Turandot
Turandots Blog
vor 10 Jahren - 19.06.2014
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Erfahrungsbericht

Es hat mir Spaß gemacht, die Chabaud-Parfums sozusagen am Stück unter der Nase zu haben. Trotz zum Teil unterschiedlicher Dufterlebnisse kommt man so doch dem Charakter einer Marke auf die Schliche. Auffällig war für mich, dass ein Schwerpunkt der Serie die Gourmanddüfte sind. Das ist nicht meine Richtung, aber dafür kann Chabaud nichts. Alle Parfums scheinen mit Sorgfalt gemacht worden zu sein, aber auch von den Düften, die mir nicht das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen hat es keiner wirklich auf die Wunschliste geschafft.

"A great perfume always has a beautyful story to tell". So wird Sophie Chabaud im Probenkärtchen zitiert. Da werden wir ihr alle Recht geben. Allerdings haben mir die Düfte keine schönen Geschichten erzählt. Das mag an meiner mangelnden Phantasie liegen, vielleicht aber doch an dem entweder plakativen Auftritt von Dessertzutaten und andererseits bei einigen Düften an ihrer Gefälligkeit. Da mir zu diesen - durchaus angenehmen - Parfums auf Anhieb kein Kommentar einfiel, ich auch nicht auf Teufel komm raus schwadronieren, andererseits keine Verrisse über die Gourmands schreiben wollte, beschränke ich mich darauf, meine Notizen zu den Düften hier zu veröffentlichen. Vielleicht kann sich der ein oder andere dann doch ein Bild machen.

Chic et Bohème: Sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Man ist nie overdressed, aber immer angemessen beduftet zu welchem Anlsass auch immer. Weisse Blüten werden durch sanfte Zitrusnoten im Zaum gehalten und schweben gleichsam auf einer eleganten und fein abgestimmten Basis. Immergeher für Liebhaberinnen eleganter Blütendüfte. Für mich kein Unisexduft.

Eau Ambrèe: Wenn man Eau Ambrèe in die Parfumo Suchfunktion eingibt, kommt als erster Vorschlag L`Eau Ambree von Prada. So weit hergeholt ist das nicht. Allerdings ist der Chabaudduft dezenter und hat auch nicht Glanz und Glamour im Gepäck.

Ètoile de Lune: Charmanter pudriger Blütenduft ohne fruhtige Noten. Bezaubernd, für mich zu niedlich.

Fleur de Figuier: Synthetisch-grün, nervig. Hier hätte die ein oder andere Blütennote dem Parfum gut getan. Zum Thema Figuier gibt es bedeutend bessere Beispiele.

Innocente Fragilité: Andersrum passt besser. Denn ich empfinde den Duft nicht als unschuldige Zerbrechlichkeit, sondern viel mehr als zerbrechliche Unschuld. Ein Blütenmonster, das alle und alles überrennt wie andere User, kann ich in Innocente Fragilité nicht erkennen. Schon eher die zarte Unschuld, die gerade dadurch verlockend wirkt. Weisse Blüten als Zeichen der Reinheit mit einem naiv-koketten Augenaufschlag.

Lait Concentré: In den Griesbrei gefallen. Für mich als Parfum untragbar, denn er duftet nicht, er riecht nach überzuckertem Babybrei und landet von der Nase direkt auf den Hüften.

Lait de Biscuit: Viel zu süss und essbar. Karamellpuddingaroma.

Lait de Vanille: Noch einmal Lait und wieder für mich viel zu süss. Wobei Lait de Vanille von den drei Milchdüften noch der raffinierteste ist, denn er erinnert mich an ein getarntes und heruntergedimmtes Hypnotic Poison.

Mysterious Oud: Holzig-brav, es fehlt ein Aha-Erlebnis. Oud kann ich nicht erkennen und diesesmal bin ich mir nicht sicher, ob ich das gut oder schlecht finden soll, denn sonst gibt es nicht viel Interessantes zu entdecken.

Vert d`Eau: Thema verfehlt. Zitroniger Auftakt, der sehr schnell verschwindet, grün wirkt für mich sehr synthetisch und der Duft hat für mich zu wenig Tiefe. Herr Ellena könnte Nachhilfe geben.

In der Sammlung war nun noch ein Pröbchen auf einer Chabaudkarte, die den Namen nicht verriet und auch die Phiole hat keine Aufschrift. Ungetestet waren noch Cedre du Liban und Vintage. Anhand des Dufteindrucks kann das nur Vintage sein. Allerdings ist auch das ein Parfum, das nicht in mein Beuteschema passt, ja für mich ausnahmsweise sogar ein Kopfschmerzkandidat ist, denn es handelt sich um einen zwar hellen aber schweren Blütenduft mit essbarer Süsse unterlegt. Schade, die Libanonzeder hätte mir wahrscheinlich besser gefallen.

Resumee: Chabaud hat für meinen Geschmack zu viele Gourmands im Sortiment und macht damit dem einzelnen Duft dieser Richtung Konkurrenz im eigenen Haus. Es fehlen mir auch Düfte mit ausdrucksstärkerem Wiedererkennungswert. Andererseits muss eine Marke ja nicht immer mit Pauken und Trompeten auftreten. Die schlichten eleganten Flakons gefallen mir sehr gut. Haltbarkeit ist bei keinem der getesteten Parfums aussergewöhnlich. Wenn Cabaud in Zukunft mal den ein oder anderen Duft für die Anhänger weniger süsser Richtungen auflegt, dann würde ich das Sortiment als Parfumerieinhaberin, die ich leider nicht bin durchaus in Erwägung ziehen, denn mein persönlicher Geschmack darf dann nicht ausschlaggebend sein.

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