SmellMe

Ich bin kein Fan von lauten Blumendüften und hatte bei einem Parfum namens "Champaca" mit dem Schlimmsten gerechnet. Doch Ormonde Jaynes Version hat mich zugegebenermaßen positiv überrascht: Entgegen meiner Erwartungen ist dies ein intimer, beschwingter frühlingshafter Blütenduft, der weit entfernt von angriffslustigen Killer-Blumenstrauß-Aromen auf angenehm leise Art gefangen nimmt. Er ist zu Anfang ein bisschen süßer als er sich im Laufe der Zeit entwickelt, normalerweise kenne ich das eher anders herum, aber hier zieht sich die leicht synthetische Süße nach einigen Minuten etwas zurück und er gefällt mir besser. Trotz mädchenhafter Verspieltheit handelt es sich hier nicht um einen typischen "Mädchen-Duft" – dafür sorgt eine freche Prise Pfeffer und die angenehm zurückhaltende Würze der Myrrhe.

Champaca ist fröhlich, locker, leicht und dabei auch interessant und besonders. Er kitzelt in der Nase und seine Frische verbindet sich schön mit der Wärme der Haut, nach einer Weile bekommt er gar etwas Kuscheliges. Für mich ein toller Frühlings- und Sommerbegleiter, der sonnige Laune verbreitet.

Meinem Mann gefällt er übrigens auch sehr gut und wir sind uns nicht allzu oft einig.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich das noch einmal sagen würde, aber es ist so: Ich habe MEINEN Duft gefunden. Nicht, dass ich gewusst hätte, wonach ich überhaupt gesucht habe, aber nach hunderten Probe-Verköstigungen habe ich endlich einen Duft gefunden, an dem mich nichts, aber auch gar nichts stört und ich einfach nur denke: Mmmhhh!

Mood Indigo ist hauptthematisch ein Weihrauchduft, doch anders als bei den meisten Weihrauchdüften, die mir unter die Nase gekommen sind, hat dieser rein gar nichts Schwülstiges, sondern riecht strahlend hell, fast schon sauber-rauchig, was auf mich eine ultimative Entschleunigungswirkung hat. Ein Atemzug und ich bin hellauf entspannt – und super glücklich. Fast so, als ob er bei mir einen Endorphin-Push auslöst. Allein das ist ein Grund, weshalb ich dieses Parfum liebe – es zaubert mir einfach ein Lächeln ins Gesicht. Und wie es meistens so ist mit den guten Sachen, man kann gar nicht genug davon bekommen. So erwische ich mich ca. alle 5 Minuten mit der Nase am Handrücken, um noch eine Dosis Mood Indigo zu inhalieren.
Schön ist auch, dass er trotz seiner Würzigkeit kein bisschen Schwere hat und für einen Gewürzduft einmalig leicht daher kommt. Ich glaube, den kann man selbst bei mehrmaligem Sprühen nicht überdosieren, auch eine Eigenschaft, die ich sehr schätze.

Zum Film kann ich nichts sagen, ich habe ihn nicht gesehen und muss auch zugeben, dass die Hintergrundstory zu diesem Parfum mich eher weniger interessiert – ich bin einfach nur froh, diese Perle gefunden zu haben und werde sie sicher nicht mehr hergeben.

Beim ersten Test von Green Cachemire wusste ich so gar nicht, wie ich diesen Duft einordnen sollte. Was nicht heißt, dass es nicht sofort KLICK gemacht hat – das hat es nämlich. Nachdem ich dem Verkäufer meine Begeisterung kundtun konnte, wurde mir glücklicherweise eine Probe mit nach Hause gegeben, sodass ich dieses Kleinod noch einmal ganz in Ruhe auf dem Sofa beschnuppern konnte.

Und auch dort bestätigte sich: Green Cachemire hat es mir wirklich angetan. Er ist grün, aber keineswegs Blatt-Grün, sonder pastellig Pistazien-Grün, mit einer nussig-cremigen Note, fast schon gourmandig (was normalerweise nicht mal meinem Beuteschema entspricht). Ein bisschen riecht A wie süßes Pistazienmousse, so dezent gezuckert, dass er sogar für Männer noch tragbar ist. Er ist weich und hat dennoch eine gewisse Würze, die ihm das gewisse Etwas verleiht – ich vermute, da ist mein geliebter Kardomom im Spiel.

Sehr lecker und einzigartig (wie im Übrigen die ganze Red Series). Tokyo Musk und Wonder Tonka gefallen mir ebenfalls außerordentlich gut, haben jedoch beide einen eher maskulinen Einschlag. Wenn Frau da drüber stehen kann, könnten sie am liebsten alle einziehen :D

Immer das Gleiche mit Sévigné: Es könnte so schön werden, sie flirten mich an, wie sie im kleinen Schwarzen so zu mir rüber zwinkern, doch je näher wir uns kommen, desto mehr können wir uns dann doch nicht so ganz riechen.

Die Pyramide las sich vielversprechend – da könnte endlich mal ein Volltreffer auf mich warten! Einem ersten Date stand also nichts mehr im Wege. Schnell noch die Haare zurechtgerückt und einen koketten Spritzer aufs Handgelenk gesprüht ... Dann der erste, erwartungsvolle Riecher: Gewürze. Hmm. Schnell nochmal die Pyramide gespickt ... außer Pfeffer sind da doch gar keine drin? Verwirrt beschließe ich, der Liebelei ein wenig Zeit einzuräumen und später noch einmal zu schnuppern, wenn sich die Kopfnote verzogen hat. In Liebesdingen hört man ja bekanntlich sowieso lieber aufs Herz ...

Doch auch nach einer adäquaten Verschnaufpause will sich Amor mal wieder nicht blicken lassen. Es bleibt eben nach wie vor unergründlich, wann, wieso und ob es einen erwischt – daran können weder Partnerbörsen noch Duftpyramiden etwas ändern.

Trotzdem wollen wir mal nicht zu überkritisch sein und der Komposition dennoch eine gewisse Anziehungskraft zusprechen. Vielleicht etwas für eine Nacht, wenn mir nichts besseres über den Weg läuft ...