Kollerl
01.08.2022 - 13:57 Uhr
13
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Ein sympathischer Vladimir

Der Vladimir, der mir bei diesem Duft in den Sinn kommt, ist ein sehr sympathischer.

Von Vladimir Horowitz, dem begnadeten Konzertpianisten, der noch als wackeliger Hochbetagter Konzertsäle mit Witz und Virtuosität begeisterte, sind mir zwei Dinge überliefert.

Erstens das Zitat "Wer iiibt, hat neetig."

Das war natürlich eine augenzwinkernde Koketterie, als hätte er es nicht "neetig". Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass er halt keine öden Fingerübungen abspulte, sondern "richtige" Stücke spielte, um seine langen Finger geläufig zu halten. Er übte nicht, sondern spielte. Ein feiner Unterschied.

Zweitens die Auferstehung mitten im Konzert.

Als Horowitz nach vielen Jahren Pause auf die Konzertbühne zurückkam, freute sich das Publikum. Das Fachpublikum freute sich auch, aber noch mehr war es gespannt, wie gut der Maestro denn noch wäre.

Das Orchester begann also, das Klavier hatte Pause, um dann mit 3 Akkorden, eigentlich nur 3 Tönen einzusetzen.

Der Einsatz kam - und Horowitz verkackte.

So richtig. Komplett. Völlig.

So, dass es jeder gehört hatte. Ein Schock.

Er wurschtelte sich dann so irgendwie durch den ersten Satz, fing sich aber erstaunlicherweise und legte dann einen zweiten Satz hin, der dem Publikum die Tränen der Dankbarkeit in die Augen trieb.

An diesen Vladimir mag ich bei diesem Duft denken.

Die erste Verkostung überforderte mich.

Das zweite Beschnuppern eröffnete mir eine cremige-holzige Sinfonie, die sich durch südliche Zitrus- und Zedernhaine schlängelt. Der Wind trägt immer wieder neue Aromen von Wildkräutern und Harzen heran.
Die Wanderung wird nicht langweilig über Stunden.
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