Silver Mountain Water 1995

Cardea
07.09.2023 - 09:27 Uhr
16
Top Rezension
5
Preis
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Histoire…

Kennengelernt habe ich SMW irgendwann um 2003 herum. Damals war For Her Eau de Toilette gerade erschienen und ich war verliebt. For Her war der erste Duft, der mir zeigte, dass es andere Dufteindrücke abseits der schon tausendfach gerochenen süßen, blumigen Klassiker gibt und ich war neugierig geworden.

Ich erinnere mich dunkel, dass ich mich todesmutig an das Regal herantraute, bei dem die Düfte keinen Schriftzug von Calvin Klein, Joop, Kenzo oder Boss trugen und mir kam dort nicht ein einziger Flakon bekannt vor.

Vermutlich hätte ich nie zum Silver Mountain Water gegriffen, hätte ich gewusst, dass er Teil der Herrenlinie war, denn mit Anfang 20 war ich da noch recht stereotyp geprägt. Den Flakon fand ich schön, weiß gefiel mir schon immer und ich sprühte mir ein wenig der Flüssigkeit auf den Arm.

Was genau ich da roch, bekomme ich heute nicht mehr zusammen und hätte es wahrscheinlich auch damals nicht benennen können. Sehr genau weiß ich aber noch, dass ich ihn eigentlich direkt mitnehmen wollte - bis mein Blick auf das Preisschild fiel.

Ich hatte damals bereits mit um die 75 Euro für den For Her Eau de Toilette mein Studentenbudget für diesen und zwei weitere Monate gesprengt, der Preis für den Flakon Silver Mountain Water erschien mir einfach nur absurd hoch und so zog ich von dannen… heimlich immer wieder am Handgelenk schnuppernd und mir einredend, dass der Duft ja ohnehin für Männer gedacht sei.

Viele Jahre und Düfte später - mit dem Wissen um Creed, die dubiose Historie und die Diskussion um Qualitätsmängel/-schwankungen, machte ich mehr oder minder einen Bogen um diese Firma.
Aber irgendwann tat ich es dann doch, als ich zufällig im Alsterhaus vor dem Regal stand und sprühte mir ein wenig des SMW auf den Arm.
Tja, und dieses Mal bin ich mit einem Flakon nach Hause gegangen.

Was kann ich Substanzielles zum Duft sagen? Die Erinnerungen sind da, der Duft riecht exakt so wie ich ihn damals abgespeichert habe. Da habe ich mit anderen Parfums durchaus Enttäuschungen erlebt.

Der Auftakt ist hell und glitzernd, es kitzelt ein wenig in der Nase - der Name ist Programm. Sandelholz rieche ich unverkennbar und früh, so ein richtiger Verlauf ist für mich nicht erkennbar. Fruchtige Düfte sind nicht meins, aber hier macht die dezente Beerennote einen guten Eindruck und gibt dem ganzen Duft einen Twist, der den SMW nicht in der Masse der üblichen zitrischen Aquaten untergehen lässt. Er wird später minimal pudriger und hautnäher (wohl der Moschus), ohne staubig zu erscheinen.

Tee rieche ich nicht dezidiert heraus, bin aber sicher, dass diese Note unabdingbar für den Gesamteindruck ist. Es ist eben lediglich kein klassischer Teeduft.

Das vieldiskutierte Thema Haltbarkeit:
Ich musste diesen Duft riechen lernen. Anfangs fand ich ihn nicht sehr intensiv und verlor ihn meist nach zwei bis drei Stunden. Inzwischen rieche ich ihn den ganzen Tag. Heute morgen um 7 Uhr aufgesprüht, kann ich ihn jetzt um 15 Uhr noch immer deutlich wahrnehmen. Auf der Haut nicht ganz so intensiv abstrahlend, auf der Kleidung reicht ein Spühstoß und der Duft begleitet mich dauerhaft.

Mit Moleküldüften geht/ging es mir übrigens genauso. Anfangs habe ich Molecule 01 gar nicht gerochen, inzwischen finde ich zwei Sprühstöße absolut ausreichend, um es den ganzen Tag wahrnehmen zu können.

Das muss natürlich nicht jedem so gehen, aber vielleicht lohnt es sich, den Silver Mountain Water nicht direkt nach ein oder zwei Versuchen aufgrund der vermeintlich schlechten Haltbarkeit abzuschreiben.

Für mich einer meiner schönsten Frischlinge und sehr unisex, da er weder zu sehr ins duschgelige, noch ins kräuterig-holzige abgleitet.
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