Cardea

Cardea

Rezensionen
1 - 5 von 9
Cardea vor 5 Monaten 109 47
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Oops! They did it again…
Und da ist er! Chanels Flanker Nummer vier, wenn ich richtig gezählt habe und man das Haarparfum, seine Konzentrationen und Co. mal außen vor lässt. Dazu hatte Chance auch mal ein Extrait und weiterhin gibt es einige Varianten sowohl als EDT als auch als EDP.

Neu ist hier nun, dass direkt das Eau de Parfum erscheint und man auf ein Eau de Toilette zu verzichten scheint.
Gut, das mag dem Zeitgeist entsprechen, denn für die Jugend - und die ist bei Chance nun mal die Ziegruppe - zählt vor allem eines: Haltbarkeit! Mit einem Eau de Toilette lockt man wohl keinen TikToker mehr hinter dem Ofen vor.

Und auch wenn für mich Haltbarkeit ein eher untergeordnetes Kriterium ist, so will ich dazu trotzdem ein paar Worte verlieren, denn ich finde sie tatsächlich eher überschaubar. Für mich okay, aber nicht ganz vergleichbar mit dem EDP von Tendre oder Fraîche aus der gleichen Reihe. Zu den (möglichen) Gründen später noch ein paar Überlegungen.

Im Mittelpunkt von Eau Splendide steht ganz klar die Himbeere. Und eine spritzige Frucht ist auch die Signatur der Chance -Reihe, womit sich dieser neue Duft dort wunderbar und unmissverständlich einfügt. Als Mensch, der Früchten in Parfum eher wenig abgewinnen kann, komme ich damit bei Chanel erstaunlich gut klar. Nur in Coco Mademoiselle EDP und EDT ist mir da zu viel los, ansonsten löst Chanel das Thema Fruchtigkeit (für mich) sehr ansprechend und gut erträglich.

Veilchen, zunächst von der Gerüchteküche negiert, hat nun doch den Weg in Chance Splendide gefunden und ist normalerweise ebenfalls keine Lieblingsnote von mir.
Aber auch hier, Chapeau Chanel, hat man ein gutes Händchen bewiesen und baut es mit schlafwandlerischer Sicherheit auf moderne Art und Weise ein. Dieses Veilchen stammt nicht aus der Mottenkiste, sondern erinnert sehr an die grünlich angehauchte Iris-Veilchen-Note, wie wir sie schon in Comète kennenlernen konnten.
In Verbindung mit etwas Moschus entsteht der Eindruck eines cremig-pudrigen Fluffs, der einen umgibt und die herbe Himbeere einbremst, damit sie nicht zu bissig wird.

Wo Comète allerdings reif und erwachsen daherkommt, ist Chance Eau Splendide wie zu erwarten viel verspielter und jünger. Na ja, und eben viel frischer und fruchtiger. Aber ich wiederhole mich.

Auch Paris-Venise kam mir in den Sinn. Hier leiht sich Splendide die zarte Cremigkeit und obwohl keinerlei gemeinsame Noten gelistet sind und beide auch nicht wirklich ähnlich riechen, liefern sie mit den vergleichbaren Gesamteindruck einer zarten Bodylotion.
Aber vielleicht ist es auch einfach nur Chanels Handschrift, die hier diese Assoziationen erzeugt, wer weiß.

Und nun noch abschließend etwas zum Thema Haltbarkeit:
Tief in der Basis versteckt sich meines Erachtens auch hier ein Amberholzderivat für die Haltbarkeit (wie ich es bei Tendre und Fraîche EDP ebenso vermute, Chanel nennt es gerne euphemistisch „ambriert“), das beim Oversprayen bissig werden könnte. Mich stört es nicht, Chanel macht das mit viel Fingerspitzengefühl und ich neige nicht zum Oversprayen. Nur für die ganz empfindlichen Nasen möchte ich es erwähnt haben. Es ist aber meiner Meinung nach bei Splendide vorsichtiger dosiert worden als beispielsweise bei Eau Fraîche EDP - für mich gut, aber es wird bestimmt Menschen geben, denen etwas mehr „Duftsohle“ (Grüße ans Forum) lieber gewesen wäre.

Im Forum schrieb ich:
Wer Chance Eau Tendre, Comète und Paris-Venise mag, der darf hier glaube ich beinahe blind zugreifen.
Dabei bleibe ich, diese Düfte geben mit sehr ähnliche „Vibes“, aber sie sind natürlich trotzdem eigenständig mit eigenen Noten. Es ist eher das Grundgefühl, also das Maß an Frische, Grün, Pudrigkeit, Cremigkeit etc. was mich an die genannten Kandidaten denken lässt.

Für mich ist Eau Splendide eine schöne und passende Erweiterung der Linie. Festhalten sollte man fairerweise aber ebenfalls, dass das Rad damit nicht neu erfunden wurde.
Bei einem Chance war dies wiederum auch nicht meine Erwartungshaltung, daher finde ich den Duft durchaus gelungen.
47 Antworten
Cardea vor 6 Monaten 18 15
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Unterbewertete Schönheit
Also zumindest von mir.

Vor mehr als einem Jahr habe ich Dans Paris ein Statement verpasst und dazu eine Punktzahl von 8.0 - ich fand ihn durchaus schön, aber sehr (etwas zu?) süß-marzipanig-cremig.

Von den Celines besitze ich alle Düfte als Travelsize und im Laufe der Jahre hatten es am Ende alle bis auf zwei auch als Flakon zu mir geschafft: St. Germain de Près und eben Dans Paris.

Generell kann ich durchaus hartnäckig sein, wenn mir Düfte zwar grundsätzlich ganz gut gefallen, aber ich den Zugang trotzdem nicht so richtig finden will. Mit Travel-Zerstäubern ist das einfach - sie kommen mit auf Reisen und so wird dann am Abend im Hotel oder unterwegs im Auto einfach mal drauflosgesprüht und abgewartet.

Dans Paris hat in diesem Zusammenhang anfangs immer eine sehr süße Marzipanassoziation aufkommen lassen und wer hier schon ein bisschen was von mir gelesen hat oder mich kennt, der weiß, Essbares auf der Haut ist einfach nicht meins.
Interessanterweise hat sich aber nun, als das Travelspray langsam zur Neige ging, die grüne Note immer mehr in den Vordergrund geschlichen. Ich empfinde den Duft nicht mehr als so süß und marzipanig. Und auch die Cremigkeit ist eher einem fein gemahlenen Puder gewichen. Die herbere Seite von Dans Paris lässt sich nun blicken und es ist so, als sei ein Schleier gefallen und ich lernte nun die andere Seite der Stadt hinter der Glitzerfassade kennen. Mandelig riecht Dans Paris noch immer, aber nicht mehr wie in einem Persipanhörnchen, sondern eher wie sanftes Vanille-Amarettopuder, das ein grünblättriges Grundthema einhüllt.

Die angegebenen Noten sind wahrnehmbar, aber darüberhinaus würde ich auch auf Irisbutter wetten und vor allen Dingen einem Hauch Zeder und Wachholder, der der Basis eine herb-holzigen Einschlag gibt.

Für mich hat Dans Paris eine unfassbare Wahrnehmungsähnlichkeit zu Comète. Nein, keine Verwechslungsgefahr, aber beide täuschten mich zunächst mit marzipanartiger Süße, die mich kaum etwas anderes wahrnehmen ließ. Erst nach mehreren Anläufen offenbarten sich meiner Nase die Duftnoten dahinter, welche eher das Gegenteil eines klassischen Gourmands sind.
Auch die extreme Pudrigkeit, das beinahe cremig wirkende feinste Puder, verbindet beide Düfte.

Die Ähnlichkeit zu Angélique Noire sehe ich ebenfalls, aber erstaunlicherweise ist Dans Paris beinahe so etwas wie ein Komplementär dazu. Angélique Noire hat bei mir anfangs nämlich genau umgekehrt gewirkt: Grün, grün und nochmals grün - bis ich mir dort im Laufe der Zeit die wunderschöne Vanille regelrecht erarbeitet hatte.

Nun bleibt noch St. Germain de Près meine Aufgabe. Mal sehen, wie es dort ausgehen wird.
15 Antworten
Cardea vor 1 Jahr 31 19
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Geschichte einer wundersamen Wandlung…
„Ein Chanel. Les Exclusifs. Und ich musste ihn abwaschen. Ich grabe mit bloßen Händen in nasser Friedhofserde. Modrig, feucht, abgestanden.“

Das ist mein schon etwas älteres Statement zu Coromandel und bis vor kurzem hätte ich daran festgehalten. Dann kam das Release der neuen Körperöle der Les Exclusifs Reihe in vier verschiedenen Duftvarianten. Darunter Coromandel. Und weil ich naturgemäß ein sehr neugieriger Mensch bin, stehe ich also bei Chanel und halte es für eine ausgesprochen gute Idee, mir alle vier Öle auf unterschiedliche Körperteile zu schmieren. Sah bestimmt interessant aus und roch noch viel interessanter. An Coromandel hatte ich die geringsten Erwartungen.

Hatte ich schon irgendwann kurz nach Verfassen des oben genannten Statements geahnt, dass nicht Patchouli mein Problem mit Coromandel ist, sondern dessen Schokoladensüße, wurde dieser Eindruck kürzlich durch das Extrait verstärkt und nun endgültig mit dem Öl bestätigt.

Ja, Coromandel ist feuchte Erde und Friedhof. Der Duft hat etwas Dunkles, die dichten Rosen wecken die Assoziation, man stünde vor einem frischen Grab, Blumenschmuck verwelkt langsam, es hat geregnet, dichte Rosenhecken, die schon viel zu lange nicht mehr zurückgeschnitten wurden, kommen einem gefährlich nahe. Irgendwo im Hintergrund lauert noch der Weihrauch in der Luft und auf die Zunge legt sich etwas süß-Gewürziges. Hier ungefähr stoppt das Öl, während das Extrait noch etwas mehr Tiefe durch holzig-vanillige-Würze hineinbringt.
Und was soll ich sagen? Bis hier hin finde ich Coromandel fantastisch, wie ich nun feststellen durfte!

Aber nun rezensiere ich ja das Eau de Parfum und versuche mal die Kurve zu bekommen. Aus der Boutique ging ich also an diesem Tag nicht nur mit einem Flakon Comète, sondern - absolut wider Erwarten - noch mit 250 ml Coromandel Huile des Corps. Schockverliebt. Und als hätten die Damen es geahnt, wurden mir direkt noch ein paar Proben Coromandel EDP in die Tüte gepackt.

So denn, was ist denn mein eigentliches Problem mit dem Eau de Parfum? Mit Öl und Proben bewaffnet, eine gute Gelegenheit, sich auf die Suche zu machen - und fündig zu werden: Die oben angesprochene Süße, die sich langsam auf die Zunge legt, wird beim EDP für mich zu einem Mund voller warmer, weißer Schokolade. So, als schmölze man in einem Topf eine riesige Portion weißer Kuvertüre, und würde sich dann davon einen kompletten Esslöffel genehmigen.
Zu viel, zu klebrig, zu süß und das Gefühl, die Masse würde im Mund immer mehr werden. Ach, nicht zu vergessen: Dabei steht man immer noch bis zu den Knöcheln in nasser Friedhofserde vor einem frischen Grab. Klingt befremdlich? Ja, finde ich auch und so erklärt sich dann mein Statement.

Nun ist allerdings etwas ganz Erstaunliches passiert, denn ich habe einen Weg gefunden, dieses Monster von Duft für mich zu zähmen, da das Beschriebene nur dann zu entstehen scheint, wenn ich Cormandel nah auf die Haut sprühe und dann schlimmstenfalls direkt mit der Nase daran rieche. Die Kombination aus Öl und zwei bis drei Sprühern in die Luft, um sich dann in den Nebel zu stellen? Perfektion! Plötzlich ist alle Aufdringlichkeit weg, Patchouli und Schokolade kämpfen nicht mehr um Aufmerksamkeit und es entsteht eine zarte erdig-warm-vanillige Wolke von Duft, der für mich erst in der Sillage seine ganze Schönheit entfaltet.

Jahre kenne ich Coromandel… und dann braucht es ein Extrait und ein Körperöl, um zu begreifen, wie ich dieses Parfum lieben kann.

Muss ich das Statement nun löschen? Überarbeiten? Kommentieren?
Ich habe erstmal entschieden, es stehen zu lassen, weil es als Momentaufnahme absolut korrekt war. Und ein Stück weit sogar noch ist, denn wenn ich mir drei Sprüher EDP auf den Arm gönne und dann direkt die Nase drauf halte, wird mir noch immer übel. Dieser Duft kann regelrecht erdrückend sein. Selten habe ich so einen Kontrast durch unterschiedliche Dosierung und Anwendung bei einem Parfum erlebt.
19 Antworten
Cardea vor 1 Jahr 86 68
10
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Erste Schritte…
Klar, ich könnte nun ein Statement schreiben. Vielleicht sollte ich sogar, schließlich kennen Comète und ich uns noch gar nicht so lange. Persönlich sogar erst einige Stunden.
Aber bei jedem Versuch musste ich feststellen, dass ich bereits jetzt so viel anzusprechen habe und somit das Statement vermutlich drei Anhänge bekäme. Also doch eine Rezension, die dann später gegebenenfalls einfach erweitert und/oder korrigiert wird.

Was habe ich vorab alles über diesen Duft verschlungen und wie habe ich mich vor Heliotrop und Kirschblüte gefürchtet. Zu Recht? Zu Unrecht? Im ersten Moment absolut zu Recht!

Kennt ihr Amarettinis? Diese Mini-Kekse, die gerne als Paar auftreten und dem Cappuccino im Café beigelegt werden? Genau das ist meine Assoziation mit dem ersten Sprühstoß. Süßes Amaretto-Gebäck. Nicht Marzipan, denn Marzipan ist feucht, dieser Duft hier ist trocken.

Und dann passiert etwas ganz Wunderbares, denn die aufdringliche Marzipan-Amaretto-Süße verzieht sich innerhalb von Minuten und etwas Staubiges bahnt sich seinen Weg: Iris!

Viel habe ich gelesen zu pudrig vs. cremig und fürchtete mich vor Creme mindestens genauso wie vor Shampoo und Marzipan. Aber ist der Duft cremig? Nein, ich finde nicht, aber ich glaube, ich weiß, woher dieses Gefühl kommt. Der Duft ist feinst gemahlenes Puder, so pudrig, dass ein Finger darin sich fast so anfühlt, als fasse man in Creme, aber eben nur fast. Die Damen (und vielleicht auch einige Herren) kennen das Gefühl möglicherweise von einem extrem fein gemahlenen Lidschatten oder Gesichtspuder. Ungefähr diese Form von Pudrigkeit fühle ich hier.

Die Iris bleibt lange, dominiert das Herz des Parfums, begleitet es aber vom Kopf bis in die Basis. Sie ist pudrig, aber auch leicht grasig-grün angehaucht. Im Verlauf nehme ich den Moschus immer deutlicher wahr, er erinnert mich an Jersey und 1957.

An dieser Stelle möchte ich ein paar eigene und bei anderen gelesene Duftvergleiche anstellen, soweit ich das zum jetzigen Zeitpunkt kann:

Après L‘Ondée:
Comète ist süßer und wärmer, Après L‘Ondée könnte die kühle Cousine sein. Sie geben einem die gleichen Vibes, Après L‘Ondée empfinde ich aber durch Veilchen etwas näher an Creme als an Puder.

La Peau Nue:
Iris ist das gemeinsame Thema, allerdings finde ich La Peau Nue viel neutraler. Ähnlich fein gemahlenes Puder, vergleichbare Vibes, aber andere Iris-Interpretation.

1957:
Ja, der Polge-Moschus. Aber abgesehen davon gibt es den noch in einem weiteren Duft, an den ich zuerst denken musste:

Jersey:
Nach etwa ein bis zwei Stunden auf der Haut musste ich zwei Mal riechen und dachte, dass Comète mich wirklich an Jersey erinnert. Mit Iris statt Lavendel. Da ist diese hintergründige Süße, die gleiche Art Moschus und etwas Grasiges, was Comète auf erstaunliche Art frisch wirken lässt.

An der Stelle ist zum Glück auch der Amaretto-Keks weg und Comète flufft angenehm vor sich hin. Kirschblüte vermag ich nicht zu identifizieren und ehrlich gesagt, weiß ich nicht mal, wie die riechen soll. Ich las glaube ich sogar mal, dass Kirschblüte eigentlich gar nicht (intensiv) riecht, aber da fehlt mir die Erfahrung, um den Wahrheitsgehalt dieser Aussage beurteilen zu können.

Eine Punktzahl mag ich noch nicht vergeben, aber ich schätze es wird sich wohl um die 9 einpendeln.

So viel für den Moment.

Ergänzung:

L‘Eau d‘Hiver:
Eindeutig Ähnlichkeit vorhanden, danke für den Hinweis in den Antworten. Den wollte ich eigentlich auch angesprochen haben. Aber auch hier, L‘Eau d‘Hiver ist für mein Empfinden kühler. Als Iris-Liebhaber kann man beide rechtfertigen.

Beige:
Joah… ein bisschen ähneln sie sich durch die grasig angehauchte Süße und ich glaube, Beige hat den gleichen Moschus, auch wenn er nicht genannt wird.

Misia:
Veilchen ja, aber Misia ist für mich deutlich weniger süß und sehr viel distanzierter.

La Pausa:
Iris-Parfum, anders interpretiert. Puder, nicht bis zur scheinbaren Cremigkeit zermahlen. Mehr Make-Up, mehr Grün, weniger süß, dezenter und luftiger als Comète.

Paris-Venise:
Wahrnehmbare Verwandtschaft, die süße pseudo-Cremigkeit ist sehr vergleichbar. Paris-Venise ist aber leichter, hat etwas Zitrisches und verfliegt viel schneller. Comète ist dichter, edler und pudriger.

Die Haltbarkeit ist beeindruckend. Heute Morgen roch meine Haut noch sehr wahrnehmbar nach Comète. Das Parfum hat sogar den Geruch des Coromandel Body Oils wieder verdrängt, das ich gestern Abend auf den Unterarmen testete.
Auf der Kleidung riecht es ebenfalls noch sehr deutlich. Aber ich würde nicht mal sagen, dass das Parfum dort stärker riecht, meine Haut roch eigentlich genauso intensiv.

Sillage ist dagegen gut bis mittelmäßig. Ich würde nicht sagen, dass man andere mit dem Parfum direkt zu ersticken vermag. Comète bleibt relativ nah am Träger und strahlt hauptsächlich eine gewisse Puder-Aura ab.

Der Duft startet sehr chanel-untypisch süß, trocknet dann aber zu einem recht trocken-klassischen Iris-Moschus-Chanel runter. Möglicherweise ist dieser Kontrast für einige zu extrem und damit problematisch, weil Comète zu viel auf einmal möchte?
Oder wird hier die Transformation eines Kometen gezeichnet, der im ersten Stadium erstrahlt und dann verglüht? Mir gefällt Option 2 besser.

Inzwischen rieche ich auch das Veilchen, hauptsächlich in der Kopfnote. Das Mandelgebäck hat für mich anfangs so dominiert, dass ich kaum etwas anderes wahrnehmen konnte. Nach nun einer Woche bekomme ich die Noten besser auseinander dividiert.
Für mich ist Comète aber kein Veilchenduft, auch wenn etwas Veilchen mitschwingt. Wenn Misia Veilchen mit etwas Iris ist, dann ist Comète Iris mit etwas Veilchen. Subjektives Empfinden meinerseits.

Ach, und bevor ich es vergesse: Immer wieder erinnert mich etwas hinter den Mandel- und Veilchenschwaden des Auftakts bis ins Herz an das No. 5 Extrait. Muss man mögen. Ich liebe es.
68 Antworten
Cardea vor 2 Jahren 68 33
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Altersweisheiten
Ihr kennt es fast alle. Düfte, die in eine Schublade gepackt werden, auf der mit großen Lettern prangt: ALTMODISCH! Gerne erweiternd beschrieben mit Worten wie „aus der Zeit gefallen“, „riecht wie meine Oma“ oder „madamig“.

Tja, genau in die Schublade habe ich irgendwann mal Chanel No. 5 gepackt und nie wieder rausgeholt. Das muss vermutlich in meinen frühen 20ern gewesen sein und alles, an was mich und vermutlich viele andere meiner Generation der Duft damals erinnerte waren alte Handtaschen vom Flohmarkt, die Großtanten beim Kaffeekränzchen und strenge Französischlehrerinnen kurz vor ihrer Pensionierung.

Seitdem ist viel geschehen. Der Horizont hat sich erweitert, Lebenserfahrung ist (hoffentlich?) dazugekommen, Familien wurden gegründet, Menschen im Leben kamen und gingen. Und gerade die, die für immer gingen und große Lücken hinterließen, lassen einen schmerzlich spüren, dass Alter kein Schimpfwort ist, sondern ein Geschenk. Dass altmodische Handtaschen, verstaubte Mäntel und die vor Jahrzehnten verurteilten und in die so bekannte Schublade gesteckten Gerüche eine Reise in die Vergangenheit und ein Blick in die Zukunft zugleich sind.

Wenn die Eltern sterben, ist man zum ersten Mal nicht mehr das Kind von jemandem. Man fühlt sich - auch wenn schon lange volljährig und mitten im Leben stehend - erstmalig völlig alleine auf der Welt.
Und so begann ich vor einer Weile, die Schublade zu öffnen und vorsichtig nachzusehen, was ich im Heute darin entdecken kann.

Nein, No.5 ist weder Erba Pura noch BR540. Er ist schönste, edle Seife im Auftakt, die irgendwann den Weg freigibt für Rose, Iris und Maiglöckchen. Und das alles eingerahmt von etwas grüner Holzigkeit, die dem Duft eine erwachsene Eleganz gibt.

Ich weiß genau, warum ich ihn damals altmodisch fand. Und doch ist er heute für mich alles andere als das: Er riecht vielmehr nach einem Zuhause und Geborgenheit. Nach einer Welt, in der alles seine Ordnung hat und eine schlechte Klausur eine der größten Katastrophen war, die man sich vorstellen konnte.

Wenn ich heute manchmal lese „Das riecht nach meiner Oma“, dann denke ich mir oft: „Irgendwann wirst du dir wünschen, dass du diesen Duft, dieses Gefühl, in Flaschen hättest abfüllen können!“.
Aber ich weiß auch wie ich war und wie es gemeint ist. Also lächle ich - und habe seit heute ein Fläschchen No.5. Um mir dieses Gefühl für einen kurzen Moment zurückzuholen.

33 Antworten
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