Zielperson

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6 - 8 von 8
Zielperson vor 3 Jahren 5 3
9
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft
Schweinebraten mit Rotkohl und Kartoffeln
Man nehme: 500 g Schweinefleisch, Zwiebeln, 1 Kopf Rotkohl, 300 g mehlig kochende Kartoffeln.

Das Schweinefleisch wird scharf angebraten, die gewürfelten Zwiebeln kurz mit angeschwitzt, das ganze mit Wasser aufgegossen und mit Salz, Pfeffer, Piment, Nelken und Lorbeerblatt für 2 Stunden zartgeschmort. Dann mit Stärke abbinden, einen halben Becher Schmand unterrühren, so daß eine sämige Soße entsteht.
Der Rotkohl wird am Vorabend in dünne Streifen geschnitten und in einer Marinade aus Rotwein, Apfelessig, Äpfeln, Zwiebel, Nelke, Zimt, Lorbeerblatt, Salz und Zucker eingelegt und zieht über Nacht durch. Den Kohl mitsamt dem Sud 1 Stunde lang weich kochen und mit einer Prise Stärkemehl Glanz verleihen, einen Löffel Schmalz einrühren.
Die Kartoffeln schälen und in Salzwasser weich kochen.

Fertig ist ein Klassiker für den Mittagstisch. Der Tisch füllt sich mit hungrigen Essern, es wird aufgetragen und guten Appetit gewünscht.

Beim Essen lobt man die Küche, es schmeckt, man wird gut satt.

Aber irgend etwas ist da. Was ist denn das? Nochmal probieren, hhmmmh, komisch. Fehlt irgendwas? Salz, Zucker? Nee. HHmmmh. Alles überlegt. Was sticht denn da so heraus? Es ist im Rotkohl und in der Soße! Plötzlich fällt der Groschen: es schmeckt alles nach Nelke!

Freunde, so erging es mir mit dem Amber Oud Tobacco. Alles schön, zu Beginn forsch zimtiges Opening, dann feine Tonka-Vanille mit einer Spur Weihrauch, alles getragen vom süßwürzigen Tabak. Lecker! Haltbarkeit locker eine 12; gigantisch! ABER: ununterbrochen ballert diese Nelke. Man muß sich richtiggehend konzentrieren, um die gut gelungene Mischung dahinter kurz fokussieren zu können. Es ist so schade. Warum macht man das? Wenn in einem Orchester nur ein einziges Instrument falsch gestimmt ist, hört man das eben ständig heraus, egal wie harmonisch alle anderen spielen. Somit leider TF Tobacco Vanille meiner Meinung nach nicht ebenbürtig, da stimmt die Harmonie nämlich. Trotzdem prinzipiell nicht schlecht, besonders eben für Liebhaber von Gewürznelke in Winterlaune.
3 Antworten
Zielperson vor 3 Jahren 11 2
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
XJ 1861 Naxos oder A*Men Pure Havane
Man kann den Naxos und dessen Komplexität am besten begreifen, indem man zunächst einen kleinen Ausflug zum Mugler Pure Havane macht:

Der Mugler duftet vom Gesamteindruck her vollkommen rund. Ebenso gestaltet sich dessen Duftverlauf: eine perfekte Kugel, die auf einer Glasplatte hinab rollt. Da hüpft nichts, da springt nichts, da klappert nichts. Man bekommt einen mild vanilligen, goldigen Wiesenhonig, der auf einem halbtrockenen hellen Tabakblatt ruht, welches seinerseits mild-feinwürzig (nicht krautig, nicht pflanzensaftmässig) abstrahlt. Das Ganze ist eingehüllt in eine zugedeckelte Wabe aus Honigwachs, so dass die ganz feinen, herb pflanzlichen Duftspuren, die zwangsweise beim Einsammeln des Pollens immer auch mit aufgenommen werden, weggefiltert werden. Auch eine etwaig zu vermutende klebrige Süße verschwindet durch diesen Neutralwachsflter: zur Nase gelangt lediglich eine Idee von minimal karamellieger Malzigkeit, unterstützt von einem Stäubchen Kakao. Das war’s auch schon. Nichts blumiges, rauchiges, ledriges. Kein Puder.

Den Xerjoff Naxos nun kann man sich grundsätzlich fürs Erste ebenso vorstellen. Dabei bleibt es aber nicht! Hinzu gesellt sich ein erdig-torfiger Duftakkord. Man meint ab und an, zartes Leder der weichsten Luxusqualität herauszuschnuppern. Oder sogar auch eine Spur Kiefernharz bzw. junge Kiefernadeln. Wobei dieses torfige die Vanille stark abschwächt. Der Xerjoff ist somit merklich komplexer.

Ist komplexer nun besser? Geschenkt würde man beide Düfte liebend gerne nehmen, mit Sicherheit! Der Mugler weckt die Assoziation einer Wiesenhonig-Tabak-Melanche eingedeckelt in eine hauchfeine Bienenwachswabe. Man riecht an genau dieser Wabenstruktur. Der Xerjoff nun entwickelt das Thema weiter. Man assoziiert mit ihm eine Wildbiene, die gerade waldhonigbepackt über ein diesiges Torfgebiet nach Hause zum Stock fliegt, um die kostbare Fracht abzuliefern. Man riecht sozusagen an dem fliegenden Insekt, welchem zusätzlich noch die Dufteindrücke des „Arbeitsplatzes Natur“ anhaften. Der Geruchseindruck ist somit größer, aber auch irgendwie pieksiger in der Assoziation. Sozusagen wilder, irgendwie auch kantiger, aufgeregter. Es kommt beim Naxos auf den Mugler-Honig das natürliche Drumherum, man möchte fast sagen: das natürliche Wirrwarr obendrauf, als Zugabe quasi. Der abgebildete Duftraum ist beim Xerjoff größer- eben komplexer. Sein Gesamtkonzept ist weitgespannter. Der Mugler ist das extrahierte Resultat, einfach das Ende der Kette. Der Xerjoff ist darüberhinaus auch zusätzlich noch die dokumentierte Entstehung. Außerdem ist Naxos‘ Kopfnote viel reicher. Die Kopfnote des Xerjoff ist tatsächlich um Längen besser!

Aufgrund der schwierigen Verfügbarkeit des Muglers im Herbst 2021 ist der Xerjoff aus dieser Perspektive heraus schwer im Vorteil. Beide Düfte sind toll. Duftzwillinge? Nein! Dieselbe Duftfamilie? Ja! Hab hier mal irgendwo gelesen: wer den Mugler liebt, wird den Xerjoff vergöttern. Das stimmt so, da der Xerjoff die ganze Geschichte erzählt, somit vollkommener, weil hochauflösender ist. Mehr Schöpfung erzählt. Ob dieser Mehrwert nun besser duftet, kann nur ein persönlicher Schnuppertest offenbaren. Purer im Sinne von klarer ist, wie gesagt, der Pure Havane.
2 Antworten
Zielperson vor 3 Jahren 21 5
5
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
A*Men Pure Havane oder XJ 1861 Naxos
Es ist überaus bedauerlich, dass der Pure Havane eingestellt wurde - soviel vorneweg. Denn es fällt einem aktuell keine andere Möglichkeit ein, das Grundthema „Honig“ in einem maskulinen Duft irgendwie besser einzufangen. Dieser gefällige Duft ist vom Geruchseindruck her vollkommen rund. So auch dessen Verlauf: eine perfekte Kugel, die auf einer Glasplatte hinab rollt. Und zwar viele Stunden. Da hüpft nichts, da springt nichts, da klappert nichts. Man bekommt einen mild vanilligen, goldigen Wiesenhonig, der auf einem halbtrockenen Tabakblatt ruht, welches seinerseits mild-feinwürzig (nicht krautig, nicht pflanzensaftmässig) abstrahlt. Das Ganze ist eingehüllt in eine zugedeckelte Wabe aus Honigwachs, so dass die ganz feinen, herb pflanzlichen Duftspuren, die zwangsweise beim Einsammeln des Pollens immer auch mit aufgenommen werden, weggefiltert werden. Auch eine etwaig zu vermutende klebrige Süße verschwindet durch diesen Neutralwachsflter: zur Nase gelangt lediglich eine Idee von minimal karamellieger Malzigkeit, unterstützt von einem Stäubchen Kakao. Das war’s auch schon. Nichts blumiges, rauchiges, ledriges. Kein Puder.

Den Xerjoff kann man sich grundsätzlich fürs Erste auch so vorstellen. Dabei bleibt es aber nicht! Hinzu gesellt sich ein erdig-torfiger Duftakkord. Man meint ab und an, zartes Leder der weichsten Luxusqualität herauszuschnuppern. Oder sogar auch eine Spur Kiefernharz bzw. junge Kiefernadeln. Wobei dieses torfige die Vanille stark abschwächt. Der Xerjoff ist somit merklich komplexer.

Ist komplexer nun gleich besser? Geschenkt würde man beide Düfte liebend gerne nehmen, so viel ist sicher. Der Mugler weckt die Assoziation einer Wiesenhonig-Tabak-Melanche eingedeckelt in eine hauchfeine Bienenwachswabe. Man riecht an genau dieser Wabenstruktur - das ist der Pure Havane. Der Xerjoff entwickelt das Thema weiter. Man assoziiert eine Wildbiene, die gerade waldhonigbepackt über ein diesiges Torfgebiet nach Hause zum Stock fliegt, um die kostbare Fracht abzuliefern. Man riecht sozusagen an dem fliegenden Insekt, welchem zusätzlich noch die Dufteindrücke des „Arbeitsplatzes Natur“ anhaften. Der Geruchseindruck ist somit größer, aber auch irgendwie pieksiger In der Assoziation. Es kommt beim Naxos auf den Mugler-Honig das natürliche Drumherum obendrauf, als Zugabe quasi. Der abgebildetes Duftraum ist beim Xerjoff größer- eben komplexer. Das Gesamtkonzept ist anders. Der Mugler ist das extrahierte Resultat, das Ende der Kette. Der Xerjoff ist darüberhinaus auch zusätzlich noch das Protokoll seiner Entstehung. Außerdem ist dessen Kopfnote viel reicher. Die Kopfnote des Xerjoff ist tatsächlich echt besser!

Ich habe mich letztendlich für den Kauf eines Flakons Pure Havane entschieden. Die Wahrscheinlichkeit, den 100 ml Mugler zu einem vernünftigen Preis (Mitte 50 Euro) zu bekommen, ist im Herbst 2021 allerdings minimal. Der Xerjoff ist hingegen frei verfügbar, ein großer Pluspunkt. Beide Düfte sind toll. Hab hier mal irgendwo gelesen: wer den Mugler liebt, wird den Xerjoff vergöttern. Das stimmt so, da der Xerjoff die ganze Geschichte erzählt, somit vollkommener im Sinne von hochauflösender ist. Mehr Schöpfung erzählt. Purer allerdings ist der Havane - Pure Havane eben, wie der Name schon sagt!
5 Antworten
6 - 8 von 8