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11.04.2021 - 03:13 Uhr
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54
Faszination kennt keine Grenzen - und Geschlechtereinteilungen ohnehin nicht...
Mitte der 80er ereignete sich die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl;
Mitte der 80er kannte die Welt die Hand Gottes (möge der Herr im Himmel ihn selig haben);
Mitte der 80er waren Karottenhosen, Schulterpolster und sogen. oversized Blazer en Vogue;
und Mitte der 80er, genauer gesagt 1986, brachte Jean-Louis-Scherrer einen Duft raus, den ich betörend, klassisch, elegant und sehr reizend finde.
[...]
Moment, Jean-Louis wer? Für diejenigen, die ihn (noch) nicht kennen:
Jean-Louis Scherrer war ein Pariser Modeschöpfer, der als Kind die schrecklichen Jahre des Zweiten Weltkriegs durchleben musste und sich mit unbändigem Willem und Ehrgeiz hoch gearbeitet und eine beeindruckende Karriere hingelegt hat.
Vor dem Eintritt in die Welt der Mode jedoch versuchte er sich noch als Tänzer an der 'Conservatoire de Paris', eine im Jahre 1795 gegründete Hochschule für Musik und Tanz. Als talentierter junger Kerl setzte man noch berechtigt große Hoffnungen in ihn, ehe er sich verletzungsbedingt vom Tanzen verabschiedete und der Haute Couture zuwandte.
Seine ersten Schritte in der neuen Branche machte Scherrer gemeinsam mit, oder besser gesagt für Christian Dior, als er 1956 ihm beitrat und dort als Designer-Assistent neben Yves Saint Laurent seine Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen durfte. Nach dem Tod Dior‘s leistete er seinen Dienst noch für Louis Féraud, ebenfalls Modemacher und Künstler, ehe er sich 1962 seinen Traum vom eigenen Unternehmen erfüllte.
Jahrelange Kontakte und Beziehungen ins Ausland, insbesondere die USA, machten ihn schnell zu einem international renommierten Herren in seinem Metier. Seine Mode war besonders für seine Opulenz und Luxus bekannt. Perlenbesteckte Kleidungsstücke, die aufwändig bestickt wurden, zierten seine Handschrift.
[...]
Inmitten dieser Erfolge brachte er - wie viele Designer - alsbald Düfte auf den Markt. Die beiden Chypre-Klassiker von 1979, sowohl in Form von EdT, als auch EdP, gehören sicherlich wohl zu den berühmtesten Parfums, die seinen Namen tragen.
Scherrer 2 EdT wiederum geht in eine etwas andere Richtung. Es ist ein sinnlich-würziges orientalisches Blumenbouquet, der mich gleich gepackt hat. Warm, balsamisch, animalisch, sauber, floral; alles Adjektive, die ich diesem Duft zuschreiben würde.
Gleich beim Riechen des Sprühkopfs war ich sehr angetan. Zu Beginn nimmt man nämlich die intensiven floralen Noten wahr, die eine wunderbar erfrischende Einheit mit einer fruchtigen Mandarinennote bilden. Es stelle sich vor man steht in einem Garten herrlich duftender Blüten, und genießt grade eine prickelnd saftige Mandarine.
Doch nicht lange lassen die ersten würzigen Töne auf sich warten, denn hier nehme ich insbesondere den Zimt und die Myrrhe wahr. Diese lösen die anfängliche Flower-Power ab und verleihen dem Duft seinen sinnlich-würzigen und leicht süß-balsamischen Akkord, der auch von minimal harzigen Nuancen umhüllt ist.
Zur Basis hin zeigt der Duft nochmal seine facettenreiche Entwicklung, indem er eine seifige Note erhält, wo ich sogar einen Hauch von Animalik rieche, jedoch auf eine sehr edle und saubere Art und Weise. Insgesamt behält der Duft auch seine durch und durch feminine Aura über den gesamten Verlauf hinaus bei.
Der edle Flakon aus klarem Glas sticht durch seine Eleganz hervor und soll durch seine schmale und geradlinige Optik die New Yorker Wolkenkratzer der 30er-Jahre symbolisieren.
[...]
Ich empfinde den Duft gerade am Anfang als durchaus intensiv und würde deshalb raten beim Dosieren achtsam zu sein. Hier reichen 2-3 Spritzer mMn vollkommen aus, denn diese halten bereits gute 8h auf meiner Haut. Dass er ordentlich Dampf im Hintern hat, kann man sich wahrscheinlich aufgrund der komplexen Zusammensetzung ohnehin gut vorstellen. Freunde von größeren Sillagewolken werden hier sicher gut mit versorgt und ihre Freude haben.
In meinen Augen ist er etwas besser für die kältere Saison geeignet, denn trotz des floralen Charakters zu Beginn wäre er mir persönlich für warmes Wetter einen ticken zu stark und multischichtig in seiner ganzen Machart.
Fazit:
Der Scherrer 2 EdT ist in meinen Augen ein sinnlich-kreativer und betörend-anziehender 80er-Orient-Klassiker mit einem chyprelastigen Einschlag aus der Haute-Couture-Welt der französischen Hauptstadt, den ich wahnsinnig schön finde.
Opulent und attraktiv, sexy und stilvoll. Komplexität in edelster Form bekommt man mit diesem Duft, den ich auf eine Art und Weise mit klassischen Gemälden aus früheren barocken Zeiten assoziiere.
Klassifiziert zwar für die Damen, trage ich ihn dennoch mit Freude auf, denn Geschlechtereinteilungen o.ä. habe ich ohnehin nie was gegeben.
Tragt und duftet, was und wie ihr wollt...
Faszination kennt keine Grenzen - und Einteilungen in Geschlechter erst recht nicht...
[...]
Ganz lieben Dank an Alliage, die mich schon öfters mit Pröbchen von Damen-Klassikern versorgt hat, so wie neulich auch mit diesem Duft.
Und danke an alle, die sich die Zeit für’s Lesen genommen haben!
Mitte der 80er kannte die Welt die Hand Gottes (möge der Herr im Himmel ihn selig haben);
Mitte der 80er waren Karottenhosen, Schulterpolster und sogen. oversized Blazer en Vogue;
und Mitte der 80er, genauer gesagt 1986, brachte Jean-Louis-Scherrer einen Duft raus, den ich betörend, klassisch, elegant und sehr reizend finde.
[...]
Moment, Jean-Louis wer? Für diejenigen, die ihn (noch) nicht kennen:
Jean-Louis Scherrer war ein Pariser Modeschöpfer, der als Kind die schrecklichen Jahre des Zweiten Weltkriegs durchleben musste und sich mit unbändigem Willem und Ehrgeiz hoch gearbeitet und eine beeindruckende Karriere hingelegt hat.
Vor dem Eintritt in die Welt der Mode jedoch versuchte er sich noch als Tänzer an der 'Conservatoire de Paris', eine im Jahre 1795 gegründete Hochschule für Musik und Tanz. Als talentierter junger Kerl setzte man noch berechtigt große Hoffnungen in ihn, ehe er sich verletzungsbedingt vom Tanzen verabschiedete und der Haute Couture zuwandte.
Seine ersten Schritte in der neuen Branche machte Scherrer gemeinsam mit, oder besser gesagt für Christian Dior, als er 1956 ihm beitrat und dort als Designer-Assistent neben Yves Saint Laurent seine Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen durfte. Nach dem Tod Dior‘s leistete er seinen Dienst noch für Louis Féraud, ebenfalls Modemacher und Künstler, ehe er sich 1962 seinen Traum vom eigenen Unternehmen erfüllte.
Jahrelange Kontakte und Beziehungen ins Ausland, insbesondere die USA, machten ihn schnell zu einem international renommierten Herren in seinem Metier. Seine Mode war besonders für seine Opulenz und Luxus bekannt. Perlenbesteckte Kleidungsstücke, die aufwändig bestickt wurden, zierten seine Handschrift.
[...]
Inmitten dieser Erfolge brachte er - wie viele Designer - alsbald Düfte auf den Markt. Die beiden Chypre-Klassiker von 1979, sowohl in Form von EdT, als auch EdP, gehören sicherlich wohl zu den berühmtesten Parfums, die seinen Namen tragen.
Scherrer 2 EdT wiederum geht in eine etwas andere Richtung. Es ist ein sinnlich-würziges orientalisches Blumenbouquet, der mich gleich gepackt hat. Warm, balsamisch, animalisch, sauber, floral; alles Adjektive, die ich diesem Duft zuschreiben würde.
Gleich beim Riechen des Sprühkopfs war ich sehr angetan. Zu Beginn nimmt man nämlich die intensiven floralen Noten wahr, die eine wunderbar erfrischende Einheit mit einer fruchtigen Mandarinennote bilden. Es stelle sich vor man steht in einem Garten herrlich duftender Blüten, und genießt grade eine prickelnd saftige Mandarine.
Doch nicht lange lassen die ersten würzigen Töne auf sich warten, denn hier nehme ich insbesondere den Zimt und die Myrrhe wahr. Diese lösen die anfängliche Flower-Power ab und verleihen dem Duft seinen sinnlich-würzigen und leicht süß-balsamischen Akkord, der auch von minimal harzigen Nuancen umhüllt ist.
Zur Basis hin zeigt der Duft nochmal seine facettenreiche Entwicklung, indem er eine seifige Note erhält, wo ich sogar einen Hauch von Animalik rieche, jedoch auf eine sehr edle und saubere Art und Weise. Insgesamt behält der Duft auch seine durch und durch feminine Aura über den gesamten Verlauf hinaus bei.
Der edle Flakon aus klarem Glas sticht durch seine Eleganz hervor und soll durch seine schmale und geradlinige Optik die New Yorker Wolkenkratzer der 30er-Jahre symbolisieren.
[...]
Ich empfinde den Duft gerade am Anfang als durchaus intensiv und würde deshalb raten beim Dosieren achtsam zu sein. Hier reichen 2-3 Spritzer mMn vollkommen aus, denn diese halten bereits gute 8h auf meiner Haut. Dass er ordentlich Dampf im Hintern hat, kann man sich wahrscheinlich aufgrund der komplexen Zusammensetzung ohnehin gut vorstellen. Freunde von größeren Sillagewolken werden hier sicher gut mit versorgt und ihre Freude haben.
In meinen Augen ist er etwas besser für die kältere Saison geeignet, denn trotz des floralen Charakters zu Beginn wäre er mir persönlich für warmes Wetter einen ticken zu stark und multischichtig in seiner ganzen Machart.
Fazit:
Der Scherrer 2 EdT ist in meinen Augen ein sinnlich-kreativer und betörend-anziehender 80er-Orient-Klassiker mit einem chyprelastigen Einschlag aus der Haute-Couture-Welt der französischen Hauptstadt, den ich wahnsinnig schön finde.
Opulent und attraktiv, sexy und stilvoll. Komplexität in edelster Form bekommt man mit diesem Duft, den ich auf eine Art und Weise mit klassischen Gemälden aus früheren barocken Zeiten assoziiere.
Klassifiziert zwar für die Damen, trage ich ihn dennoch mit Freude auf, denn Geschlechtereinteilungen o.ä. habe ich ohnehin nie was gegeben.
Tragt und duftet, was und wie ihr wollt...
Faszination kennt keine Grenzen - und Einteilungen in Geschlechter erst recht nicht...
[...]
Ganz lieben Dank an Alliage, die mich schon öfters mit Pröbchen von Damen-Klassikern versorgt hat, so wie neulich auch mit diesem Duft.
Und danke an alle, die sich die Zeit für’s Lesen genommen haben!
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