ausgewogen, fein auf den Punkt gebracht.
Der Duft biedert sich nicht an, er beginnt grün- zitrisch, sogar leicht nervig. Lang währt dieser Eindruck jedoch nicht, Blümchen kommen ins Spiel, nicht auf aufdringliche Art. Lässige Irissprenkel wie Sonnenstrahlen auf bergamottigem Eichenmoos. Kühl und erwachsen mutet das an, stark und klar.
Den wahren Zauber entfaltet dieser Duft jedoch erst nach Stunden. Dann ergibt sich die spröde Schöne und wird sanft, sinnlich, tiefgründig und warm. Eine perfekte Komposition aus Sandel, Patchouli und Vetiver scheint dies zu vollbringen.
So perfekt, so schön, auch nach vielen Stunden.

Ohne bedeutungsschwanger rumzuschwallern kann ich sagen, der Duft entspricht mir sehr.
Ich werde ihn mit großer Freude tragen!
Und das er ein 'Chypre ist, das nehmen wir einfach mal so hin ;)
35 Antworten
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Michelangela

85 Rezensionen
Michelangela
Michelangela
Top Rezension 51  
DIE UNIFORM
Eigentlich war er Tänzer der Jean Louis Scherrer...
Nach einem Unfall mußte er seiner beruflichen Leidenschaft den Rücken zudrehen und begann eine Laufbahn in der Haute Cotoure. Sein Sinn für Schönheit und Anmut war durch das Balett geprägt und als er nach Jahren der Zusammenarbeit mit Christian Dior und Yves Saint Laurent sein eigenes Studio eröffnete, hatte er sofort Erfolg. Seine Mode war edel, elegant, schlicht und eine Spur sexy - aber nie vulgär.
Passend zu seinem Stil präsentierte er 1979 sein erstes Parfum "Jean Louis Scherrer", das sofort ein Kassenschlager wurde.
Der Duft hielt sich lange auf dem Markt, bis der ziemlich "geschockte" Monsieur Scherrer Anfang der 90er von den Haupaktionären aus seinem eigenen Unternehmen geschmissen und bald darauf das Haus Scherrer geschlossen wurde. Danach verschwand auch der Duft "Jean Louis Scherrer" ganz langsam aus allen Regalen.
Wer nach dieser Zeit einen Scherrer ergattern wollte, mußte schon tief in die Tasche greifen....
~
Zu unserer großen Freude wird er inzwischen wieder von einer englischen Parfum-Großkette vertrieben und ist nun auch zu recht moderaten Preisen im Internet erhältlich.
Es werden auch wieder Kollektionen und Accessiors unter Scherrer´s Namen verkauft, die haben aber nichts mehr mit dem Designer selbst zu tun.
~
Beschrieben wird Jean Louis Scherrer als grüner Chypre und dabei fange ich an zu stutzen! Sollte ein Chypre nicht mit Berga-Motten oder zumindest einer zitrischen Kopfnote starten? Ich werde das mit den Chypres wohl nie so richtig begreifen ...
Jedenfalls ist dies hier ein cremig-seifiger Duft mit stark bittergrünen Anklängen, welche - trotz feiner Untermalung von Blütenakzenten und holzigen Noten - während des ganzen Duftverlaufs im Vordergrund bleiben!
~
Der Start ist saftig grün mit einem weichen, cremigen Schleier weißer Blüten versehen. Eine zarte Bitterkeit drängt sich sofort in den Vordergrund. Von diesem Logenplatz lässt sie sich nicht mehr verdrängen, auch wenn in der Herznote eine wahre Blumenschar erwacht. Einen Moment lang fühle ich mich an N°19 von Chanel erinnert, doch sind die Blumen dort so frisch und hell, wogegen ich bei Scherrer das Gefühl habe, sie würden irgendwo im Schatten blühen. Dort wo es feucht ist am Unterholz, als ob die Fülle meines Dufteindrucks durch diese Feuchtigkeit gebunden würde. Krautig, feucht und unsagbar cremig liegt er auf meiner Haut. Das unsüße grüne Aroma dieses Duftes ist im Gegensatz zu anderen grün-floralen Parfums sehr warm und schmeichelnd und ich habe auch den Eindruck "Jean Louis Scherrer" mag warme Haut. Auf dieser entfaltet er sich besonders geschmeidig und edel. Es gibt Momente, die mir vermitteln, nur mit einem Mantel aus Vetivier und Eichenmoss bekleidet zu sein, wenn da nicht noch diese weiche Zartbitter-Creme mit metallischen Anklängen wäre, die ihm einen matten Glanz verleihen.
Die Basis gibt sich holzig-grün und herrlich geschmeidig ...
~
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob sich dieser Duft zwischen Einstellung und Wiederauflage verändert hat!
Ich besitze einen Tester des alten Dufts, ein Extrait und habe heute einen kleinen Flakon von der Neuauflage zugeschickt bekommen.
Der Vergleich zeigt eigentlich recht positive Aspekte, denn ich empfinde den neuen Scherrer als zeitgemäßen, tragbaren und frischen Duft, obgleich das alte Exemplar weicher und dunkler ist, welches doch auch eine leicht "müffelnde" Moosfahne hinter sich herzieht (...letzteres kann aber auch am Alter des Exemplars liegen). Das Extrait hingegen kann man eigentlich mit keinem von den anderen beiden vergleichen, weil es noch dunkler, edler und eher oliv als grün ist!

Und was die Zibetkatze angeht? Hmmm, die muß sich bei der Neuauflage leise an mir vorbeigeschlichen haben ...
~
~
Fazit und persönliche Eindrücke:
Scherrer ist ein wunderbarer Duft der Stärke und sogleich Ruhe ausstrahlt. Fast so, wie eine grüne Uniform! Er gehört zu jenen, die Dufteindrücke vermitteln, über die man immer wieder von Neuem philosophieren könnte. Stets entdeckt man etwas neues unter dem grünen Mantel. Es handelt sich hierbei nicht um einen frischen oder etwa kalten Duft sondern um um ein Dufterlebnis, dass ich gerne mit teurem Olivenöl vergleichen möchte. Gehaltvoll, grün, leicht nussig, aromatisch und weich! Natürlich bringen Blütenakkorde die nötige Brillianz ins Spiel! Dieser Duft braucht seine Zeit, gibt man sie ihm, überrascht er sehr positiv und kann leicht zum Signaturduft werden.
Vorraussetzung: man mag grüne Düfte oder entfernte Verwandte (Carven, No19, Coriandre, Le Dix, ect...)
~
Ein Duft für jeden Tag, für jeden guten Tag und für die Tage, an denen man eine Uniform braucht, die das seelische Rückrat stützt und warm hält...
21 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

59 kurze Meinungen zum Parfum
PinseltownPinseltown vor 2 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Traumfee
Komm Pinsel
Lass uns durch das Fenster der Zeit steigen
Zeig dir das chypre grüne Blumenland
Wo Engel sanft auf Seifenmoos schlafen
45 Antworten
Eggi37Eggi37 vor 4 Monaten
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Frühlingserwachen
Hellblumige Mooslandschaft
Zitrusseifiger Morgentau
auf herben Knospen
Galbanum verströmt bernsteingrünen N°19 Geruch
83 Antworten
JonasP1JonasP1 vor 2 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Im grünen Seifenzauber
Von Galbanum umschlungen
Herb fallen Blüten
In weiche Moosbetten
It May Be Winter Outside
But In My Heart It´s Spring
38 Antworten
MarieposaMarieposa vor 3 Monaten
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Smaragdgrüne Tautropfen funkeln
Auf Hyazinthen und weichem Moos
Nasse Baumrinden unter den Händen
Tagträume schweben wie Irisseifenblasen
41 Antworten
FrauKirscheFrauKirsche vor 2 Jahren
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Schillernde Seifenblasen
taumeln im GrünLicht
Zitruswolken
regnen kl. Blümchen
Galbanumpfade
führen vom Licht ins Dunkel
und zurück...
26 Antworten
Weitere Statements

Diagramm

So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

Diskussionen

Themen zum Parfum im Forum
RivegaucheRivegauche vor 1 Monat
Damen-Parfum
Jean-Louis Scherrer EdT & EdP
Liebe Ttfortwo,das hast Du wunderbar beschrieben. So empfinde ich die beiden Versionen auch. Und ich würde mich ohne zu zögern für das EdT entscheiden.Gerade diese "Ruppigkeit" und eine leichte...

Bilder

57 Parfumfotos der Community
Weitere Bilder

Beliebt von Jean-Louis Scherrer

Scherrer 2 (Eau de Toilette) von Jean-Louis Scherrer Jean-Louis Scherrer (Eau de Parfum) von Jean-Louis Scherrer One Love von Jean-Louis Scherrer Nuits Indiennes (1993) (Eau de Parfum) / Indian Nights von Jean-Louis Scherrer Nuits Indiennes (2013) von Jean-Louis Scherrer Nuits de Scherrer von Jean-Louis Scherrer S de Scherrer Femme (Eau de Toilette) von Jean-Louis Scherrer Pop Delights 01 von Jean-Louis Scherrer Jean-Louis Scherrer (Parfum) von Jean-Louis Scherrer Immense pour Femme (Eau de Parfum) von Jean-Louis Scherrer Pop Delights 03 von Jean-Louis Scherrer Pop Delights 02 von Jean-Louis Scherrer Immense pour Homme (Eau de Toilette) von Jean-Louis Scherrer Scherrer 2 (Eau de Parfum) von Jean-Louis Scherrer S de Scherrer Femme (Eau de Parfum) von Jean-Louis Scherrer S de Scherrer Homme von Jean-Louis Scherrer Nuits Indiennes / Indian Nights (1993) (Eau de Toilette) von Jean-Louis Scherrer Immense pour Femme (Eau de Toilette) von Jean-Louis Scherrer Nuits Indiennes / Indian Nights (Parfum) von Jean-Louis Scherrer Scherrer 2 (Parfum) von Jean-Louis Scherrer