TheSchwae

TheSchwae

Rezensionen
TheSchwae vor 5 Monaten 2 1
8
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Aus der Natur in den Flakon und auf die Couch
Erde, Schmutz, Kälte, wilde Tiere: Inmitten all dessen zu leben, ein Alptraum für den gesitteten Staats-und Stadtmenschen, in wenigen Fällen noch gebucht als geführter Abenteuerurlaub, am liebsten jedoch zur dosierten Unterhaltung auf dem Kanapee ("Into the Wild", "7 vs. Wild", "Naked Survival") oder – Spoiler Alert – sprühstoßbefriedet auf 3cm² Haut im "wilden", "dreckigen", "animalischen" Parfum unserer Wahl.

Dagegen ist nichts einzuwenden, im Gegenteil. Parfums geben unserer Person, die dank mannigfaltiger Pflegeprodukte ihrer natürlichen Körperlichkeit nahezu entledigt wurde (Man stelle sich eine U-Bahn im Hochsommer ohne Deodorant etc. vor...), die Möglichkeit, als die zwiegespaltenen Geistwesen, die wir sind, auch auf anderem Wege unsere fundamentale Leiblichkeit zu schätzen.

Und hier kommt Prins Mriga ins Spiel: Auftragen, fertig, so.

Nach einem äußerst frischen, zitrischen Opening entwickeln sich zunächst koniferische Noten der Fichte und Tanne, um von einem medizinisch-kräuterbestimmten, bald in einen erdig-modrigen Zustand zu wechseln, der an "Find Me in the Dark Chapter II | The Unleashed Apothecary" erinnert und ohne aufdringlich zu werden einige Zeit von Kostuswurzel und Moschus getragen wird. Im Dry-Down wirken schließlich Oud und Jasmin zusammen, wodurch der Duft warm, körpernah, in indolisch-zarter Süße verharrt.

Phantastisch nachgezeichnet bewerkstelligt dieser Duft eine olfaktorische Reise von spritzig-mediterraner Leichtigkeit hin zu schmerzlich-herber Schwerfälligkeit, um uns danach zurück in die Arme unserer Liebsten zu führen. Ohne Kompromisse, menschlich, schön.

P.S.:

(Sollte État Libre d´Orange einen Nachfolger für Sécrétions Magnifiques planen, ihn mir ins Angesicht spritzen und dafür einen Namen benötigen: Von der Couch aus dem Flakon und in die Natur, wäre passend.)
1 Antwort
TheSchwae vor 5 Monaten
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Wie riecht nun die Freiheit, Herr Chieze?
Bevor wir darauf antworten, soll vorausgeschickt werden: Verströmt wird sie inmitten fünf extravaganter Mitstreiter aus Mark Buxtons "Freedom Collection", bevorzugt in einem Zustand musischer Schwebe nachdem durch Chypre "I Want | Mark Buxton Perfumes" der Wille geäußert, durch Animalik "To Break | Mark Buxton Perfumes" der Bruch vollzogen; uns nun endlich die Möglichkeit offensteht "Free | Mark Buxton Perfumes"! zwischen Fougère "Why Not A Fougère | Mark Buxton Perfumes" , Kölnischwasser "Why Not A Cologne | Mark Buxton Perfumes" oder Erinnerungen verlorener Zeit "Mi Confesión | Mark Buxton Perfumes" zu wählen. Soweit Marketing-Ideologie, die unsere Nasen nicht beeindrucken soll. Jaja! Wir sind schließlich nicht zum Spaß auf Parfumo! So ist das.

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Ein erster Sprühstoß verrät zunächst scharfe, bittere Würze, aus der sich bald saftige Bergamotte herauslöst. Jene Fruchtigkeit (tatsächlich mit der einer Ananas zu vergleichen) wandelt sich im Freesia-Akkord zu einer blumig-frischen Note, welche den intensiven, im Grunde trockenen Rauch der Harze glättet, ihre beißenden Kanten nimmt. Die voluminös komponierte Amber-Basis schenkt dabei dem Träger unentwegt ihre würzige Süße (Vanille und Benzoe), ihren zitrisch-holzigen Balsam (Labdanum und Olibanum), wobei das verwendete Räucherwerk nicht im Ansatz sakral anmutet: Wir befinden uns im Profanen, im konfessionslosen Nebel der Freiheit.

Kurzum: Wie riecht sie?

C.: Sie riecht verdammt gut!
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