Jean-Louis Scherrer Jean-Louis Scherrer 1979 Eau de Toilette
51
Top Rezension
DIE UNIFORM
Eigentlich war er Tänzer der Jean Louis Scherrer...
Nach einem Unfall mußte er seiner beruflichen Leidenschaft den Rücken zudrehen und begann eine Laufbahn in der Haute Cotoure. Sein Sinn für Schönheit und Anmut war durch das Balett geprägt und als er nach Jahren der Zusammenarbeit mit Christian Dior und Yves Saint Laurent sein eigenes Studio eröffnete, hatte er sofort Erfolg. Seine Mode war edel, elegant, schlicht und eine Spur sexy - aber nie vulgär.
Passend zu seinem Stil präsentierte er 1979 sein erstes Parfum "Jean Louis Scherrer", das sofort ein Kassenschlager wurde.
Der Duft hielt sich lange auf dem Markt, bis der ziemlich "geschockte" Monsieur Scherrer Anfang der 90er von den Haupaktionären aus seinem eigenen Unternehmen geschmissen und bald darauf das Haus Scherrer geschlossen wurde. Danach verschwand auch der Duft "Jean Louis Scherrer" ganz langsam aus allen Regalen.
Wer nach dieser Zeit einen Scherrer ergattern wollte, mußte schon tief in die Tasche greifen....
~
Zu unserer großen Freude wird er inzwischen wieder von einer englischen Parfum-Großkette vertrieben und ist nun auch zu recht moderaten Preisen im Internet erhältlich.
Es werden auch wieder Kollektionen und Accessiors unter Scherrer´s Namen verkauft, die haben aber nichts mehr mit dem Designer selbst zu tun.
~
Beschrieben wird Jean Louis Scherrer als grüner Chypre und dabei fange ich an zu stutzen! Sollte ein Chypre nicht mit Berga-Motten oder zumindest einer zitrischen Kopfnote starten? Ich werde das mit den Chypres wohl nie so richtig begreifen ...
Jedenfalls ist dies hier ein cremig-seifiger Duft mit stark bittergrünen Anklängen, welche - trotz feiner Untermalung von Blütenakzenten und holzigen Noten - während des ganzen Duftverlaufs im Vordergrund bleiben!
~
Der Start ist saftig grün mit einem weichen, cremigen Schleier weißer Blüten versehen. Eine zarte Bitterkeit drängt sich sofort in den Vordergrund. Von diesem Logenplatz lässt sie sich nicht mehr verdrängen, auch wenn in der Herznote eine wahre Blumenschar erwacht. Einen Moment lang fühle ich mich an N°19 von Chanel erinnert, doch sind die Blumen dort so frisch und hell, wogegen ich bei Scherrer das Gefühl habe, sie würden irgendwo im Schatten blühen. Dort wo es feucht ist am Unterholz, als ob die Fülle meines Dufteindrucks durch diese Feuchtigkeit gebunden würde. Krautig, feucht und unsagbar cremig liegt er auf meiner Haut. Das unsüße grüne Aroma dieses Duftes ist im Gegensatz zu anderen grün-floralen Parfums sehr warm und schmeichelnd und ich habe auch den Eindruck "Jean Louis Scherrer" mag warme Haut. Auf dieser entfaltet er sich besonders geschmeidig und edel. Es gibt Momente, die mir vermitteln, nur mit einem Mantel aus Vetivier und Eichenmoss bekleidet zu sein, wenn da nicht noch diese weiche Zartbitter-Creme mit metallischen Anklängen wäre, die ihm einen matten Glanz verleihen.
Die Basis gibt sich holzig-grün und herrlich geschmeidig ...
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Nun stellt sich natürlich die Frage, ob sich dieser Duft zwischen Einstellung und Wiederauflage verändert hat!
Ich besitze einen Tester des alten Dufts, ein Extrait und habe heute einen kleinen Flakon von der Neuauflage zugeschickt bekommen.
Der Vergleich zeigt eigentlich recht positive Aspekte, denn ich empfinde den neuen Scherrer als zeitgemäßen, tragbaren und frischen Duft, obgleich das alte Exemplar weicher und dunkler ist, welches doch auch eine leicht "müffelnde" Moosfahne hinter sich herzieht (...letzteres kann aber auch am Alter des Exemplars liegen). Das Extrait hingegen kann man eigentlich mit keinem von den anderen beiden vergleichen, weil es noch dunkler, edler und eher oliv als grün ist!
Und was die Zibetkatze angeht? Hmmm, die muß sich bei der Neuauflage leise an mir vorbeigeschlichen haben ...
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Fazit und persönliche Eindrücke:
Scherrer ist ein wunderbarer Duft der Stärke und sogleich Ruhe ausstrahlt. Fast so, wie eine grüne Uniform! Er gehört zu jenen, die Dufteindrücke vermitteln, über die man immer wieder von Neuem philosophieren könnte. Stets entdeckt man etwas neues unter dem grünen Mantel. Es handelt sich hierbei nicht um einen frischen oder etwa kalten Duft sondern um um ein Dufterlebnis, dass ich gerne mit teurem Olivenöl vergleichen möchte. Gehaltvoll, grün, leicht nussig, aromatisch und weich! Natürlich bringen Blütenakkorde die nötige Brillianz ins Spiel! Dieser Duft braucht seine Zeit, gibt man sie ihm, überrascht er sehr positiv und kann leicht zum Signaturduft werden.
Vorraussetzung: man mag grüne Düfte oder entfernte Verwandte (Carven, No19, Coriandre, Le Dix, ect...)
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Ein Duft für jeden Tag, für jeden guten Tag und für die Tage, an denen man eine Uniform braucht, die das seelische Rückrat stützt und warm hält...
Nach einem Unfall mußte er seiner beruflichen Leidenschaft den Rücken zudrehen und begann eine Laufbahn in der Haute Cotoure. Sein Sinn für Schönheit und Anmut war durch das Balett geprägt und als er nach Jahren der Zusammenarbeit mit Christian Dior und Yves Saint Laurent sein eigenes Studio eröffnete, hatte er sofort Erfolg. Seine Mode war edel, elegant, schlicht und eine Spur sexy - aber nie vulgär.
Passend zu seinem Stil präsentierte er 1979 sein erstes Parfum "Jean Louis Scherrer", das sofort ein Kassenschlager wurde.
Der Duft hielt sich lange auf dem Markt, bis der ziemlich "geschockte" Monsieur Scherrer Anfang der 90er von den Haupaktionären aus seinem eigenen Unternehmen geschmissen und bald darauf das Haus Scherrer geschlossen wurde. Danach verschwand auch der Duft "Jean Louis Scherrer" ganz langsam aus allen Regalen.
Wer nach dieser Zeit einen Scherrer ergattern wollte, mußte schon tief in die Tasche greifen....
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Zu unserer großen Freude wird er inzwischen wieder von einer englischen Parfum-Großkette vertrieben und ist nun auch zu recht moderaten Preisen im Internet erhältlich.
Es werden auch wieder Kollektionen und Accessiors unter Scherrer´s Namen verkauft, die haben aber nichts mehr mit dem Designer selbst zu tun.
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Beschrieben wird Jean Louis Scherrer als grüner Chypre und dabei fange ich an zu stutzen! Sollte ein Chypre nicht mit Berga-Motten oder zumindest einer zitrischen Kopfnote starten? Ich werde das mit den Chypres wohl nie so richtig begreifen ...
Jedenfalls ist dies hier ein cremig-seifiger Duft mit stark bittergrünen Anklängen, welche - trotz feiner Untermalung von Blütenakzenten und holzigen Noten - während des ganzen Duftverlaufs im Vordergrund bleiben!
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Der Start ist saftig grün mit einem weichen, cremigen Schleier weißer Blüten versehen. Eine zarte Bitterkeit drängt sich sofort in den Vordergrund. Von diesem Logenplatz lässt sie sich nicht mehr verdrängen, auch wenn in der Herznote eine wahre Blumenschar erwacht. Einen Moment lang fühle ich mich an N°19 von Chanel erinnert, doch sind die Blumen dort so frisch und hell, wogegen ich bei Scherrer das Gefühl habe, sie würden irgendwo im Schatten blühen. Dort wo es feucht ist am Unterholz, als ob die Fülle meines Dufteindrucks durch diese Feuchtigkeit gebunden würde. Krautig, feucht und unsagbar cremig liegt er auf meiner Haut. Das unsüße grüne Aroma dieses Duftes ist im Gegensatz zu anderen grün-floralen Parfums sehr warm und schmeichelnd und ich habe auch den Eindruck "Jean Louis Scherrer" mag warme Haut. Auf dieser entfaltet er sich besonders geschmeidig und edel. Es gibt Momente, die mir vermitteln, nur mit einem Mantel aus Vetivier und Eichenmoss bekleidet zu sein, wenn da nicht noch diese weiche Zartbitter-Creme mit metallischen Anklängen wäre, die ihm einen matten Glanz verleihen.
Die Basis gibt sich holzig-grün und herrlich geschmeidig ...
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Nun stellt sich natürlich die Frage, ob sich dieser Duft zwischen Einstellung und Wiederauflage verändert hat!
Ich besitze einen Tester des alten Dufts, ein Extrait und habe heute einen kleinen Flakon von der Neuauflage zugeschickt bekommen.
Der Vergleich zeigt eigentlich recht positive Aspekte, denn ich empfinde den neuen Scherrer als zeitgemäßen, tragbaren und frischen Duft, obgleich das alte Exemplar weicher und dunkler ist, welches doch auch eine leicht "müffelnde" Moosfahne hinter sich herzieht (...letzteres kann aber auch am Alter des Exemplars liegen). Das Extrait hingegen kann man eigentlich mit keinem von den anderen beiden vergleichen, weil es noch dunkler, edler und eher oliv als grün ist!
Und was die Zibetkatze angeht? Hmmm, die muß sich bei der Neuauflage leise an mir vorbeigeschlichen haben ...
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Fazit und persönliche Eindrücke:
Scherrer ist ein wunderbarer Duft der Stärke und sogleich Ruhe ausstrahlt. Fast so, wie eine grüne Uniform! Er gehört zu jenen, die Dufteindrücke vermitteln, über die man immer wieder von Neuem philosophieren könnte. Stets entdeckt man etwas neues unter dem grünen Mantel. Es handelt sich hierbei nicht um einen frischen oder etwa kalten Duft sondern um um ein Dufterlebnis, dass ich gerne mit teurem Olivenöl vergleichen möchte. Gehaltvoll, grün, leicht nussig, aromatisch und weich! Natürlich bringen Blütenakkorde die nötige Brillianz ins Spiel! Dieser Duft braucht seine Zeit, gibt man sie ihm, überrascht er sehr positiv und kann leicht zum Signaturduft werden.
Vorraussetzung: man mag grüne Düfte oder entfernte Verwandte (Carven, No19, Coriandre, Le Dix, ect...)
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Ein Duft für jeden Tag, für jeden guten Tag und für die Tage, an denen man eine Uniform braucht, die das seelische Rückrat stützt und warm hält...
21 Antworten


Scherrer ist wohl so, wie ich Connemara gern gehabt hätte: Grün, feucht, aber deutlich wärmeres Klima.
Ich bin begeistert davon, wie weich und angenehm dieses Parfum am Körper liegt.