Dior Homme Intense 2011

Version von 2011
Vanillestern
01.10.2021 - 06:19 Uhr
13
Hilfreiche Rezension
9
Duft

John Malkovich

Dieser Duft ist für mich Perfektion. Er ist aber eine andere Form der Perfektion: die unperfekte Variante. Es gibt eine Perfektion, die mir fast körperlich weh tut, da eine starke Gleichmäßigkeit, das Gleiten der Gedanken und Augen, in dem Fall Nase, keinen Kontrapunkt setzt.
Hier hingegen liegen Steine im Weg, Ecken und Kanten berühren mich, eine Geschichte wird erzählt, mein Kopfkino startet. Herrlich! So musss für mich Parfum sein. Anregend, erfinderisch, schwelgend.

Und genauso empfand ich John Malkovich in "gefährliche Liebschaften, 1988". Ich war fünfzehn und absolut hineingezogen in dieses Drama (eigentlich ein Briefroman) von Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos. Es geht grob gesagt um Intrigen, Liebschaften, Liebe und Tod.
Der Vicomte Sébastien de Valmont (J.Malkovich) stellt einen lüsternden Frauenheld dar, der in spielerischen Intrigen die Liebe bezwingen will. Gelingt ihm aber letztendlich nicht, denn keiner der Protagonisten (Glenn Close, Michelle Pfeiffer, Uma Thurman) finden Glück oder Erlösung- nur Unglück und Tod.
Er verkörpert den Vicomte so unfassbar gut, dass man ihm jede Regung abnimmt. Er ist kein schöner Mann. Große, abstehende Ohren, leicht krumme Beine. Aber sein Lächeln, seine Bewegungen sind hoch erotisch, umerfend echt, genussvoll und sensibel. Er präsentiert in dieser Rolle alles Verbotene, das ein junges Mädchen anzieht. Seine Überheblichkeit ist schockierend sexy und haben bewirkt, dass ich den Film sehr oft gesehen habe und ihn bis heute verehre.
Er spielt Mitte des 18. Jahrhunderts und ist ein Film voller herrlicher Kostüme, herausragender Schauspielerinnen und einer dichten, spannenden Atmosphäre.

Diese erotische und gleichzeitig melancholische Aura repräsentiert für mich Dior Homme Intense.
Er ist für mich ein wenig aus der Zeit gefallen. Pudrige Süße durch die Ambrettsamen und Iris spiegeln für mich die gepuderten Perücken, die Schminke und der Hauch eines leicht geöffneten Mundes wider. Er ist groß und einnehmend wie der Vicomte und tief wie die Liebe in all ihren wunderschönen und dramatischen Facetten. Er hat für mich etwas Lediges, das im Verlauf immer süßer wird: weiche, liegengelassene Handschuhe einer Dame die nach einer Liaison die süße Körperlichkeit des Genusses verströmt. Dior Homme ist für mich voller Kanten, die ihn so spannend machen. ein komplexer, tiefsinniger Duft voller Poesie. Lustvoll, warm und trotzdem arrogant. Ein schönes Gesicht mit Eigenheiten und sehr erotischer Ausstrahlung. Ein Blick in die Seele des Pafümeurs (François Demachy).
Mein John Malkovich der achziger Jahre. Zeitlos und prägend. Ich finde er passt am besten in den Herbst, denn er erzählt das Ende einer Geschichte. Eine Melancholie schwingt mit ihm mit und weist auf die Sterblichkeit und Vergänglichkeit hin.

Ich trage den Duft sehr gerne und finde beide Geschlechter dürfen und sollen ihn genießen. Bei mir entwickelt er sich vanillig-pudrig, süß. Er hält lange (8-10 Stunden) und ist gut wahrnehmbar.
Er ist einer meiner absoluten Lieblinge und mein John Malkovich unter den Düften.
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