Teeguru

Teeguru

Rezensionen
Teeguru vor 11 Jahren 14 7
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Ein frischer Hauch Gentility
"Frische" Düfte sind besonders bei warmen Wetter (nicht also in diesem Bibbermai) gefragt und geliebt. Meist gemeint sind damit Zitrus-Düfte, die bestimmt ihre Daseinsberechtigung haben. Garantiert. Aber bisher fand ich nur einen, welchen ich auf meiner Haut ertragen habe, das war Cacharel - Pour l'Homme.

Als ich die "Pyramide" von Alt-Innsbruck las wurde mir leicht mulmig. Menthol...China-Öl. Tabak...Kippen. Beides nicht mein Fall, besonders als Duft. Neugierig auf diese frische Alternative war ich trotzdem. Dank einer Probeabfüllung von Formicula kam es schließlich zu meiner ersten Begegnung mit diesem Klassiker.

Mein erster Gedanke waren tatsächlich Kaugummi-kauende Jugendliche, keinesfalls jedoch an meinen Opa - dabei wurde ich so oft "gewarnt" wie altbacken und konservativ der Duft doch sei. Ich sehe in ihm eine gewisse Spur Gentility - wenn das nur was für alte Herren sein soll, meinetwegen. Gefallen tut der Duft mir trotzdem, insbesondere wegen der auch die taktilen Sinne betreffenden Wirkung. Das Zeug kühlt wirklich brutal, besonders nach der Nassrasur angewandt hat das schon etwas leicht masochistisches und dennoch höchst angenehmes.

Alt-Innsbruck ist ein super Duft für heiße Tage, besonders für Menschen wie ich welche sich mit Zitrus und Aquatik nicht wirklich anfreunden können - die Mentholwelle sollte man jedoch abklingen lassen, bevor man sich damit ins Büro wagt. Der Virginia-Tabak hingegen zeigt sich in Form einer unaufdringlichen und doch nicht zu verachtenden Süße, auf welche ich bislang fast ausschließlich positiv angesprochen wurde.

Heute führte ich den Praxistest durch. Auch an kalten niedersächsischen Regentagen macht Alt-Innsbruck genau das was es soll: Unkompliziert erfrischen und den inneren Gentleman aktivieren. Ich bin sehr zufrieden mit der Anschaffung des 100ml-Flakons (der übrigens mit seinem eleganten Ballon-Zerstäuber auch ganz gut was hermacht).
7 Antworten
Teeguru vor 11 Jahren 19 6
7
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Hassliebe
Knize Ten ist für mich tatsächlich ein Duft voller scheinbarer Widersprüche. Eine Hassliebe, grünes Rot, ein edeles Wesen und zugleich animalisches Monstrum...genau diese offensichtlich unverbindlichen Einzelperspektiven machen Knize Ten für mich jedoch auch so rund und einmalig.

Bei meiner ersten Begegnung wurde mir ähnlich schlecht wie bei Mazzolaris Lui und ich dachte, ich würde diesen Duft nie wieder auf meine Haut nehmen. Weit gefehlt. Ich erwischte mich, wie ich mich immer wieder zu meiner Probe schlich und am Flakon roch. Als ich ihn mir aufsprühte, fühlte es sich dann jedes Mal so an, als täte ich, nicht zuletzt aufgrund meines Alters von Mitte 20, etwas verbotenes - und doch hatte der üppige Tabak-Leder-Duft es mir angetan.

Wie eingangs erwähnt schafft Knize Ten in meinen Augen viele unmögliche Spagate. Frisch und doch schwer und opulent. Elegant und tierisch. Altbacken und aufregend. Für mich kein Duft für alle Tage, aber für viele Anlässe.

Er passt zum Anzug, wenn man das Selbstbewusstsein hat und sparsam ist (das gilt eigentlich als Generalempfehlung). Er passt zum Shetland-Pulli an kühlen und dunklen Herbsttagen. Er passt zum norddeutschen Dauerregen dieser Tage und zur Lederjacke. Und mit jeder Facette, die mir dieses geheimnisvolle "Toilet Water" offenbart, kippt das Verhältnis zunehmend vom Hass zur Liebe. Nicht jeder in meiner Umwelt teilt diese Einstellung - doch bin ich überzeugt, dass auch meine Mitmenschen ihn mit mir zu schätzen lernen werden. Sie werden keine Wahl haben - denn ich bin bereits süchtig.
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