21.09.2013 - 15:14 Uhr
Palonera
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Palonera
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17
der Wüstennomade
Beim Stichwort "Serge Lutens" erwarte ich einen Kracher, einen olfaktorischen Aufwärtshaken, unter Umständen gar einen Nasengewalttäter.
So bin ich seit "Miel de Bois" konditioniert, meinem ersten Lutens, der mir eine Woche lang nicht von der Seite weichen wollte, ungezählten Dusch- und Badegängen zum Trotz.
Wie der Griff auf die heiße Herdplatte mich als Kind geprägt hat, nie mehr wieder unbefangen mit rotglühenden Gegenständen umzugehen, so hat mich diese erste Begegnung mit einem Lutens gelehrt, Vorsicht walten zu lassen bei jeder mir noch bevorstehenden Konfrontation – und derer gab es viele.
Fast immer erwies sich mein behutsames Vorgehen als richtig, fast immer konnte, mußte ich selbst bei homöopathischster Dosierung Bestnoten in den Bereichen Sillage und Haltbarkeit vergeben – Ausnahmen bestätigten die Regel und die Regel war die Regel.
Als "Rousse" bei mir einzog, war ich sicher, es mit stärkstem Tobak zu tun zu bekommen, einer olfaktorischen Atombombe sozusagen.
Amber, Holz und Zimt gelten schon bei zurückhaltenderen Duftmischern nicht gerade als Garanten für ein dezentes Eau und in Christopher Sheldrakes Wortschatz scheint der Begriff "schüchtern" nicht zu existieren – was keineswegs negativ gemeint ist, don't let me be misunderstood!
Nun befindet sich "Rousse" in einem meiner wenigen Schüttflacons und läßt sich deutlich dezenter dosieren, als es mit einem Sprayer möglich wäre, und so gab ich zunächst ein winziges Tröpfchen auf meine Haut.
Tatsächlich erhob sich aus der kleinen Pfütze ein holzig-zimtig-dunkles Wölkchen, nicht übermäßig voluminös, doch deutlich wahrnehmbar für meine sich vorsichtig dem Handgelenk nähernde Nase.
"Big Red!" war (auch) mein erster Gedanke, doch diese Assoziation hält nur so lange vor, wie Haut und Nase nahezu eine Einheit bilden – Distanz läßt die zimtige Dominanz schwinden und trockene Holznoten stärker in den Vordergrund treten.
Hatte ich einen weihnachtlich-gourmandigen Duft erwartet, mußte ich enttäuscht werden – die Zimtinterpretation in "Rousse" weist – Big Red hin oder her - eine nur verhaltene Süße auf und stellt das Tiefwürzige, Scharfherbe des Gewürzes in den Mittelpunkt, perfekt flankiert durch das trockene, hier fast schon strenge Zedernholz.
Vor meinem geistigen Auge entsteht das Bild eines Wüstennomaden, das Gesicht verhüllt, nur die Augen blicken sehr direkt und intensiv, strahlen Wärme, Geradlinigkeit und eine gewisse stolze Strenge aus.
"Rousse" – ja.
Vielleicht liegt es an der Applikationsform, am Auftupfen, daß "Rousse" sich auf meiner Haut als nahezu monothematisch erweist, als Zimtzeder, Zederzimt, und ich keine Entwicklung im herkömmlichen Sinn wahrnehmen kann.
Eher leise von Anbeginn an, wird "Rousse" von Minute zu Minute schwächer, sanfter, weicher, tritt nach etwa einer Stunde der Amber hinzu und lenkt das Duftgeschehen endgültig in eine femininere Richtung, ohne es jedoch neu zu beleben.
Das überrascht mich, erscheint mir ein so frühzeitiges Verblassen doch recht ungewöhnlich für dieses Genre, nicht nur für einen Lutens.
Gerade einmal eine Handvoll Stunden lang bleibt "Rousse" bei mir – dann ist der Nomade weitergezogen.
So bin ich seit "Miel de Bois" konditioniert, meinem ersten Lutens, der mir eine Woche lang nicht von der Seite weichen wollte, ungezählten Dusch- und Badegängen zum Trotz.
Wie der Griff auf die heiße Herdplatte mich als Kind geprägt hat, nie mehr wieder unbefangen mit rotglühenden Gegenständen umzugehen, so hat mich diese erste Begegnung mit einem Lutens gelehrt, Vorsicht walten zu lassen bei jeder mir noch bevorstehenden Konfrontation – und derer gab es viele.
Fast immer erwies sich mein behutsames Vorgehen als richtig, fast immer konnte, mußte ich selbst bei homöopathischster Dosierung Bestnoten in den Bereichen Sillage und Haltbarkeit vergeben – Ausnahmen bestätigten die Regel und die Regel war die Regel.
Als "Rousse" bei mir einzog, war ich sicher, es mit stärkstem Tobak zu tun zu bekommen, einer olfaktorischen Atombombe sozusagen.
Amber, Holz und Zimt gelten schon bei zurückhaltenderen Duftmischern nicht gerade als Garanten für ein dezentes Eau und in Christopher Sheldrakes Wortschatz scheint der Begriff "schüchtern" nicht zu existieren – was keineswegs negativ gemeint ist, don't let me be misunderstood!
Nun befindet sich "Rousse" in einem meiner wenigen Schüttflacons und läßt sich deutlich dezenter dosieren, als es mit einem Sprayer möglich wäre, und so gab ich zunächst ein winziges Tröpfchen auf meine Haut.
Tatsächlich erhob sich aus der kleinen Pfütze ein holzig-zimtig-dunkles Wölkchen, nicht übermäßig voluminös, doch deutlich wahrnehmbar für meine sich vorsichtig dem Handgelenk nähernde Nase.
"Big Red!" war (auch) mein erster Gedanke, doch diese Assoziation hält nur so lange vor, wie Haut und Nase nahezu eine Einheit bilden – Distanz läßt die zimtige Dominanz schwinden und trockene Holznoten stärker in den Vordergrund treten.
Hatte ich einen weihnachtlich-gourmandigen Duft erwartet, mußte ich enttäuscht werden – die Zimtinterpretation in "Rousse" weist – Big Red hin oder her - eine nur verhaltene Süße auf und stellt das Tiefwürzige, Scharfherbe des Gewürzes in den Mittelpunkt, perfekt flankiert durch das trockene, hier fast schon strenge Zedernholz.
Vor meinem geistigen Auge entsteht das Bild eines Wüstennomaden, das Gesicht verhüllt, nur die Augen blicken sehr direkt und intensiv, strahlen Wärme, Geradlinigkeit und eine gewisse stolze Strenge aus.
"Rousse" – ja.
Vielleicht liegt es an der Applikationsform, am Auftupfen, daß "Rousse" sich auf meiner Haut als nahezu monothematisch erweist, als Zimtzeder, Zederzimt, und ich keine Entwicklung im herkömmlichen Sinn wahrnehmen kann.
Eher leise von Anbeginn an, wird "Rousse" von Minute zu Minute schwächer, sanfter, weicher, tritt nach etwa einer Stunde der Amber hinzu und lenkt das Duftgeschehen endgültig in eine femininere Richtung, ohne es jedoch neu zu beleben.
Das überrascht mich, erscheint mir ein so frühzeitiges Verblassen doch recht ungewöhnlich für dieses Genre, nicht nur für einen Lutens.
Gerade einmal eine Handvoll Stunden lang bleibt "Rousse" bei mir – dann ist der Nomade weitergezogen.
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