17.05.2014 - 08:43 Uhr
Naaase
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Naaase
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Leonardo di Caprio liebt Wenke Myrhe
Leonardo di Caprio liebt Wenke Myrhe
"Dieser Duft ist mit der 'Titanic' untergegangen !" trällert mir ein -zugegebenermaßen etwas übereifriger- Verkäufer einer großen Parfümkette mit säuselnder, aber durchaus beifallsheischender, Stimme ins Ohr und versieht mich -offensichtlich als Bekräftigung seiner bedeutungsschwangeren Botschaft- zusätzlich mit einem heftigen Sprühstoß aus dem flugs von ihm herbeigeholten Flakon. Ich erschrecke furchtbar: "Waaaas ? Dieses ewig stänkernde deutsche Satire-Magazin gibt es nicht mehr ?" schießt es mir brennend durch den Kopf. Doch bereits nach wenigen qualvollen Momenten drängender Unsicherheit und -notgedrungen- mehreren schnappenden Luftstößen dämmert es mir bereits, dass dieser -türkis gekleidete- junge Herr wohl mit "Titanic" das just an meinem Geburtstag (jedoch einige Jahre bevor ich das Licht der Welt erblicken durfte) "vom Stapel gelassene" und bereits vier Tage später havarierte Schiff gleichen Namens meinte. Sogleich zieht vor meinem inneren Auge nicht nur dieser damals erbaute "letzte Schrei in Sachen Luxus" sondern auch das liebreizende Antlitz von Kate Winslet aus dem gleichnamigen Film aus dem Jahre 1997 vorüber. Ich schnuppere nochmals an dieser mich inzwischen vollständig einhüllenden Duftwolke und will gerade Celine Dion's "My heart will go on" anstimmen...
Doch das will mir nicht so recht gelingen. Denn eiligst mogelt sich da vorlaut eine andere -weitaus weniger tragische- Melodie -gesungen von Wenke Myrhe- in den Vordergrund:
"Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh'n,
sofern die Winde weh'n,
das wär' doch wunderschön!
Am Sonntag will mein Süßer mal ein Seemann sein,
mit mir im Sonnenschein
so ganz allein!
Und dann beim Abendrot
mach' ich das Abendbrot
auf unserm Segelboot
für meinen Süßen und für mich!
Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh'n,
sofern die Winde weh'n,
das wär' doch wunderschön !"
Schon wird das zarte Gesicht Kate Winslet's von dem von der norwegischen Sängerin Wenke Myrhe überlagert und dieser verliebte Leonardo di Caprio küsst diese nunmehr doch tatsächlich.
Doch ich werde jäh aus meinen Gedanken gerissen. Noch bevor dieser Tagtraum etwa noch eine jugend-gefährdende Wendung in Richtung Erotik nehmen könnte: "Wie finden Sie dieses einzigartige Meisterwerk der Parfümgeschichte ?" höre ich und realisiere, dass diese sich für mich in diesem Moment sich nicht gerade aufdrängende Frage an mich -natürlich seitens des nach wie vor neben mir eifrigst ausharrenden Verkäufers- gestellt wurde. Mit Erschrecken realisiere ich erst in diesem Moment, dass dieser verkaufstüchtige junge Mann noch nicht in die "olfaktorischen Rettungsboote" zwecks eiligster Evakuierung verfrachtet wurde. Ich vermag kaum seinem drängenden Blick Stand zu halten. Um im Bild "Titanic" zu bleiben: Kommunikativ steht mir in diesem Moment "das Wasser bis zum Hals", so dass ich mich spontan entschließe, mit einer "beckenbauerischen" Präzision auf diese immer noch im Raum stehende Frage zu antworten:"Ja mei, da schau'n mer mal..."
Von dieser hochqualifizierten Aussage meinerseits offensichtlich völlig überwältigt beschließt dieses geschickte Verkaufsgenie, mich Banausen erst einmal meinem Schicksal zu überlassen und wendet sich pflichtschuldigst drei Jugendlichen zu, die den folgenschweren Fehler begangen haben, nicht den nötigen Sicherheitsabstand zu ihm einzuhalten. Aber das kennen wir ja von der Titanic und den Eisbergen. Und, während ich erneut die -diesmal jedoch nicht an meine Adresse gerichteten- Worte "Dieser Duft ist mit der 'Titanic' untergegangen !" höre nehme ich noch einmal einen "olfaktorischen Schluck" aus Creed's "Erolfa-Pulle":
Unser Segeltörn beginnt fruchtig. An Backbord eine Bergamotte und an Steuerbord eine Orange. Wir haben hohen Seegang, denn dazwischen kullert auch noch eine Melone und eine Zitrone rum. Die süße Honigmelone und die soeben erwähnten reifen und natürlichen Zitrusfrüchte erleichtern mir die Entscheidung, so dass ich getreu dem "halloween'schen" Motto "Süßes oder Saures" mich in diesem Moment segelhissend für "Süß" entscheiden würde. Es wird jedoch nicht so süß, dass ich aus Angst vor Karies an den -nicht minder geschäftstüchtigen- Zahnarzt meines Vertrauens denken müsste. Denn: Dieser fruchtige "Stapel-Lauf" wird angenehm untermalt von Kräutern. Ich vernehme würzigen Kümmel und mediterranen Rosmarin. Das erfreut mich. Nicht nur in olfaktorischer, sondern auch in nautischer Hinsicht, da wir offensichtlich mit unserem Segelboot zwischenzeitlich vor der Küste Italiens anzukommen scheinen. Die See wird rauer; es kommen scharfe Komponenten hinzu: Würziger Pfeffer und Koriander und zitrisch-brennender Ingwer. Das lässt mich nochmals einen besorgten Blick auf meinen Kompass werfen. Doch dann rieche ich eine stattliche Meeresbrise, die ich zuvor noch ausgiebig genießen möchte: Algen, Salz und ... und ... einfach das große und weite Meer. Fast glaube ich, noch ein paar Möven mit ihrem spitzen Gesang über mir zu "riechen". "Gut, solange es keine hungrigen Geier sind..." schießt es mit urplötzlich durch meinen Kopf, der sich unter einer mit einem goldenen-farbenen Anker verzierten Kapitänskappe befindet. Ich denke an Hemingway's "Der alte Mann und das Meer" und genieße diesen würzig-fruchtigen Maritimakkord für einige Stunden unter der strahlenden Sonne, deren vorlaute Strahlen übermütig auf den mich und mein Schiff umgebenden wogenden Meeres-Wellen tanzen. Zugegeben: Die Gefahr, in diesem so angenehmen Moment mit einem blutrünstigen Eisberg zu kollidieren, ist auch denkbar gering.
Tiefgründiger Moschus und edle Hölzer lassen diesen Duft dann nach einigen zurückgelegten Meilen auf hoher See friedvoll ausklingen. Noch bevor wir in unseren Heimathafen einlaufen konnten.
Mein Fazit:
Ein schön gemachter Duft, der einen davonträgt und vom großen weiten Meer träumen lässt. Ein Duft für echte Seemänner ? Wohl kaum. Eher schon für distinguierte Wochenendkapitäne mit Vorliebe für (würzig umschmeichelte) Früchte. Der Seemannsknoten ist jedenfalls nicht neu erfunden worden; er ist aber auch kein "Seemannsgarn".
"Dieser Duft ist mit der 'Titanic' untergegangen !" trällert mir ein -zugegebenermaßen etwas übereifriger- Verkäufer einer großen Parfümkette mit säuselnder, aber durchaus beifallsheischender, Stimme ins Ohr und versieht mich -offensichtlich als Bekräftigung seiner bedeutungsschwangeren Botschaft- zusätzlich mit einem heftigen Sprühstoß aus dem flugs von ihm herbeigeholten Flakon. Ich erschrecke furchtbar: "Waaaas ? Dieses ewig stänkernde deutsche Satire-Magazin gibt es nicht mehr ?" schießt es mir brennend durch den Kopf. Doch bereits nach wenigen qualvollen Momenten drängender Unsicherheit und -notgedrungen- mehreren schnappenden Luftstößen dämmert es mir bereits, dass dieser -türkis gekleidete- junge Herr wohl mit "Titanic" das just an meinem Geburtstag (jedoch einige Jahre bevor ich das Licht der Welt erblicken durfte) "vom Stapel gelassene" und bereits vier Tage später havarierte Schiff gleichen Namens meinte. Sogleich zieht vor meinem inneren Auge nicht nur dieser damals erbaute "letzte Schrei in Sachen Luxus" sondern auch das liebreizende Antlitz von Kate Winslet aus dem gleichnamigen Film aus dem Jahre 1997 vorüber. Ich schnuppere nochmals an dieser mich inzwischen vollständig einhüllenden Duftwolke und will gerade Celine Dion's "My heart will go on" anstimmen...
Doch das will mir nicht so recht gelingen. Denn eiligst mogelt sich da vorlaut eine andere -weitaus weniger tragische- Melodie -gesungen von Wenke Myrhe- in den Vordergrund:
"Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh'n,
sofern die Winde weh'n,
das wär' doch wunderschön!
Am Sonntag will mein Süßer mal ein Seemann sein,
mit mir im Sonnenschein
so ganz allein!
Und dann beim Abendrot
mach' ich das Abendbrot
auf unserm Segelboot
für meinen Süßen und für mich!
Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh'n,
sofern die Winde weh'n,
das wär' doch wunderschön !"
Schon wird das zarte Gesicht Kate Winslet's von dem von der norwegischen Sängerin Wenke Myrhe überlagert und dieser verliebte Leonardo di Caprio küsst diese nunmehr doch tatsächlich.
Doch ich werde jäh aus meinen Gedanken gerissen. Noch bevor dieser Tagtraum etwa noch eine jugend-gefährdende Wendung in Richtung Erotik nehmen könnte: "Wie finden Sie dieses einzigartige Meisterwerk der Parfümgeschichte ?" höre ich und realisiere, dass diese sich für mich in diesem Moment sich nicht gerade aufdrängende Frage an mich -natürlich seitens des nach wie vor neben mir eifrigst ausharrenden Verkäufers- gestellt wurde. Mit Erschrecken realisiere ich erst in diesem Moment, dass dieser verkaufstüchtige junge Mann noch nicht in die "olfaktorischen Rettungsboote" zwecks eiligster Evakuierung verfrachtet wurde. Ich vermag kaum seinem drängenden Blick Stand zu halten. Um im Bild "Titanic" zu bleiben: Kommunikativ steht mir in diesem Moment "das Wasser bis zum Hals", so dass ich mich spontan entschließe, mit einer "beckenbauerischen" Präzision auf diese immer noch im Raum stehende Frage zu antworten:"Ja mei, da schau'n mer mal..."
Von dieser hochqualifizierten Aussage meinerseits offensichtlich völlig überwältigt beschließt dieses geschickte Verkaufsgenie, mich Banausen erst einmal meinem Schicksal zu überlassen und wendet sich pflichtschuldigst drei Jugendlichen zu, die den folgenschweren Fehler begangen haben, nicht den nötigen Sicherheitsabstand zu ihm einzuhalten. Aber das kennen wir ja von der Titanic und den Eisbergen. Und, während ich erneut die -diesmal jedoch nicht an meine Adresse gerichteten- Worte "Dieser Duft ist mit der 'Titanic' untergegangen !" höre nehme ich noch einmal einen "olfaktorischen Schluck" aus Creed's "Erolfa-Pulle":
Unser Segeltörn beginnt fruchtig. An Backbord eine Bergamotte und an Steuerbord eine Orange. Wir haben hohen Seegang, denn dazwischen kullert auch noch eine Melone und eine Zitrone rum. Die süße Honigmelone und die soeben erwähnten reifen und natürlichen Zitrusfrüchte erleichtern mir die Entscheidung, so dass ich getreu dem "halloween'schen" Motto "Süßes oder Saures" mich in diesem Moment segelhissend für "Süß" entscheiden würde. Es wird jedoch nicht so süß, dass ich aus Angst vor Karies an den -nicht minder geschäftstüchtigen- Zahnarzt meines Vertrauens denken müsste. Denn: Dieser fruchtige "Stapel-Lauf" wird angenehm untermalt von Kräutern. Ich vernehme würzigen Kümmel und mediterranen Rosmarin. Das erfreut mich. Nicht nur in olfaktorischer, sondern auch in nautischer Hinsicht, da wir offensichtlich mit unserem Segelboot zwischenzeitlich vor der Küste Italiens anzukommen scheinen. Die See wird rauer; es kommen scharfe Komponenten hinzu: Würziger Pfeffer und Koriander und zitrisch-brennender Ingwer. Das lässt mich nochmals einen besorgten Blick auf meinen Kompass werfen. Doch dann rieche ich eine stattliche Meeresbrise, die ich zuvor noch ausgiebig genießen möchte: Algen, Salz und ... und ... einfach das große und weite Meer. Fast glaube ich, noch ein paar Möven mit ihrem spitzen Gesang über mir zu "riechen". "Gut, solange es keine hungrigen Geier sind..." schießt es mit urplötzlich durch meinen Kopf, der sich unter einer mit einem goldenen-farbenen Anker verzierten Kapitänskappe befindet. Ich denke an Hemingway's "Der alte Mann und das Meer" und genieße diesen würzig-fruchtigen Maritimakkord für einige Stunden unter der strahlenden Sonne, deren vorlaute Strahlen übermütig auf den mich und mein Schiff umgebenden wogenden Meeres-Wellen tanzen. Zugegeben: Die Gefahr, in diesem so angenehmen Moment mit einem blutrünstigen Eisberg zu kollidieren, ist auch denkbar gering.
Tiefgründiger Moschus und edle Hölzer lassen diesen Duft dann nach einigen zurückgelegten Meilen auf hoher See friedvoll ausklingen. Noch bevor wir in unseren Heimathafen einlaufen konnten.
Mein Fazit:
Ein schön gemachter Duft, der einen davonträgt und vom großen weiten Meer träumen lässt. Ein Duft für echte Seemänner ? Wohl kaum. Eher schon für distinguierte Wochenendkapitäne mit Vorliebe für (würzig umschmeichelte) Früchte. Der Seemannsknoten ist jedenfalls nicht neu erfunden worden; er ist aber auch kein "Seemannsgarn".
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