Jean-Louis Scherrer Jean-Louis Scherrer 1979 Eau de Toilette
87
Top Rezension
Fauxpas !
Kürzlich habe ich mir ein wenig den Unmut meiner Tochter zugezogen, als ich in einer meiner letzten Rezensionen durchblicken ließ, sie sei dufttechnisch vor allem im Drogeriesegment unterwegs. Meine Tochter kann damit zwar gut umgehen, sie ist schon ein großes, selbstbewustes Mädchen und steht mit beiden Beinen in Familie und Beruf, dennoch war ihre „frauliche Ehre“ wohl etwas angekratzt. Verstärkte Sticheleien und Spitzen bezüglich meines Parfümengagements ließen mich bei ihrem letzten Besuch aufhorchen und führten schnell zu meinem Fauxpas ihr gegenüber.
Da wir uns oft gegenseitig aufziehen und herumalbern, war auch schnell eine „Versöhnung“ erreicht. Im Ergebnis wollte meine Tochter den Einstieg ins Parfümsegment wagen und sich dafür aus meinem Fundus etwas aussuchen und ich versprach ihr, mit beratenden Vorschlägen hilfreich zur Seite zu stehen. Das olfaktorische Schicksal nahm so seinen Lauf und nach zwei Stunden hatte sich Madame entschieden.
Mit eindeutigem Vorsprung wählte sie für sich das EdT Jean-Louis Scherrer von Jean-Louis Scherrer. Für mich hat selten ein Parfüm so gut gepasst, wie dieser Duft zu ihr. Am EdT Jean-Louis Scherrer ist nichts durchschnittlich, ganz genau wie auch nichts durchschnittlich ist an dieser jungen Frau im besten Alter, wobei der Stolz des Vaters sicher ein wenig mit mir dabei schwanger geht.
Laut ist er nicht dieser Scherrer, schon gar nicht aufdringlich. Kraftvoll ist er, ausdauernd und von kühler, klarer Eleganz. Weit weg von einer beigefarbiger Behaglichkeit verbreitet der Duft neben Eleganz aber auch legere Lässigkeit, so als trüge man zum stilvollen Kostüm statt edler Pumps nur bequeme Sneakers und ließe sein Jäckchen dazu auch noch offen. Das Parfüm hat nichts mädchen- oder knabenhaftes, es ist für Erwachsene gemacht.
Zitrisch aromatisch beginnt das EdT, auch etwas bittrig-säuerlich, was den grünen Charakter des Scherrers von Anfang an gut unterstreicht. Fein ausgewogen und nicht zu herb oder schroff mischen sich die Zitrusnoten schnell mit einem üppigen, blütigen Blumenbouquet in leicht seifigem Gewand. Dominant grün-floral duftet nun die große Bühne, als dieser Hauptakkord gespielt wird, der sich völlig unsüß präsentiert und auch nicht staubtrocken, eher erdfeucht, moosig, krautig-nass, in Facetten ähnlich klammen Leders. In jedem Fall grün, grün und nochmals grün.
Schon im Hauptakkord gegenwärtig, gewinnen die opulenten erdigen, holzigen und wurzlig-moosigen Aromen der Basis im Verlauf der Duftentwicklung die Oberhand und geben dem Parfüm den ungewöhnlich grünen Tiefegang, der im Gedächtnis bleibt. Da kratzt oder sticht nichts, an der Oberfläche wird es wärmer, cremig und auch ein Hauch Rauch ist dabei, während der kühle Grund weiterhin markant grün gehalten wird. Das passiert so mühelos und geschmeidig, daß ich fast das Wort Perfektion verwendet hätte.
Womit wir wieder bei meiner Tochter wären (wie gesagt, Stolz kann auch die Sicht trüben und außerdem muss ich aufpassen, daß ich bei soviel Lob für sie damit nicht gleich den nächsten Fauxpas bei meinem Sohn lande)!
Da ich jedem Parfüm auch erotisches Potential zugestehe, wollte ich natürlich von der frischen Scherrer-Trägerin wissen, wie sie ihren neuen Duft aus dieser Sicht betrachtet? Ein Kuschelduft für verliebte Stunden sei der Scherrer nicht, kam es wie aus der Pistole geschossen, auch kein Verführer oder Versöhner und schon gar kein duftiges Aphrodisiakum. Die Trägerin des Parfüms sollte hier selbst aktiv werden, den ersten Schritt tun und dies in der Gewissheit mit dem Scherrer-Duft ernst genommen zu werden, wenn sie die natürliche Distanz auflöst. Der Duft ist wie ein Versprechen, gibst du mir, so geb ich dir, laß uns Spass haben und uns gegenseitig erfreuen. Wie schon gesagt, nichts ist hier durchschnittlich.
Ich bin erfreut über ihre Wahl des EdT Jean-Louis Scherrer, schließlich gefällt mir das Parfüm auch sehr gut und ich merke, daß es vortrefflich mit meiner Tochter harmoniert. Meine Empfehlung für sie kam nur auf den zweiten Platz, es war Obsession.
Herzlichen Dank!
Da wir uns oft gegenseitig aufziehen und herumalbern, war auch schnell eine „Versöhnung“ erreicht. Im Ergebnis wollte meine Tochter den Einstieg ins Parfümsegment wagen und sich dafür aus meinem Fundus etwas aussuchen und ich versprach ihr, mit beratenden Vorschlägen hilfreich zur Seite zu stehen. Das olfaktorische Schicksal nahm so seinen Lauf und nach zwei Stunden hatte sich Madame entschieden.
Mit eindeutigem Vorsprung wählte sie für sich das EdT Jean-Louis Scherrer von Jean-Louis Scherrer. Für mich hat selten ein Parfüm so gut gepasst, wie dieser Duft zu ihr. Am EdT Jean-Louis Scherrer ist nichts durchschnittlich, ganz genau wie auch nichts durchschnittlich ist an dieser jungen Frau im besten Alter, wobei der Stolz des Vaters sicher ein wenig mit mir dabei schwanger geht.
Laut ist er nicht dieser Scherrer, schon gar nicht aufdringlich. Kraftvoll ist er, ausdauernd und von kühler, klarer Eleganz. Weit weg von einer beigefarbiger Behaglichkeit verbreitet der Duft neben Eleganz aber auch legere Lässigkeit, so als trüge man zum stilvollen Kostüm statt edler Pumps nur bequeme Sneakers und ließe sein Jäckchen dazu auch noch offen. Das Parfüm hat nichts mädchen- oder knabenhaftes, es ist für Erwachsene gemacht.
Zitrisch aromatisch beginnt das EdT, auch etwas bittrig-säuerlich, was den grünen Charakter des Scherrers von Anfang an gut unterstreicht. Fein ausgewogen und nicht zu herb oder schroff mischen sich die Zitrusnoten schnell mit einem üppigen, blütigen Blumenbouquet in leicht seifigem Gewand. Dominant grün-floral duftet nun die große Bühne, als dieser Hauptakkord gespielt wird, der sich völlig unsüß präsentiert und auch nicht staubtrocken, eher erdfeucht, moosig, krautig-nass, in Facetten ähnlich klammen Leders. In jedem Fall grün, grün und nochmals grün.
Schon im Hauptakkord gegenwärtig, gewinnen die opulenten erdigen, holzigen und wurzlig-moosigen Aromen der Basis im Verlauf der Duftentwicklung die Oberhand und geben dem Parfüm den ungewöhnlich grünen Tiefegang, der im Gedächtnis bleibt. Da kratzt oder sticht nichts, an der Oberfläche wird es wärmer, cremig und auch ein Hauch Rauch ist dabei, während der kühle Grund weiterhin markant grün gehalten wird. Das passiert so mühelos und geschmeidig, daß ich fast das Wort Perfektion verwendet hätte.
Womit wir wieder bei meiner Tochter wären (wie gesagt, Stolz kann auch die Sicht trüben und außerdem muss ich aufpassen, daß ich bei soviel Lob für sie damit nicht gleich den nächsten Fauxpas bei meinem Sohn lande)!
Da ich jedem Parfüm auch erotisches Potential zugestehe, wollte ich natürlich von der frischen Scherrer-Trägerin wissen, wie sie ihren neuen Duft aus dieser Sicht betrachtet? Ein Kuschelduft für verliebte Stunden sei der Scherrer nicht, kam es wie aus der Pistole geschossen, auch kein Verführer oder Versöhner und schon gar kein duftiges Aphrodisiakum. Die Trägerin des Parfüms sollte hier selbst aktiv werden, den ersten Schritt tun und dies in der Gewissheit mit dem Scherrer-Duft ernst genommen zu werden, wenn sie die natürliche Distanz auflöst. Der Duft ist wie ein Versprechen, gibst du mir, so geb ich dir, laß uns Spass haben und uns gegenseitig erfreuen. Wie schon gesagt, nichts ist hier durchschnittlich.
Ich bin erfreut über ihre Wahl des EdT Jean-Louis Scherrer, schließlich gefällt mir das Parfüm auch sehr gut und ich merke, daß es vortrefflich mit meiner Tochter harmoniert. Meine Empfehlung für sie kam nur auf den zweiten Platz, es war Obsession.
Herzlichen Dank!
76 Antworten


Obsession gefällt mir persönlich übrigens auch einen Tick besser.
Ich habe die Familiengeschichte gerne weiterverfolgt.
Da sind wir gespannt, wohin Ihre Duftreise Sie noch führen mag. Viel Freude dabei wünsche ich dem harmonischen Gespann.
Schön dass du vielleicht deine Tochter mit der Leidenschaft zu feinen Düften angesteckt hast.
Sehr gerne gelesen!
Und vielleicht verfasst sie auch bald so wunderbare Duftbeschreibungen wie diese, die mich dazu verführt hat, den Duft kennen- und lieben lernen zu wollen.
Sehr schön beschrieben, persönlich und man spürt den Stolz des Papas. Dankeschön fürs Teilen.
Auf den Scherrer bin ich gespannt, der liegt schon ewig zum Test, das werde ich jetzt aber mal angehen. Und Obsession ist prinzipiell natürlich auch eine gute Wahl, wenn auch in vielerlei Hinsicht wohl das genaue Gegenteil vom Scherrer - aber es gibt ja verschiedenen Stimmungen, also gibt den Deiner Tochter ruhig auch mit.
Der Duft liegt hier schon seit einem Weilchen und wartet auf mich, nach deiner wunderbaren Rezi muss er nun endlich mal unter die Nase. :)
Diesen hier kenne ich leider nicht, würd ihn aber gerne mal an jemandem schnuppern.
Dir Duftnoten von Scherrer klingen toll, die Beschreibungen (auch Deine) - fantastisch. Der Duft müsste mir gefallen - und doch komme ich damit nicht klar. Obsession hätte ich genommen ;)
Mal sehen, welcher Flakon von dir demnächst verschwindet ;-)
Ich habe den auch in meiner Sammlung und bin immer noch erstaunt, wie zeitlos er ist.
Diese Art von Düften kann sehr wohl erotisierend wirken, dafür braucht es aber etwas Reife.
Wie dem auch sei, ich wünsche Deiner Tochter sehr, sehr viel Spaß mit diesem herrlichen Chypre!
Obsession fand ich ja immer ein Stück zu gewollt.
Grüße an deine Kleine,Große.
Mit Freude habe ich Deine Rezension gelesen. Und kann Deinen Stolz zu 100% nachempfinden.
Und wie immer war eine präzise Duftbeschreibung dabei. Also wieder eine klasse Rezension von Dir, lieber Ponticus!.🏆🏆🏆
Frauenpower Pokal.