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Top Rezension
Anna Karenina
Zu den - zumindest hinsichtlich ihrer Behandlung in der gymnasialen Oberstufe - wohl relevantesten Werken der Literatur des 19. Jahrhunderts gehören die drei großen europäischen Ehebruchsromane: aus Frankreich Flauberts Madame Bovary, aus Deutschland Fontanes Effi Briest und schließlich aus Russland Tolstois Anna Karenina. Ihnen allen gemein ist das Ausbrechen einer gesellschaftlich wohlsituierten Frau aus den sittlichen Normen und Konventionen ihrer Klasse um der - tatsächlichen oder eingebildeten - Liebe willen. Und ihr tragisches Scheitern.
Obwohl französischer und nicht russischer Herkunft - wobei die russische Oberschicht im 19. Jahrhundert französisch miteinander sprach - ist Coco Noir doch ein Duft für die sinnliche und elegante Anna und die aufzehrende Leidenschaft für ihren Grafen Wronski. Ein Duft für rauschende Bälle in marmornen Hallen, während draußen der Sankt Petersburger Winter Schneeflocken gegen die übermannshohen Fensterscheiben treibt, oder um in zobelverbrämten Capes über die Trottoirs des Newski Prospekts zu promenieren, einen Verehrer an jedem Arm.
Chanels Coco Noir ist mehr - nein: ist etwas in seinem Wesen nach anderes als 'nur' eine intensivierte oder 'verdunkelte' Variante des berühmt(er)en Coco. Obschon ein zentral wahrnehmbarer Patchouli die Metapher der Dunkelheit durchaus thematisiert, ist hier eine seltsam verloren anmutende Weichheit - mehr Holz als Frucht, geschweige denn Blüte - und fehlt die Koketterie des großen Bruders, fehlt ihm das Mädchenhafte. Coco Noir ist kultiviert und geschmackvoll und erwachsen - und jenseits der Unschuld, ohne sündig oder verrucht zu sein..
Fazit: für eine Frau, die Frau ist - und kein Mädchen mehr. Und für Anna Arkadjewna Karenina, die über das Unglück ihrer Liebe dem Wahnsinn verfiel.
Obwohl französischer und nicht russischer Herkunft - wobei die russische Oberschicht im 19. Jahrhundert französisch miteinander sprach - ist Coco Noir doch ein Duft für die sinnliche und elegante Anna und die aufzehrende Leidenschaft für ihren Grafen Wronski. Ein Duft für rauschende Bälle in marmornen Hallen, während draußen der Sankt Petersburger Winter Schneeflocken gegen die übermannshohen Fensterscheiben treibt, oder um in zobelverbrämten Capes über die Trottoirs des Newski Prospekts zu promenieren, einen Verehrer an jedem Arm.
Chanels Coco Noir ist mehr - nein: ist etwas in seinem Wesen nach anderes als 'nur' eine intensivierte oder 'verdunkelte' Variante des berühmt(er)en Coco. Obschon ein zentral wahrnehmbarer Patchouli die Metapher der Dunkelheit durchaus thematisiert, ist hier eine seltsam verloren anmutende Weichheit - mehr Holz als Frucht, geschweige denn Blüte - und fehlt die Koketterie des großen Bruders, fehlt ihm das Mädchenhafte. Coco Noir ist kultiviert und geschmackvoll und erwachsen - und jenseits der Unschuld, ohne sündig oder verrucht zu sein..
Fazit: für eine Frau, die Frau ist - und kein Mädchen mehr. Und für Anna Arkadjewna Karenina, die über das Unglück ihrer Liebe dem Wahnsinn verfiel.
9 Antworten


Das Buch werde ich nun nochmal aus dem Regal nehmen und der Duft kommt auf die Liste!
🏆🥰🤗
Den Duft mag ich auch :)
🥰🤗
Laut deiner Beschreibung könnte der Duft dem eigentlichen Selbst von Jane Eyre entsprechen. Ernst, tiefgründig und von einer angeborenen Stärke und Wildheit, die jedoch von Erziehung und Intellekt in zivilisierte Bahnen gelenkt werden.
Erwachsen, selbst in jungen Jahren.