Terra
Terras Blog
vor 9 Jahren - 25.06.2015
10 13

Gedanken, Wirrwarr und Sehnsucht

ich sitze gerade hier und denke an zwei Düfte, die es mir nie leicht gemacht haben. Beide hatte ich mal und es war aufwendig, sie mit meinen begrenzten Mitteln zu bekommen. Embruns d' Ambre und Cuir Fauve... einer kaum noch zu bekommen, wenn doch zu Mondpreisen, der Andere mit knapp 550€/100ml ohnehin zu Konditionen, die eigentlich jegliche Relation dessen sprengen, was mir eine Mixtur aus Alkohol, ein wenig Synthetik und ätherischem Öl noch wert ist, um gut zu riechen. Doch gerade kommen mir beide wieder in`s Gedächtnis und ich ärgere mich, sie weggegeben zu haben. Wieso? Ich fand sie damals wohl irgendwann sperrig, kam nicht mehr gut mit ihnen zurecht und habe sie doch kaum getragen um beide am Ende gegen einen anderen Wunsch zu tauschen. Nun bleibt mir die Erinnerung und die Begierde, der Gedanke, dass ich vielleicht noch nicht "Reif genug" für die Düfte war und sie nun viel lieber benutzen würde. Aber wollen wir nicht immer das, was wir nicht haben können? Vielleicht wären sie ja nicht mehr so interessant, würden sie nun in meinem Schrank stehen...

Die Geschichte geht mit einem Duft weiter, der es mir viel leichter macht. Der allseits bekannte und oft geliebte L`Instant von Guerlain. Es ist ewig her, dass ich ihn das letzte Mal getestet habe. Damals fand ich ihn vor allem unheimlich schlecht haltbar, aber toll. Vielleicht nur eine Frage der Dosierung? Ich habe mir Proben der unterschiedlichen Varianten besorgt und bin gespannt. Eigentlich möchte ich momentan genau das: Ein, zwei finanzierbare und nicht übermäßig komplizierte Düfte, mit denen ich mich einfach wohl fühle. Zuviel habe ich in meiner Sammlung, wo ich es entweder zu schade finde, einfach drauflos zu sprühen, was nur an ganz bestimmten, seltenen Tagen gut funktioniert oder sogar manches, worauf ich sogar gar keine Lust (mehr) habe.

Unheimlich viele Düfte durfte ich vor allem auch durch diese großartige Plattform kennenlernen und meine Wahrnehmung, aber auch mein ganzer Bezug zu Duft ändert sich stets. Lange war die Neugier nach besonders ungewöhnlichen, verrückten und abgefahrenen Düften groß, doch irgendwann erscheint kaum noch etwas neu, überrascht nur wenig. Ich habe persönliche Referenzdüfte und große Lieben gefunden. Taucht man in die neue Welt der Nische ein, lässt man sich vielleicht schon manchmal ein wenig von dem Versprechen der Exklusivität, Qualität usw. beeinflussen, doch mit der Zeit bekam ich dann zunehmend den Eindruck, das nicht immer der Preis über die Qualität von einem Duft entscheidet. Ich bemerkte, dass die pudrige Iris in einem Dior Homme beispielsweise durchaus ungewöhnlich in diesem Kontext ist, vielleicht sogar ein wenig mutig, dass man sowas im 60€ Mainstream nur vielleicht schneller/lieber übersieht als in der 600€ Nische. Ich schweife ab, ich möchte auch keinen Vergleich von Mainstream und Nische aufstellen und mich auch nicht weniger der Nische widmen. Nur nebenbei erwähnen, dass man als Parfumo vielleicht manchmal dazu neigen könnte, die Schönheit des Naheliegenden etwas zu übersehen.

Und ich komme zu dem Schluss, dass ich des Öfteren neue Düfte kennenlerne, seit einiger Zeit aber meist an irgendwelche bereits bekannten mehr oder weniger sehnsüchtig zurückdenke. Nein, nicht nur Embruns d' Ambre oder Cuir Fauve. Ich vermisse auch meinen Vintage Azzaro pour Homme, von dem ich nur noch ein paar ML in einer Miniatur habe. Der ebenso viel zu teure Pardon ist einfach wunderbar und der völlig unbekannte Mukhallat Oudh Siufi einfach zum Niederknien schön. Und am Schluss bemerke ich, dass die Düfte die mich umhauen, meist doch unbezahlbar sind - es aber schöne und bezahlbare Düfte gibt, von denen ich die Knaller noch suche.


10 Antworten

Weitere Artikel von Terra