13.02.2024 - 06:56 Uhr
Floyd
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Floyd
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The Darker Sounds, Vol.54
Wie lange wohl ist es schon dunkel. Wie viele Tage schon bin ich im Schuppen. Polarlichter flimmern mit den klammen Böden in grünen Wellen durch die beschlagenen Scheiben. Sie rinnen über die Lackfarbendosen, die alten Autoreifen. Liegen noch Tannen aus fernen Tagen, im Sommer vergangen, längst vergessen, die durch Risse in alten Farbeimern knorrige Wurzeln schlagen. Da fließen Flechten aus ihren Nadeln wie verzweigte Amöben aus Terpentin, die über ausgebauten Rückbänken, geflickt mit öligen Lederlumpen, den frisch gestrichenen hölzernen Wänden wie lebende Organismen mäandern. Sie starren mit mir aus den Fenstern. Dorthin, wo die frierenden feuchten Wiesen sich mit dem nassen Asphalt der Straßen in die boreale Nacht ergießen. Man kann sich schon allerhand einbilden. Da sind keine Übergänge zu sehn, nur kondensierende Wärme über atmenden Rücken wilder Silhouetten.
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Fischersund, das Label von Jón Þór Birgisson, dem Sänger und Gitarristen der isländischen Postrockband Sigur Rós, vertreibt neben den eigenen Düften auch Kunstgegenstände. Das Haus versteht sich selbst als begehbares Kunstwerk, ständigem Wandel unterworfen. Es sei "a place where people can come and rest in their senses, a space that communicates directly with your senses, be it through smell, sound, touch or taste." Die Düfte der dunklen 'Skammdegi' Serie (No.23, No.54 und Flotholt), erzeugen diffus kühle Bilder karger nordischer Landschaften.
"No.54" verbindet den Geosmingeruch feuchter Erde, nasse Gräser und würzige Flechten der borealen Nacht scheinbar mit dieser Kunstwerkstatt. Die natürlichen, frisch-grünen Aromen verschwimmen förmlich mit synthetischen Holzlack- und Farbnoten, setzen den hellen Geruch von Terpentin frei, der sich irgendwie in den harzigen Nadeln und Hölzern der Tanne sowie den benzinartig-rauchigen Wurzeln des Vetiver zu verlaufen scheint. Irgendwo liegen ein paar alte Autoreifen, fließt Wasser aus den Wiesen über nassen Asphalt, der mit dezent urinösen Noten (Ammoniak) in Leder und animalischem Moschus verschwimmt, stets im Diffusen bleibt, als rieche man all dies in einem öligen Lappen, mit welchem man das Gesamtbild verschmiert hat. Für mich der faszinierendste Geruch des Hauses mit einem gewissen Suchtfaktor.
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Fischersund, das Label von Jón Þór Birgisson, dem Sänger und Gitarristen der isländischen Postrockband Sigur Rós, vertreibt neben den eigenen Düften auch Kunstgegenstände. Das Haus versteht sich selbst als begehbares Kunstwerk, ständigem Wandel unterworfen. Es sei "a place where people can come and rest in their senses, a space that communicates directly with your senses, be it through smell, sound, touch or taste." Die Düfte der dunklen 'Skammdegi' Serie (No.23, No.54 und Flotholt), erzeugen diffus kühle Bilder karger nordischer Landschaften.
"No.54" verbindet den Geosmingeruch feuchter Erde, nasse Gräser und würzige Flechten der borealen Nacht scheinbar mit dieser Kunstwerkstatt. Die natürlichen, frisch-grünen Aromen verschwimmen förmlich mit synthetischen Holzlack- und Farbnoten, setzen den hellen Geruch von Terpentin frei, der sich irgendwie in den harzigen Nadeln und Hölzern der Tanne sowie den benzinartig-rauchigen Wurzeln des Vetiver zu verlaufen scheint. Irgendwo liegen ein paar alte Autoreifen, fließt Wasser aus den Wiesen über nassen Asphalt, der mit dezent urinösen Noten (Ammoniak) in Leder und animalischem Moschus verschwimmt, stets im Diffusen bleibt, als rieche man all dies in einem öligen Lappen, mit welchem man das Gesamtbild verschmiert hat. Für mich der faszinierendste Geruch des Hauses mit einem gewissen Suchtfaktor.
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