07.11.2019 - 16:08 Uhr

Floyd
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Floyd
Top Rezension
24
Eins werden mit dem surrealen Rauch
Sie hat ihr Handy am Ohr und er sieht, wie sie lächelt. "Er hat was für uns", sagt sie schließlich, "aber nichts mehr von dem Zeug, was wir gestern hatten." "Kein schwarzer Afghane mehr?" Enttäuscht wendet er sich für einen Moment lang ab. "Komm schon", sagt sie, "er hat was."
Kurze Zeit später sind sie im Park. Aus einem der Schatten, die die noch tief stehende aber wärmende Frühlingssonne hinter die großen alten Bäume wirft, kommt er auf sie zu, lässt den Blick geschult durch den Park wandern und setzt sich schließlich auf die Bank neben die beiden. "Was ist mit dem Afghanen, den wir gestern hatten?" fragt sie ihn. "Ihr könnt Euch doch nicht ständig die Birne wegknallen. Das zerstört Euch noch jeglichen Sinn fürs Feine. Hier, das Zeug kommt aus Wien und heißt Ex Voto." sagt er geheimnisvoll, "Leckerer hellbrauner Kanten, ganz feinkörnig und minimal harzig. Ne Art Pollum." Diskret hält er das kleine, goldgelbe, eckige Stück den beiden nacheinander unter die Nase.
Feinste trocken-rauchige, zu Beginn frisch-harzige Noten sind wahrzunehmen. Beide kennen diesen Geruch nur zu genau, und beide lieben diesen Duft. "In einer Stunde riecht man ihn auch nicht mehr auf Armlänge, dann wird er ganz nah bei Euch sein." lullt er die beiden ein. "Er geht dann mehr ins Würzig-Harzige, die kamilleartige Frische verschwindet. Er wird edler, sandelholziger und zurückhaltender, das Rauchige noch dunkler und öliger." "Wie lange wirkt das Zeug?" will sie wissen. "Kommt drauf an", überlegt er, "Menschen sind verschieden. Bei mir wirkt er mindestens sieben Stunden. So genau kann ich das aber nicht sagen. Das Zeug ist nämlich surreal. Das verwischt die Grenzen zwischen Realität und Wirklichkeit, zwischen dem, was er macht und dem, was Ihr seid. Ganz sanft und beruhigend. Das erdet Euch im Hier und Jetzt.
Manche Leute ballern sich aber auch mit diesem angesagten völlig überzüchteten Zeug so weg, dass sie feinere Sachen wie das hier kaum noch richtig wahrnehmen können. Die brauchen dann halt mehr davon...oder mal ne Pause."
Ohne es zu bemerken sind die beiden ununterbrochen damit beschäftigt, diesen sanften, warmen Duft des Ex Voto in sich aufzusaugen. "Naja, ich seh schon." sagt ihr Buddy schließlich, lässt den beiden den Kanten zurück und verschwindet wieder in den Schatten der Bäume. "Ich seh Euch morgen.." ist er sich sicher.
Eine Pause? Er hat wahrscheinlich Recht. Das braucht man ab und zu. Wieder riechen sie am Duft. Aber nicht jetzt, wirklich nicht!
Nachtrag nach sechs Monaten: Nach etlichen Tests verschiedenster Weihrauchdüfte hat sich dieser für mich als klarer Favorit herausgestellt. Der Rauch ist hier schon fast mehrdimensional, vielschichtig, lebt von dem Gegensatz trocken feinkörniger, leicht süßlich würzig holziger Harzigkeit sowie der Entwicklung von der hellen Kamille, die den Rauch zu Beginn flankiert, hin zu der hautnahen, dunklen und öligen, ambrischen Tiefe, die der Weihrauch zunehmend bekommt. Selbst nach etlichen Stunden scheint man immer noch umgeben von seiner beruhigenden Aura, auch wenn man sich nicht mehr sicher sein kann, ob der Duft noch da ist.
Der Hersteller wirbt mit der Eigenschaft des Duftes, nicht laut zu sein, zu flüstern statt zu schreien, mit dem Träger über die Zeit eins zu werden, sich dabei dynamisch zu entfalten. Mark Buxton ist dieser Philosophie des Wiener Blut-Gründers Alexander Lauber, der der Machart der Düfte Wiens zur Zeit des K.u.K. Reiches auf der Spur ist und diesen Vorbildern nacheifert, gerecht geworden. Ex Voto ist nie langweilig, zu keiner Zeit aufdringlich und jederzeit tragbar.
Die Glasflaschen sind handgefertigte Einzelstücke, die Deckel aus Bakelit (Das Zeug, aus dem früher die Drehlichtschalter gemacht waren).
Ich hielt diese völlig überarbeitete Version des Kommentars für dringend notwendig, um diesem großartigen Duft etwas gerechter zu werden.
Kurze Zeit später sind sie im Park. Aus einem der Schatten, die die noch tief stehende aber wärmende Frühlingssonne hinter die großen alten Bäume wirft, kommt er auf sie zu, lässt den Blick geschult durch den Park wandern und setzt sich schließlich auf die Bank neben die beiden. "Was ist mit dem Afghanen, den wir gestern hatten?" fragt sie ihn. "Ihr könnt Euch doch nicht ständig die Birne wegknallen. Das zerstört Euch noch jeglichen Sinn fürs Feine. Hier, das Zeug kommt aus Wien und heißt Ex Voto." sagt er geheimnisvoll, "Leckerer hellbrauner Kanten, ganz feinkörnig und minimal harzig. Ne Art Pollum." Diskret hält er das kleine, goldgelbe, eckige Stück den beiden nacheinander unter die Nase.
Feinste trocken-rauchige, zu Beginn frisch-harzige Noten sind wahrzunehmen. Beide kennen diesen Geruch nur zu genau, und beide lieben diesen Duft. "In einer Stunde riecht man ihn auch nicht mehr auf Armlänge, dann wird er ganz nah bei Euch sein." lullt er die beiden ein. "Er geht dann mehr ins Würzig-Harzige, die kamilleartige Frische verschwindet. Er wird edler, sandelholziger und zurückhaltender, das Rauchige noch dunkler und öliger." "Wie lange wirkt das Zeug?" will sie wissen. "Kommt drauf an", überlegt er, "Menschen sind verschieden. Bei mir wirkt er mindestens sieben Stunden. So genau kann ich das aber nicht sagen. Das Zeug ist nämlich surreal. Das verwischt die Grenzen zwischen Realität und Wirklichkeit, zwischen dem, was er macht und dem, was Ihr seid. Ganz sanft und beruhigend. Das erdet Euch im Hier und Jetzt.
Manche Leute ballern sich aber auch mit diesem angesagten völlig überzüchteten Zeug so weg, dass sie feinere Sachen wie das hier kaum noch richtig wahrnehmen können. Die brauchen dann halt mehr davon...oder mal ne Pause."
Ohne es zu bemerken sind die beiden ununterbrochen damit beschäftigt, diesen sanften, warmen Duft des Ex Voto in sich aufzusaugen. "Naja, ich seh schon." sagt ihr Buddy schließlich, lässt den beiden den Kanten zurück und verschwindet wieder in den Schatten der Bäume. "Ich seh Euch morgen.." ist er sich sicher.
Eine Pause? Er hat wahrscheinlich Recht. Das braucht man ab und zu. Wieder riechen sie am Duft. Aber nicht jetzt, wirklich nicht!
Nachtrag nach sechs Monaten: Nach etlichen Tests verschiedenster Weihrauchdüfte hat sich dieser für mich als klarer Favorit herausgestellt. Der Rauch ist hier schon fast mehrdimensional, vielschichtig, lebt von dem Gegensatz trocken feinkörniger, leicht süßlich würzig holziger Harzigkeit sowie der Entwicklung von der hellen Kamille, die den Rauch zu Beginn flankiert, hin zu der hautnahen, dunklen und öligen, ambrischen Tiefe, die der Weihrauch zunehmend bekommt. Selbst nach etlichen Stunden scheint man immer noch umgeben von seiner beruhigenden Aura, auch wenn man sich nicht mehr sicher sein kann, ob der Duft noch da ist.
Der Hersteller wirbt mit der Eigenschaft des Duftes, nicht laut zu sein, zu flüstern statt zu schreien, mit dem Träger über die Zeit eins zu werden, sich dabei dynamisch zu entfalten. Mark Buxton ist dieser Philosophie des Wiener Blut-Gründers Alexander Lauber, der der Machart der Düfte Wiens zur Zeit des K.u.K. Reiches auf der Spur ist und diesen Vorbildern nacheifert, gerecht geworden. Ex Voto ist nie langweilig, zu keiner Zeit aufdringlich und jederzeit tragbar.
Die Glasflaschen sind handgefertigte Einzelstücke, die Deckel aus Bakelit (Das Zeug, aus dem früher die Drehlichtschalter gemacht waren).
Ich hielt diese völlig überarbeitete Version des Kommentars für dringend notwendig, um diesem großartigen Duft etwas gerechter zu werden.
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