02.06.2014 - 07:26 Uhr
Naaase
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Naaase
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Der Ritt auf einem Sandelholz-Elefanten
Der Ritt auf einem Sandelholz-Elefanten
Vor mir steht ein rötlich schimmernder Flakon. Er trägt die Aufschrift "Original Santal". Entgegen meinen Erwartungen ist das nicht der Name des Spielers einer Nationalmannschaft, gegen die unsere kickenden Jungs in den nächsten Wochen antreten müssen. Nein, es findet sich auch noch der richtungsweisende Vermerk "Creed". Und wer dieses Zauberwort liest, der weiß, dass der "Parfum-Gott" vor dem Test erst einmal das Lesen des Produktes von Creed's umtriebiger Werbeabteilung gesetzt hat. Nur, damit wir Ungläubigen auch wissen, worum es in diesem Duft geht: "Original Santal widmet Creed der Faszination eines Landes, das seit Jahrtausenden als das Land der Düfte bekannt ist, und entführt seine Liebhaber nach Mysore in die Stadt der Paläste. Die geheimnisvolle Stadt Mysore ist die Sandelholz-Metropole Indiens. Wo immer man sich in dieser wunderschönen Stadt befindet, ist man umgeben vom Duft des kostbaren Sandelholzes und vom Ruhm vergangener Dynastien. Der prachtvolle Palast des Maharajas von Mysore ist Sinnbild eines mächtigen Imperiums, das bis heute Reichtümer aus aller Welt behütet. Wie ein Märchen aus 1001 Nacht offenbart sich Creed in einem Duft so reich und königlich wie das Land, aus dessen Herzen er entstammt. Ein Land voller Mythen und Legenden, göttlicher Tempel und aufregender Kulturen. Original Santal berauscht durch seine Wärme und Leidenschaft. Das Spiel mit dem Feuer und die Abenteuerlust eines Mannes werden in einem tiefen lodernden Rot symbolisiert. Aufgefangen werden diese Emotionen durch die Gewandtheit und die Kultur einer königlichen Herkunft im typisch indischen Orange. Gekrönten Hauptes verkörpert dieser Duft das königliche Wesen eines indischen Maharajas. Mit Original Santal bündelt Creed die Facetten einer Kultur, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnte, und verzaubert uns mit einem Duft, der ruhmvolle Herrscher, verborgene Schätze und geheime Liebschaften vergangener Epochen heraufbeschwört."
Nun gut, diesmal haben wir's endlich mal wieder mit gekrönten Häuptern zu tun. Aber auch mit einer Stadt. Mit einer ganz bestimmten Stadt. Nämlich "Mysore". Mysore ist eine Stadt im indischen Bundesstaat Karnataka mit knapp 890.000 Einwohnern und liegt etwa 125 Kilometer südwestlich von Bangalore im südlichen Dekkan-Hochland auf etwa 770 Meter über NN. Mysore ist die drittgrößte Stadt Karnatakas, Verwaltungssitz des Distrikts Mysore sowie Sitz der University of Mysore. Der erste Beleg für die Existenz Mysores ist eine etwa auf das Jahr 950 zu datierende Inschrift aus der Zeit der Ganga-Dynastie. Vor der indischen Unabhängigkeit war Mysore Hauptstadt des Fürstenstaates Mysore. Nach dem Gründungsmythos Mysores gehörte die Gegend um die heutige Stadt dem Büffeldämon "Mahisasur", der von der Göttin Durga erschlagen worden sei. Vom Namen des getöteten Dämons soll sich auch der Name der Stadt herleiten: Die kanaresische Bezeichnung "Mais?ru" sei demnach eine verschliffene Form von "Mahish?ru" („Stadt Mahishas“). Mysore ist eines der wichtigsten touristischen Zentren Karnatakas. Besonders das Erbe der früheren Maharajas von Mysore zieht viele in- und ausländische Besucher in die Stadt.
Doch wie duftet diese Stadt und diese Kultur ? Zunächst einmal sehr fruchtig. Nach einer reifen und süßen Orange. Nicht der gewohnt zitrisch-erfrischende Auftakt manch anderer Düfte. Nein, hier ist es eine richtig ausgereifte Orange, die -von ihrer komfortablen Lage am Ast des Baumes hängend- schon viele viele indische Elefanten unter sich durchlaufen gesehen hat. Ich würde fast schon sagen: Eine richtig süße Orange. Unsere reife Orange ist "scharf" darauf, uns kennen zu lernen. Und diese Schärfe kommt vom Ingwer, der ihr die Süße etwas nimmt, um sie gleichzeitig auch interessanter werden zu lassen. Ist es der Beginn eines opulenten Indischen Marktes, auf dem Unmengen von Früchten und Gemüse, jedoch auch unzählige bunte Tücher feil geboten werden ? Zunächst einmal nicht. Denn: In der Kopfnote kommt -ganz klassisch- Lavendel daher. Dieser Lavendel hat nichts fremdländisch-geheimnisvolles. Nein, er wirkt fast schon etwas mediterran. Ich bin etwas verwirrt: Sollte ich mit dem Segelboot auf meinem Weg ins ferne Indien irgendwo falsch abgebogen sein ? Bin ich etwa an der südfranzösischen Mittelmeer-Küste gelandet ? Doch da erreicht mich eine geballte Ladung von etwas Alkoholischen. Ich schreibe dies einer etwas "verminzten Wacholderbeere" zu. Nun ja, einerseits ist diese Note ja ganz angenehm, um die anfängliche Orangen-Süße etwas abzufangen. Andererseits finde ich alkoholische Noten in Düften nun mal nicht so prickelnd. Nun kennt man ja die Verwendung von Minze in Düften. Da gibt es "Menthe Fraîche" von James Heeley und David Maruitte oder aus der "Autoren-Serie" von Frédéric Malle das "Geranium Pour Monsieur". Ist es bei "Menthe Fraîche" nur ein zart-erfrischender Minze-Hauch, der uns sanft umgibt, so dreht "Geranium Pour Monsieur" -zumindest nach meinem Empfinden- den "Minze-Lautstärken-Regler" schon etwas höher. Nun erleben wir bei Oliver Creed's "Original Santal" diese Minze im Zusammenspiel mit dem Wacholder zwar einerseits aufhellend; andererseits auch irgendwie etwas alkohol-lastig. Erfrischend ? Ja, und sicherlich auch exotisch. Wir befinden uns also wirklich in Indien. Sind mit unserem Segelboot nicht falsch abgebogen.
Im weiteren Verlauf wird der Duft noch süßer. Hölzer gesellen sich dazu und geben unserer Pfefferminze Halt. Hier soll es sich ja um spezielles Sandelholz aus Mysore, der Sandelholz-Metropole Indiens handeln. Der Sandelholz-Baum, der als "Santalum album" immerhin Namensgeber dieses Duftes ist, wächst als immergrüner Baum und kann Wuchshöhen von bis zu 20 Metern erreichen. Seine rötliche oder fast schwarze Rinde ist bei jungen Bäumen glatt, bei älteren weist sie tiefe vertikale Risse auf. Die Hauptvorkommen erstrecken sich über die tropischen Gebiete in Indien, Australien und Indonesien. "Santalum album" gedeiht auf feuchten, sandigen Böden und verträgt weder Staunässe noch Frost. Der Sandelholz-Baum ist laut der Roten Liste gefährdeter Arten gefährdet. Als Hauptursache gilt Raubbau.
Zwar ist die etwas aufgehellte süße Orange aus der Kopfnote noch zu spüren. Durch die Hölzer ist sie jedoch nunmehr viel weicher. Und es wird noch süßer: Vanille betritt nunmehr unsere Bühne und gibt diesem Duft eine weitere -durchaus auch fremdländische- Komponente. Wärmender Amber verstärkt das weiche und runde Finale.
Mein Fazit:
Ein interessanter Duft, der sicherlich das Rad nicht neu erfindet. Das Thema "Indisches Sandelholz" erscheint mir ganz gut umgesetzt. Zwar habe ich leider noch keine Erfahrungen damit, wie ausgerechnet das Sandelholz aus Mysore duftet. Aber den Duft von Sandelholz, den ich kenne, habe ich in "Original Santal" wieder gefunden. Mir persönlich fehlt jedoch in diesem Duft ein Spannungsverhältnis. Er ist zwar fremdländisch. Aber sehr süß: Erst die reife Orange, dann diese in (etwas alkoholischer) Begleitung des namensgebenden Sandelholzes und dann zum Schluss die Vanille-Tonkabohnen-Ladung.
Vor mir steht ein rötlich schimmernder Flakon. Er trägt die Aufschrift "Original Santal". Entgegen meinen Erwartungen ist das nicht der Name des Spielers einer Nationalmannschaft, gegen die unsere kickenden Jungs in den nächsten Wochen antreten müssen. Nein, es findet sich auch noch der richtungsweisende Vermerk "Creed". Und wer dieses Zauberwort liest, der weiß, dass der "Parfum-Gott" vor dem Test erst einmal das Lesen des Produktes von Creed's umtriebiger Werbeabteilung gesetzt hat. Nur, damit wir Ungläubigen auch wissen, worum es in diesem Duft geht: "Original Santal widmet Creed der Faszination eines Landes, das seit Jahrtausenden als das Land der Düfte bekannt ist, und entführt seine Liebhaber nach Mysore in die Stadt der Paläste. Die geheimnisvolle Stadt Mysore ist die Sandelholz-Metropole Indiens. Wo immer man sich in dieser wunderschönen Stadt befindet, ist man umgeben vom Duft des kostbaren Sandelholzes und vom Ruhm vergangener Dynastien. Der prachtvolle Palast des Maharajas von Mysore ist Sinnbild eines mächtigen Imperiums, das bis heute Reichtümer aus aller Welt behütet. Wie ein Märchen aus 1001 Nacht offenbart sich Creed in einem Duft so reich und königlich wie das Land, aus dessen Herzen er entstammt. Ein Land voller Mythen und Legenden, göttlicher Tempel und aufregender Kulturen. Original Santal berauscht durch seine Wärme und Leidenschaft. Das Spiel mit dem Feuer und die Abenteuerlust eines Mannes werden in einem tiefen lodernden Rot symbolisiert. Aufgefangen werden diese Emotionen durch die Gewandtheit und die Kultur einer königlichen Herkunft im typisch indischen Orange. Gekrönten Hauptes verkörpert dieser Duft das königliche Wesen eines indischen Maharajas. Mit Original Santal bündelt Creed die Facetten einer Kultur, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnte, und verzaubert uns mit einem Duft, der ruhmvolle Herrscher, verborgene Schätze und geheime Liebschaften vergangener Epochen heraufbeschwört."
Nun gut, diesmal haben wir's endlich mal wieder mit gekrönten Häuptern zu tun. Aber auch mit einer Stadt. Mit einer ganz bestimmten Stadt. Nämlich "Mysore". Mysore ist eine Stadt im indischen Bundesstaat Karnataka mit knapp 890.000 Einwohnern und liegt etwa 125 Kilometer südwestlich von Bangalore im südlichen Dekkan-Hochland auf etwa 770 Meter über NN. Mysore ist die drittgrößte Stadt Karnatakas, Verwaltungssitz des Distrikts Mysore sowie Sitz der University of Mysore. Der erste Beleg für die Existenz Mysores ist eine etwa auf das Jahr 950 zu datierende Inschrift aus der Zeit der Ganga-Dynastie. Vor der indischen Unabhängigkeit war Mysore Hauptstadt des Fürstenstaates Mysore. Nach dem Gründungsmythos Mysores gehörte die Gegend um die heutige Stadt dem Büffeldämon "Mahisasur", der von der Göttin Durga erschlagen worden sei. Vom Namen des getöteten Dämons soll sich auch der Name der Stadt herleiten: Die kanaresische Bezeichnung "Mais?ru" sei demnach eine verschliffene Form von "Mahish?ru" („Stadt Mahishas“). Mysore ist eines der wichtigsten touristischen Zentren Karnatakas. Besonders das Erbe der früheren Maharajas von Mysore zieht viele in- und ausländische Besucher in die Stadt.
Doch wie duftet diese Stadt und diese Kultur ? Zunächst einmal sehr fruchtig. Nach einer reifen und süßen Orange. Nicht der gewohnt zitrisch-erfrischende Auftakt manch anderer Düfte. Nein, hier ist es eine richtig ausgereifte Orange, die -von ihrer komfortablen Lage am Ast des Baumes hängend- schon viele viele indische Elefanten unter sich durchlaufen gesehen hat. Ich würde fast schon sagen: Eine richtig süße Orange. Unsere reife Orange ist "scharf" darauf, uns kennen zu lernen. Und diese Schärfe kommt vom Ingwer, der ihr die Süße etwas nimmt, um sie gleichzeitig auch interessanter werden zu lassen. Ist es der Beginn eines opulenten Indischen Marktes, auf dem Unmengen von Früchten und Gemüse, jedoch auch unzählige bunte Tücher feil geboten werden ? Zunächst einmal nicht. Denn: In der Kopfnote kommt -ganz klassisch- Lavendel daher. Dieser Lavendel hat nichts fremdländisch-geheimnisvolles. Nein, er wirkt fast schon etwas mediterran. Ich bin etwas verwirrt: Sollte ich mit dem Segelboot auf meinem Weg ins ferne Indien irgendwo falsch abgebogen sein ? Bin ich etwa an der südfranzösischen Mittelmeer-Küste gelandet ? Doch da erreicht mich eine geballte Ladung von etwas Alkoholischen. Ich schreibe dies einer etwas "verminzten Wacholderbeere" zu. Nun ja, einerseits ist diese Note ja ganz angenehm, um die anfängliche Orangen-Süße etwas abzufangen. Andererseits finde ich alkoholische Noten in Düften nun mal nicht so prickelnd. Nun kennt man ja die Verwendung von Minze in Düften. Da gibt es "Menthe Fraîche" von James Heeley und David Maruitte oder aus der "Autoren-Serie" von Frédéric Malle das "Geranium Pour Monsieur". Ist es bei "Menthe Fraîche" nur ein zart-erfrischender Minze-Hauch, der uns sanft umgibt, so dreht "Geranium Pour Monsieur" -zumindest nach meinem Empfinden- den "Minze-Lautstärken-Regler" schon etwas höher. Nun erleben wir bei Oliver Creed's "Original Santal" diese Minze im Zusammenspiel mit dem Wacholder zwar einerseits aufhellend; andererseits auch irgendwie etwas alkohol-lastig. Erfrischend ? Ja, und sicherlich auch exotisch. Wir befinden uns also wirklich in Indien. Sind mit unserem Segelboot nicht falsch abgebogen.
Im weiteren Verlauf wird der Duft noch süßer. Hölzer gesellen sich dazu und geben unserer Pfefferminze Halt. Hier soll es sich ja um spezielles Sandelholz aus Mysore, der Sandelholz-Metropole Indiens handeln. Der Sandelholz-Baum, der als "Santalum album" immerhin Namensgeber dieses Duftes ist, wächst als immergrüner Baum und kann Wuchshöhen von bis zu 20 Metern erreichen. Seine rötliche oder fast schwarze Rinde ist bei jungen Bäumen glatt, bei älteren weist sie tiefe vertikale Risse auf. Die Hauptvorkommen erstrecken sich über die tropischen Gebiete in Indien, Australien und Indonesien. "Santalum album" gedeiht auf feuchten, sandigen Böden und verträgt weder Staunässe noch Frost. Der Sandelholz-Baum ist laut der Roten Liste gefährdeter Arten gefährdet. Als Hauptursache gilt Raubbau.
Zwar ist die etwas aufgehellte süße Orange aus der Kopfnote noch zu spüren. Durch die Hölzer ist sie jedoch nunmehr viel weicher. Und es wird noch süßer: Vanille betritt nunmehr unsere Bühne und gibt diesem Duft eine weitere -durchaus auch fremdländische- Komponente. Wärmender Amber verstärkt das weiche und runde Finale.
Mein Fazit:
Ein interessanter Duft, der sicherlich das Rad nicht neu erfindet. Das Thema "Indisches Sandelholz" erscheint mir ganz gut umgesetzt. Zwar habe ich leider noch keine Erfahrungen damit, wie ausgerechnet das Sandelholz aus Mysore duftet. Aber den Duft von Sandelholz, den ich kenne, habe ich in "Original Santal" wieder gefunden. Mir persönlich fehlt jedoch in diesem Duft ein Spannungsverhältnis. Er ist zwar fremdländisch. Aber sehr süß: Erst die reife Orange, dann diese in (etwas alkoholischer) Begleitung des namensgebenden Sandelholzes und dann zum Schluss die Vanille-Tonkabohnen-Ladung.
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