LGN Louis Gabriel Nouchi x Æther 2021

Wundertuete
10.06.2022 - 17:05 Uhr
11
Top Rezension
8
Preis
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Buch, Druckerschwärze, Holz, Tinte, Zigarette, Flirt

Also gut, meinetwegen: Er duftet schon irgendwie nach frisch geöffnetem Buch, vielleicht irgendwie nach Druckerschwärze, und irgendwann kommt dann ein süßer, dezenter, zugleich markanter, mich ausnahmsweise mal nicht nervender (denn sonst nerven mich Tabaknoten meist) Tabak hinzu. Mit dem frisch geöffneten Buch und der Tinte und der Druckerschwärzw könnte man auch mit Steidls Paper Passion ( Parfumeur Geza Schön) hinreichend glücklich werden. Wozu braucht es dann den LGN x Æther?

Er riecht, duftet einfach nur lecker, zum Anbeißen sogar, geradezu verführerisch, einfach sehr, sehr gut. Und das kann man dem Paper Passion wirklich nicht nachsagen.

Nehmen wir folgende Situation: Ich sitze in einem Café, lese ein Buch, rauche eine Zigarette, und jetzt kommt eine wichtige Ergänzung zum vorherigen Parfumo-Kommentar: Mir gegenüber sitzt eine attraktive, aber bisher unnahbar/mysteriös erscheinende weibliche Person. Wir flirten blickweise. Es liegt etwas Spannendes in der Luft. Der mich umgebende Duft ist unzweifelhaft da, er hat seine eigene Präsenz, aber er ist nicht zuviel, er lenkt nicht von mir ab, er unterstreicht mich, er unterwelliert mich mit einem leuchtend braunen Textmarker (die mir gegenüber sitzende und blickweise flirtende weibliche Person liest ebenfalls ein interessant scheinendes Buch)...

Dieser Duft weckt in mir die Sehnsucht nach solchen Situationen. Wann hatte ich die? Es ist eine ganze Weile her, in meinem Studium, ich bin im Café oder in der Mensa, oder in der Universitätsbibliothek. All das, wie gesagt, long ago. Aber das hier ist der Duft, der mir mir all das wiederbringt. Dabei wirkt er nicht überambitioniert/bemüht/kitschig wie einige andere Bibliotheksdüfte (CBIhatepetfume, Margiela). Denn vielleicht will er ja auch gar kein Bibliotheksduft sein. Man weiß das nicht so genau. Mir kommt jedenfalls vor wie einer. Und ehrlich gesagt: Für mich ist dieser klar der beste von allen, die mir aus diesem Genre bekannt sind.

Das Label Æther mag ich sehr gerne. Synthetik als olfaktorische Kunstfotm. Dieser Duft wirkt auf mich jedoch weniger synthetisch als die andern, die ich von dem Label kenne. Aber das passt, ich fühle mich sehr wohl mit dieser Aura aus gebohnertem Holz, Tabakkrümeln (nicht angezündet) und bedrucktem Papier. Oh würde sie doch noch ein wenig länger anhalten bzw. auch für meine Nase erriechbar sein (denn andere Nasen, wie ich höre, haben anscheinend länger etwas von diesem Duft als meine eigene...)!

6 Antworten