15.01.2021 - 06:15 Uhr
Pollita
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Pollita
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72
Fräulein Rottenmeier? Die kenn ich nicht!
Bei Chypredüften denke ich bis heute an meine Mutter. Ich bin zehn oder elf Jahre alt und schon so früh kristallisierte sich heraus, wie unterschiedlich unsere Geschmäcker doch sind. Mir gefallen weder ihre Klamotten, noch ihre Taschen oder ihre Parfums. Einzig ihre Schuhe in der winzigen Größe 36 mit den hohen Hacken finde ich spannend, denn in dem Alter haben mir die gepasst, wenn auch nur für kurze Zeit und ich konnte damit in der Wohnung umherstöckeln. Das sah zwar aus wie Sandra Bullock in Miss Congeniality, aber hey, ich war ein Kind!
Bitte nicht falsch verstehen. Ich liebe meine Mutter sehr und schätze selbstverständlich auch ihren Geschmack, auch wenn es bis heute diverse Situationen gibt, in denen ich erstmal die Augen verdrehe. Als wir etwa vor acht Jahren das Haus hier bezogen hatten, in dem zuvor meine Eltern gelebt hatten, musste zunächst die schweinchenrosa Tapete im Treppenhaus überpinselt werden. Hilfe! Augenkrebs!
Genau dieses Gefühl geben mir Chypredüfte meistens auch heute noch. Ich sehe eine extrem aufgedonnerte Person vor mir, schrill und bunt gekleidet mit Accessoires, über die es sich streiten lässt, ob man sie tatsächlich braucht. Ich sehe zudem eine Frisur, die nur mit einer Tonne Haarspray zusammenhält. Und ich rieche Aldehyde, Seife Galbanum. In mir brüllt dann immerzu eine Stimme „das bist nicht Du“ und dann wars das meistens mit dem Dufttest. Ende. Feierabend.
Es gibt aber auch Chypredüfte (habe ich inzwischen gelernt), die sind so zart, so schön, so fragil gar, dass sie dieses in mein Hirn hineintätowierte Bild aufbrechen und die kleine Polly einfach nur den Duft als solches wahrnimmt und denkt „wie schön ist das denn!“ So geschehen bei Guerlains Liu und noch viel deutlicher bei diesem feinen Duft von Scherrer aus dem Jahr 1979. Da war ich gerade mal zwei Jahre alt. Der Wahnsinn!
Dieser Scherrer zeigt mir nämlich, dass Galbanum auch ganz, ganz anders kann. Bei diesem Duft ist die oft spaßbefreite Note ein zartes, fast elfengleiches Wesen, das mich an die Hand nimmt. Etwas Zitrik spielt zu Beginn noch mit und dann kommen ganz feine Blüten. Meine Jasmin ist dabei und ein klitzekleines bisschen Rose. Das Ganze ist unsagbar elegant, tough selbstverständlich, aber niemals schroff. Fräulein Rottenmeier? Wer ist das? Die kenn ich nicht. Der Fond, in dem Eichenmoos und das ebenfalls von mir sehr geschätzte Vetiver dominieren, ist weich und fluffig. Wie kann das sein? Kein Moschus, keine Vanille und trotzdem empfinde ich das einfach nur als zart, gepflegt und sowas von schön.
Scherrer duftet nach einer Frau, die einfach schön ist. Sie ist schön und sie weiß, was sie will. Sie braucht keine auffälligen Klamotten. Es geht auch ganz schlicht.
Natürlich bin ich mir überhaupt nicht sicher, ob ich so einen Duft tragen kann und will. Es bräuchte vermutlich den richtigen Anlass, der mich einmal nicht zum Gewohnten, sondern zu etwas ganz Neuem greifen ließe. Dennoch bin ich verzaubert, von einem richtig schönen Duft. Ja, so langsam glaube ich, Polly und Chypre, das könnte doch gehen.
Danke Dir, liebe Gandix. Da hattest Du absolut den richtigen Riecher.
Bitte nicht falsch verstehen. Ich liebe meine Mutter sehr und schätze selbstverständlich auch ihren Geschmack, auch wenn es bis heute diverse Situationen gibt, in denen ich erstmal die Augen verdrehe. Als wir etwa vor acht Jahren das Haus hier bezogen hatten, in dem zuvor meine Eltern gelebt hatten, musste zunächst die schweinchenrosa Tapete im Treppenhaus überpinselt werden. Hilfe! Augenkrebs!
Genau dieses Gefühl geben mir Chypredüfte meistens auch heute noch. Ich sehe eine extrem aufgedonnerte Person vor mir, schrill und bunt gekleidet mit Accessoires, über die es sich streiten lässt, ob man sie tatsächlich braucht. Ich sehe zudem eine Frisur, die nur mit einer Tonne Haarspray zusammenhält. Und ich rieche Aldehyde, Seife Galbanum. In mir brüllt dann immerzu eine Stimme „das bist nicht Du“ und dann wars das meistens mit dem Dufttest. Ende. Feierabend.
Es gibt aber auch Chypredüfte (habe ich inzwischen gelernt), die sind so zart, so schön, so fragil gar, dass sie dieses in mein Hirn hineintätowierte Bild aufbrechen und die kleine Polly einfach nur den Duft als solches wahrnimmt und denkt „wie schön ist das denn!“ So geschehen bei Guerlains Liu und noch viel deutlicher bei diesem feinen Duft von Scherrer aus dem Jahr 1979. Da war ich gerade mal zwei Jahre alt. Der Wahnsinn!
Dieser Scherrer zeigt mir nämlich, dass Galbanum auch ganz, ganz anders kann. Bei diesem Duft ist die oft spaßbefreite Note ein zartes, fast elfengleiches Wesen, das mich an die Hand nimmt. Etwas Zitrik spielt zu Beginn noch mit und dann kommen ganz feine Blüten. Meine Jasmin ist dabei und ein klitzekleines bisschen Rose. Das Ganze ist unsagbar elegant, tough selbstverständlich, aber niemals schroff. Fräulein Rottenmeier? Wer ist das? Die kenn ich nicht. Der Fond, in dem Eichenmoos und das ebenfalls von mir sehr geschätzte Vetiver dominieren, ist weich und fluffig. Wie kann das sein? Kein Moschus, keine Vanille und trotzdem empfinde ich das einfach nur als zart, gepflegt und sowas von schön.
Scherrer duftet nach einer Frau, die einfach schön ist. Sie ist schön und sie weiß, was sie will. Sie braucht keine auffälligen Klamotten. Es geht auch ganz schlicht.
Natürlich bin ich mir überhaupt nicht sicher, ob ich so einen Duft tragen kann und will. Es bräuchte vermutlich den richtigen Anlass, der mich einmal nicht zum Gewohnten, sondern zu etwas ganz Neuem greifen ließe. Dennoch bin ich verzaubert, von einem richtig schönen Duft. Ja, so langsam glaube ich, Polly und Chypre, das könnte doch gehen.
Danke Dir, liebe Gandix. Da hattest Du absolut den richtigen Riecher.
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