Ambra di Venezia
Amber of Venice

NuiWhakakore
21.09.2020 - 10:23 Uhr
13
Top Rezension
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft

Eine Reise geht zu Ende

Nach über einem Jahr nehmen sie Abschied von ihrer Insel. Also packen sie ihre paar Sachen und machen sich auf den langen Weg nach Norden.

Die Berge sind schon in Sicht, als sie eine Pause machen. Sie halten am Fuß eines Hügels. Eine Prozession ist auf dem Weg zu einer kleinen Kirche. Sie folgen dem Geruch des Weihrauchs durch die Zitrushaine hinauf. Wilder Jasmin wächst unter den Bäumen.

In der Kirche ist recht dunkel. Der Qualm aus dem Rauchfaß ist hier viel stärker als draußen. Ein betörender Geruch von Weihrauch und Labdanum zieht durch das Mittelschiff. Leicht benommen gehen sie in ein Seitenschiff und setzten sich auf eine der Holzbänke. Der Gesang des Chors scheint von überall her zu kommen.

Plötzlich scheint die untergehende Sonne golden durch die bleiverglasten Fenster herein. Ein Lichtstahl fällt auf ein Steinrelief direkt vor Ihnen.

In der Mitte ist ein Thron und darauf sitzt der Eine und blickt mit weit geöffneten Augen auf die ans Ende ihrer irdischen Tage gelangten Menschheit. Um den Thron herum sind vier schreckliche Tiere; ein Adler mit weitaufgerissenem Schnabel und mächtigen Klauen, ein Löwe und ein Stier, beide geflügelt mit einem Buch in ihren Pranken und Hufen und ein gehörnter Styrax, grinsend und mit einem schelmischen Zwinkern im Auge. *

Das Bild ist aber in so warmes Licht getaucht, sie fürchten sich nicht und eine behagliche Wärme macht sich breit. So sitzen sie noch lange und ruhen sich aus, bevor die Reise sie dann endgültig nach Hause bringt...

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Ambra di Venezia ist ein würzig-rauchiger Amberduft. Er startet frisch mit Bergamotte und Orange, die schnell mit Weihrauch und Labdanum ergänzt werden. Auch Jasmin ist schön wahrzunehmen. Die Zitrusnoten verflüchtigen sich und es bleibt ein würziger Rauch zurück. Grüne Noten sind auch leicht erkennbar (Styrax). Bald kommen Amber und auch Holznoten durch, etwas Vanille und Benzoe, nur leicht süß, balsamisch und weich. Die Haltbarkeit ist nicht so toll, 3 Stunden auf der Haut kommen gut hin.

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So fahren Sie dann erholt weiter. Noch zwei Stunden bis zum Brenner. In einem Formular schwören Sie, nicht anzuhalten, bis sie wieder in Deutschland sind und auch nur ganz flach zu atmen. Je näher sie ihrem Zuhause kommen, desto mehr macht sich eine leichte Melancholie breit. Das Ende eine langen Reise, aber auch die Möglichkeit zu einem neuen Anfang...

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Vielen Dank an Camey!
* der Absatz ist von Umberto Eco „Name der Rose“ inspiriert, er möge mir verzeihen
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