08.04.2021 - 11:14 Uhr
Medusa00
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Medusa00
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Mein Geheimtipp an alle Neochyprioties
Als ich vor 10 Jahren auf parfumo aufschlug war das Thema Chypre gar keins oder nur am Rande erwähnenswert. Ja, ich wurde sogar belächelt wegen meiner Chyprevorliebe. Was mir aber am berühmten Arsch vorbei ging. Damals tummelten sich Blumen, Konfekt und Nischenhäuser am Dufthimmel. Letztere eroberten aber erst das allgemeine Duftinteresse und einige wurden immer schräger. Jeder der was auf sich hielt trug angeblich nur noch Nische, jedenfalls wurde es behauptet, aber das Internet ist ja geduldig so wie früher Papier,
Das Haus Scherrer ging auch immer am Mainstream vorbei. Zum Glück!
Jean Louis Scherrer (1935-2013) war ein französischer Modeschöpfer. Er schuf Mode im nüchternen und elegantem Stil. 1979 stellte er mit JLS sein erstes Parfüm vor. Es sollte (damals) eine subtile Verbindung aus 150 Zutaten gewesen sein. Ich finde die Duftschöpfungen des Hauses Scherrer alle grandios, wobei ich jedoch nicht weiß wieviele der Reformulierung zum Opfer gefallen sind.
Für alle, die nun von Praline oder soliflor weg sind, ist JLS eine Offenbarung. Wer sich bisher immernoch schwer getan hat einen Chypre zu erkennen, weiß schon nach dem 1. Sprüher bescheid. AHA; DAS IST EIN CHYPRE! Wobei der gute Scherrer kein Donnerchypre ist, der Euch sofort aus den Pantinen kloppt.
Ich könnte jetzt die Pyramide runter rattern. Mache ich nicht, geht auch nicht wegen seiner Dichte und Subtilität. Aber ich möchte Euer Kopfkino anschalten.
Stellt Euch mal vor ihr sitzt morgens bei Sonnenaufgang auf einer Wiese. Ich meine eine Wiese, nicht auf 3 cm getrimmter englischer Rasen auf dem kein Gänseblümchen, geschweige denn Biene, Hummel oder Schmetterling eine Chance haben.
Es ist noch sehr kalt und es glitzert Eis und ein Hauch von Raureif auf dem Gras. So wie in den letzten Tagen dieses Jahres. Schiebt Euch eine Decke unter den Hintern, sonst verkühlt Ihr Euch die Blase oder andere wichtige Organe.
Trotzdem blühen schon vorwitzig ein paar mutige Blumen und das Moos an der Westseite alter Bäume riecht feucht und an ihm hängen die Perlen des nächtlichen Nebels.
Als die Sonne hoch steigt, zutscht sie den letzten Reif von der Wiese und grüne Schleier ziehen gen Himmel.
Die Vögel zwitschern schon lange an diesem Morgen und wenn sie das nicht tun, dann müßt Ihr das übernehmen, weil Ihr eine wunderbare Entdeckung gemacht habt.
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