Zoso

Dank Louce konnte ich nun auch die fast schon berühmt-berüchtigte Pornopistazie testen und ich muss sagen, sie gibt sich sehr züchtig. Diese Pistazie ist noch ein junges Mädchen und fast ein wenig schüchtern.

Dabei ist sie vom ersten Moment an sehr präsent. Die Bühne gehört ihr allein und ihre Mitspieler mit illustren Namen wie Iris, Honig, Eichenmoos und Moschus haben lediglich die Aufgabe, die junge Schönheit ins rechte Licht zu rücken und sie erstrahlen zu lassen.

Nackt sehe ich sie nicht dort auf der Bühne stehen, sondern vielmehr in unschuldiges Weiß gehüllt. Ich gehe jede Wette ein: Diese Pistazie wurde noch nie vernascht, sie ist noch Jungfrau!

Ein sehr zarter, feiner, durchscheinender und fast schon zerbrechlicher Duft. Eternity hat Recht: Dieser Duft hat weniger von einem Parfum als von einem diffusen Wohlgeruch, der die Trägerin umhüllt und direkt von ihr auszugehen scheint.

Das ist eine sehr gelungene und schön zu riechende Komposition, aber nichts für mich. Ich persönlich trage aber lieber Düfte, die auch wie ein Parfum riechen und mehr Kraft haben. Rustikal gesprochen: Ich brauche einfach ein bisschen mehr Wumms!

Noch nie habe ich einen Duft so unvoreingenommen getestet wie Lann-Ael. Ich wusste zunächst nämlich gar nicht, was ich mir da aufsprühe. Louce hat mir das Pröbchen zusammen mit einigen anderen geschickt - vielen Dank an dieser Stelle - und die Beschriftung muss sich gelöst haben.

Ohne Beeinflussung durch Angaben zu den Duftnoten roch ich etwas unglaublich leckeres, nussig-mandeliges mit einer leichten Vanillesüße im Hintergrund. Apfel? Nö. Buchweizen? Wahrscheinlich entsteht der nussige Eindruck durch den Buchweizen im Zusammenspiel mit Milch und Vanille. Hat für meine Nase Ähnlichkeit mit Mandorlo di Sicilia, nur weniger süß und viel nussiger. Der Duft ist ziemlich leicht, die Gefahr der Überparfümierung besteht kaum.

Ein traumhaft schöner Duft, ich war ihm vom ersten Schnüff an verfallen!

Natürlich wollte ich sofort von Louce wissen, was für ein Duftschätzchen sie mir da eingepackt hatte. Nach einigem Überlegen fiel ihr ein, dass es Lann-Ael gewesen sein muss.

Das derzeitige trübe Regenwetter hält nun schlagartig positive Aussichten bereit: Ich werde morgen austesten, ob Lann-Ael - wie Louce beobachtet hat - bei solchem Wetter noch besser riecht als sonst.

Eine kleine Kritik habe ich jedoch. Lann-Ael ist bei mir sehr flüchtig und hält maximal drei Stunden.

Für einen Kokosfan wie mich ist das Schnuppern an Virgin Island Water wie Weihnachten und Ostern zusammen! Bis jetzt hat mich noch jeder Kokosduft enttäuscht. Entweder rochen sie flach, synthetisch, billig und/oder waren innheralb kürzester Zeit von der Haut verschwunden oder sie rochen nach allem möglichen nur nicht nach Kokos.

Ganz anders bei Virgin Island Water. Das hier ist eine cremige, satte Kokosmilch, der der Ingwer eine angenehme Würze verleiht.

Dabei ist es kein eindimensionaler Kokosduft. Die Blüten treten nicht explizit hervor, sondern geben dem Duft einfach eine gewisse Tiefe. Den Rum nehme ich zwar nicht bewusst wahr, aber ich schreibe ihm im Zusammenspiel mit der Kokosnote die Karibikassoziationen zu, die andere schon beschrieben haben und die ich bestätigen kann.

Die zitrischen Noten halten sich angenehm zurück und sorgen lediglich für ein gewisse Frische.

So muss ein Sommerduft riechen. Spätestens im nächsten Frühling wird der trotz des happigen Preises gekauft!

Für mich der bislang beste Duft, den ich von Lutens getestet habe. Das heißt noch lange nicht, dass ich ihn mag...

Zumindest riecht er gut - schön nach Zimt, wobei die Zimtnote im Laufe der drei Stunden, die der Duft hält, besser wird. Anfangs mischt die Mandarine noch ordentlich mit. Es entsteht aber kein weihnachtlich anmutender Duft, den eine Kombination aus Mandarine und Zimt erwarten lässt. Das Ergebnis ist eher unangenehm, etwa wie ein mit Zimt aromatisierter Klostein...

Später wird er eindimensional und riecht nur noch schön würzig nach Zimt. Das duftet gut, ist aber für mich kein Parfüm. Tragen würde ich das nicht.

Mein Eindruck von Lutens-Düften insgesamt: Serge Lutens und Christopher Sheldrake haben gar nicht das Ziel, tragbare Düfte oder auch nur Wohlgerüche zu komponieren - wie gesagt, der hier riecht gut. Die Parfüms kommen mir eher vor wie Duftexperimente, nach dem Motto "Wir schauen mal, was dabei herauskommt". Dann wird das Etikett "Nische" draufgepappt und die Fläschchen werden gekauft. Ganz schlimm fand ich Santal Blanc und Douce Amere - beide riechen für mich nach alten Leuten!

Das ist der weichste und schmeichelndste Amberduft, den ich bislang gerochen habe. Könnte daran liegen, dass Ylang und Vanille hier ebenbürtige Mitspieler sind. Alle drei Duftnoten treten deutlich hervor und verbinden sich sehr harmonisch miteinander, keine macht der anderen die Bühne streitig. Rose, Patschouli oder gar Weihrauch rieche ich hier nicht heraus.

Das Ergebnis ist ein überaus sinnlicher und sanfter Duft, der einen einhüllt wie Watte. Traumhaft schön!

Der Duft bleibt eher körpernah. Die Haltbarkeit könnte etwas besser sein.