Famagusta 2014

AnneSuse
31.10.2014 - 15:15 Uhr
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Top Rezension

Famam gusta

Famagusta ist eine Stadt an Zyperns östlicher Küste, die als Fischerdorf seit der Antike besteht und sich im Mittelalter zur reichsten Stadt des östlichen Mittelmeeres entwickelte.

Famagusta ist prickelnd-grün und elegant beblümelt - wie für mich gemacht! Ich liebe Chypres, ich liebe die Tiefe von Eichenmoos und ich liebe edle Seife.

Der Duft startet unsüß-grün, die florale Note untermalt und verhindert allzu Grasiges, dominiert aber nicht. Man merkt sofort: hier ist ein Chypre klassischer Manier.
Die Liebhaber des Eichenmooses kommen schnell auf ihre Kosten; es schon in der Herznote einzusetzen, ist eine geniale Idee. Meinem Dekolleté entsteigt nun der Scirocco – warm, füllig, mediterran. Dazu trägt auch die Tonkabohne bei, aber die levantinische Liebe zu Süßem ist nur ein kurzes Augenzwinkern - wie es sich für einen echten Chypre gehört.
Die Basis verstärkt vor allem den bisherigen Eindruck, keine Note dominiert oder wird unangenehm. Mit Patchouli stehe ich schnell auf Kriegsfuß, hier sorgt es nur für zusätzliche Tiefe und Volumen und ist kaum herauszuriechen *pfhüühglückgehabt*. Und es kommt zu meiner großen Freude eine wunderbar edle Seifennote zum Vorschein. Nicht scharf, nicht clean, eher ein bisschen dreckig. Und das alles bleibt und bleibt und bleibt …
An der Haltbarkeit gibt es nichts auszusetzen, der Duft dreht auch nicht ab in einen beliebigen Moschuseinheitsbrei, sondern behält seinen Charakter.
Danke an die beiden Parfumeure für dieses Duftgeschenk!

Der Flakon zeigt die gewohnte Schlichtheit mit dem Teil Zyperns, auf dem Famagusta liegt.

Auch einen Ferntest habe ich schon absolviert: Das Päckchen kam gerade an, als ich losfahren wollte, um mich mit Murmel zu treffen. Absender: Erik Kormann – ahhh, also schnell ab damit in die Handtasche. Da Murmel auch so eine Seifenliebhaberin ist, gab es zur legendären Schokolade in der Holländischen Kakaostube gleich einen olfaktorischen Kontrapunkt.
Ich kann nur sagen: großartig. Über den Tisch wehte mir immer wieder ein wunderbarer Hauch entgegen, vernehmlich, aber elegant-distinguiert. Keine Salonlöwin, eher ein Jaguar. Weder Clean-chic, noch Schleifen und Rüschen, nix Glattgebügeltes, sondern eine warme und ruhige, wie selbstverständliche Kraft.

Der Duft atmet das, was ich an klassischen, unkastrierten Chypres so liebe: die Fülle, die Tiefe und die Lebendigkeit.

Famam gusta - Koste die Tradition!
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