Toenikanoeni

Toenikanoeni

Rezensionen
Toenikanoeni vor 1 Jahr 12 2
9
Flakon
10
Sillage
9
Haltbarkeit
4.5
Duft
Duft-Explosionen
Für mich ist Erba Pura das olfaktorische Gegenstück zu einem Michael Bay-Film. Während Letzterer nur einen Vorwand für den Regisseur darstellt, eine CGI-Explosion an die andere zu reihen, ohne sich um so nachrangige Fragen der Filmkunst wie Story oder Charakterentwicklung scheren zu müssen, so ist Ersterer für Xerjoff eine Ausrede, um im ehemals samtenen Gewand der Haute Parfumerie mal so richtig die Sau rauszulassen. Alles an dem Duft ist in etwa so subtil wie zwei Kampfroboter mit Laserschwertern im erbitterten Gefecht zwischen feurigen Explosionen, während sich irgendwo ein Supermodel lasziv auf der Motorhaube eines Sportwagens räkelt.

In meinem Statement hatte ich geschrieben, dass mich die krasse Künstlichkeit des Duftes stören würde, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Es gibt nämlich Düfte, die ähnlich synthetisch sind, aber deutlich weniger Widerwillen in mir hervorrufen. Was mich an Erba Pura stört, ist, dass es dem Parfümeur offensichtlich nicht genügt hat, alles auf maximale Lautstärke zu drehen - nein, die sprichwörtliche 11 musste her.

Die generischen, vollkommen überdrehten Fruchtaromen werden einem mit einer solchen Wucht ins Gesicht geballert, dass das Surroundsystem im Kino, dessen Bass dir sonst das T-Shirt flattern lässt, vor Neid erblasst. Und weil das natürlich noch lange nicht reicht, muss unbedingt das Maiglöckchen wie blöd bimmeln und das Ganze mit einer Überdosis Moschus und Vanille übergossen werden. Wenigstens kann man sich dann vorstellen, wie es einem Statisten auf dem Set von Michael Bay geht, wenn ihm der Maestro die Anweisungen per Megafon ins Ohr brüllt.

Und wie nennen wir unsere nukleare Frucht-Moschus-Explosion dann? Erba Pura natürlich. Reines Gras bzw. pure Kräuter. Alles klar. Ergibt das Sinn? Nö. Egal, Hauptsache ballert.
2 Antworten
Toenikanoeni vor 1 Jahr 1
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Linearität und Geradlinigkeit
Wie bereits mehrfach bemerkt wurde, ist Tobacco Vanille ein sehr linearer Duft. Da gibt’s nichts zu beschönigen, ist einfach so. Aber ich persönlich liebe genau das an dem Duft. Und wo andere Düfte, die vergleichbar linear aufgebaut sind, meistens kaum länger als ein paar Stunden halten, hält Tobacco Vanille auf meiner Haut fast den ganzen Tag.

Überhaupt gefällt mir das im Allgemeinen an den Parfums von Tom Ford aus den späten 2000ern und den frühen 2010ern – und Tobacco Vanille im Speziellen – so gut. Dass die einfach das machen, was auf der Packung steht. Dadurch gesellt sich zu der Linearität des Dufts eine Geradlinigkeit, die ich in dieser Kombination als ästhetisch besonders reizvoll wahrnehme.

Wenn du das Parfum aufträgst, duftest du nach frischem Tabak und feiner Vanille. Die Frische des Tabaks wird dabei unterstützt von einem guten Schuss Ingwer, die süße Vanille wird ergänzt durch ein Prise Zimt und Nelken, um eine hervorragend austarierte Balance zu erreichen. Kein Schnickschnack, keine Schnörkel. Das ist für mich amerikanische Direktheit von ihrer besten Seite.

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