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vor 9 Monaten - 13.08.2023
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Auf zu alten Ufern

Auf zu alten Ufern

Letzte Woche habe ich die 85jährige Mutter einer Freundin eingehütet. Boshaft wie ich bin, habe ich all das Essen gekocht, was die Tochter verbietet. Gut, dass es nicht warm war, es gab Stippgrütze. Wer das nicht kennt, sollte auch nicht nachforschen, was da drin ist. Tzzz, ich bin schon wieder weit weg vom Thema. Dauert noch, aber ich komm' schon hin, versprochen.

Erst müssen wir uns noch über mein ereignisarmes Leben und meinen TikTok Konsum unterhalten. Das ist ja wohl so ein hintertückischer Algorithmus, dass mir haufenweise Parfumkontent geboten wird. Yoyoyo, ich hab's drauf mit der Sprache. Oh, ich glaube, das war Achtziger Ballonseidenjoggersprache. Auf jeden Fall sitzen da junge Menschen und reden über die immer gleichen 5 Parfums. Ich mein jetzt nicht die bekannten Influencer, über die es hier auch einen Thread gibt, ich meine Friedchen Meier aus der Wohnung nebenan. Moment, Friedchen stimmt eigentlich nicht als Synonym, denn es sind erstaunlich viele Männer. Aber egal, da werden noch viel schlimmere Dinge gezeigt auf TikTok. Was ich aber echt schlimm finde, sind die Zuschauer, welche die unbedingte Bestätigung des Creators wollen, sei es zu einem Duft oder der ganzen Sammlung. Dann senden sie ein Bild der Sammlung und der Dude kennt 50 % davon nicht. Aber trotzdem wollen sie gelobt werden.

Falls ich jetzt irgendwas getriggert habe (schon wieder Neusprech), bitte, ich habe nur kognitive Kapazitäten für lustige Katzenvideos.

Alter Verwalter, jetzt komme ich mal zum Thema. Zum Geburtstag hatte ich mir Dune von Dior geschenkt, den ich in den Neunzigern schon einmal besaß. Ich liebe ihn, kann die Aldehyd Bombe (mein Empfinden) aber nicht bedenkenlos immer sprühen.  Durch die Flut der Neuerscheinungen und meiner fehlenden Begeisterung wende ich mich stärker den alten Düften zu. Must de Cartier hatte ich auch in jungen Jahren. Den habe ich seitdem nicht mehr gerochen.  Gedanklich hatte ich Cartier mit einer hauseigenen DNA verankert, die mir jetzt nicht mehr so zusagte. Das änderte sich mit Baiser Vole, dem liligsten Lilienduft. Geerbt hatte ich dann noch einen Restflakon Roadster. Ok, kann man tragen, muss man nicht.  Aber heute habe ich den Pasha de Cartier Noir getestet und Romms, das war ein so vertrauter Duft, der beschreibt ein bis zwei Dekaden meines Lebens. Nicht, dass ich explizit diesen Duft gerochen hätte, aber diese Art von Duft. Und nein, er ist nicht altbacken. Meine Tochter hat ihn gerochen und erklärt, wer aus ihrem Bekanntenkreis so riecht. Ähm, das mit dem Düfte verlinken geht immer noch nicht? Auf alle Fälle hat mich das heute so begeistert, ermuntert, dass ich mir die Marke Cartier weiter erschließen möchte. Als erstes muss ich mal wieder den Must erschnuppern. 

Ah, da fällt mir ein, dass ich mit 18 begeistert Poison von Dior getragen habe, das Ur-Poison. Damals mit jugendlich unbekümmerter Ignoranz. Mal schauen, ob ich jetzt die Reife dafür habe.

Hat eigentlich schon jemand Tosca getiktokt? 

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