14.06.2021 - 12:48 Uhr

FvSpee
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FvSpee
Top Rezension
30
El nuevo barbero de España
Floid lernte ich (vom Namen her) aus einem Manufactum-Katalog kennen, kaufte das Produkt dort aber nie. Bei einer Städtereise nach Madrid vor etwa fünf Jahren brauchte ich kurzfristig Rasierschaum, besuchte eine wunderbar altmodische Drogerie, sah Floid aus der Sprühdose, kaufte ihn und war begeistert: Normalerweise benutze ich feste Seifen, aber das Zeug war wirklich exzellent.
Etwa ein Jahr später in Maastricht dann traf ich zufällig auf einen Laden, der als Paradies für Freunde klassischer Herrenpflege gelten kann; im Stadtteil Wyck, nahe an der Fußgängerbrücke, die rüber auf die "gute Seite" der Altstadt führt: Ein total verkramtes und verstopftes, von einem einzelnen etwas älteren Herren (garantiert Junggeselle) geführtes Etablissement mit einigen klassischen, teils auch seltenen Colognes und Eau de Toilettes, vor allem aber Unmengen an After Shaves, Rasierschäumen und allerlei anderem Kram mit Seltenheits- und Vintage-Faktor, der sich auch auf dem Boden stapelt und in Ecken verstaubt: Zahnpastas, Seifen, Haarwässer (eine Ecke für Aspirin und ähnliche Mittel gibt es auch). Dort fand ich ein Sortiment "Floid" und griff diesmal auch bei diesem Rasierwasser zu.
Die damals dazu verfasste Rezension (damals noch: "Kommentar"), die ich für vorliegenden Text recycelt habe, setzte ich zu "Floid 1932", weil ich vermutete, es handele sich um die Originalversion, jedenfalls aber dachte, hier bei Parfumo sei nur diese eine Variante gelistet.
Inzwischen, weitere drei Jahre später, nach Internetrecherchen, einen Probentausch mit Konsalik und einen produktiv gescheiterten Anmeldeversuch im Parfumo-Research, denke ich, ich habe die Auflösung, jedenfalls was den spanischen Zweig der Floids betrifft (möglicherweise gibt es in Italien noch einmal andere).
Das klassische Floid von 1932 besticht durch heftiges Menthol und ebenso heftigen Zimt. Diese Kombination ist sehr speziell und gewiss unverwechselbar, liegt mir persönlich aber weniger. Es gibt sie inzwischen in zwei Untervarianten, die auf dem ansonsten identischen Etikett mit "mentolado suave" und "mentolado vigoroso" gekennzeichnet sind, also "mit viel Menthol" und "mit wenig Menthol".
Die hier besprochene Variante sieht zwar nach Farbe und Etikett genauso aus wie die anderen beiden, ist aber ein 100% anderer Duft. Sie trägt den Namenszusatz "fragrancia moderna y masculina" (Moderner und männlicher Duft) und hat, soweit ich das beurteilen kann, gar kein Menthol und allenfalls sehr wenig Zimt.
Mir hat dieser Duft vom ersten Moment an fantastisch gefallen, und das tut er bis heute. Bei Frau von Spee verhält es sich ebenso. Mit einer Beschreibung tue ich mich aber schwer. Der Duft hat etwas überraschend frisch-süßes, das man fast "feminin" nennen könnte, wenn es nicht so fein ausbalanciert wäre mit verschiedenen ausgezeichnet dazu passenden herbwürzigen Duftrichtungen. Haptisch erinnert mich Floid 2014 an eine schmeichelnd-glatte Oberfläche, wie extrem glatt poliertes Holz, dichte Seide, oder eben ganz frisch rasierte Gesichtshaut. Obwohl erst wenige Jahre alt, wirkt (auch) dieser Floid klassisch und barbershop-artig, mit der für diese Art von Düften typischen leichten Süße (die aber das alte Floid so nicht hat). Als typischen Träger kann ich mir einen sehr kultivierten, aber gleichzeitig männlich-attraktiven spanischen Herrn zwischen 30 und 50 vorstellen; einer mit Werten, jemand auf den seine Freunde immer zählen können. Vielleicht einen Architekten, Notar oder Polizeikommissar, der sich in einer Arbeitspause die Zeit nimmt, einen Kaffee an einer Plaza zu nehmen (gleich ob in Barcelona oder einer Provinzstadt) und dabei die Tageszeitung zu lesen. Kein Müßiggänger, aber doch ein Mann der weiß, dass Arbeit nicht alles ist; einer der, während er die Spielergebnisse seines Lieblingsvereins, die neuesten politischen Entwicklungen und die kulturellen Ereignisse der Woche studiert, seine Sonnenbrille wegen der Sonne trägt, aber vielleicht auch ein ganz klein bisschen um der Optik willen. Der Wert darauf legt, so richtig gut zu riechen, dem es aber ganz souverän rein gar nichts ausmacht, zu diesem Zweck "nur" ein überhaupt nicht teures Rasierwasser aus seiner Drogerie aufzulegen, das Hunderttausend andere Männer seines Landes auch benutzen.
Wie bei allen Floids besticht der schöne und elegante, durchaus unaufdringliche Flakon mit dem klassischen, gefälligen Signet und die angenehme Produktfarbe. Das Rasierwasser ist im Prinzip dünnflüssig, wirkt aber auf der Haut leicht balsamisch. Die Flaschenöffnung ist nicht gerade zum Ausgießen, aber doch zum etwas höher dosierten "Splashen" konzipiert. Die Haltbarkeit ist bei mir für ein Rasierwasser enorm.
Einer der Fälle, bei denen die Neuauflage genauso klassisch ist wie das 100 Jahre alte Original - nur (für mich) viel schöner!
Etwa ein Jahr später in Maastricht dann traf ich zufällig auf einen Laden, der als Paradies für Freunde klassischer Herrenpflege gelten kann; im Stadtteil Wyck, nahe an der Fußgängerbrücke, die rüber auf die "gute Seite" der Altstadt führt: Ein total verkramtes und verstopftes, von einem einzelnen etwas älteren Herren (garantiert Junggeselle) geführtes Etablissement mit einigen klassischen, teils auch seltenen Colognes und Eau de Toilettes, vor allem aber Unmengen an After Shaves, Rasierschäumen und allerlei anderem Kram mit Seltenheits- und Vintage-Faktor, der sich auch auf dem Boden stapelt und in Ecken verstaubt: Zahnpastas, Seifen, Haarwässer (eine Ecke für Aspirin und ähnliche Mittel gibt es auch). Dort fand ich ein Sortiment "Floid" und griff diesmal auch bei diesem Rasierwasser zu.
Die damals dazu verfasste Rezension (damals noch: "Kommentar"), die ich für vorliegenden Text recycelt habe, setzte ich zu "Floid 1932", weil ich vermutete, es handele sich um die Originalversion, jedenfalls aber dachte, hier bei Parfumo sei nur diese eine Variante gelistet.
Inzwischen, weitere drei Jahre später, nach Internetrecherchen, einen Probentausch mit Konsalik und einen produktiv gescheiterten Anmeldeversuch im Parfumo-Research, denke ich, ich habe die Auflösung, jedenfalls was den spanischen Zweig der Floids betrifft (möglicherweise gibt es in Italien noch einmal andere).
Das klassische Floid von 1932 besticht durch heftiges Menthol und ebenso heftigen Zimt. Diese Kombination ist sehr speziell und gewiss unverwechselbar, liegt mir persönlich aber weniger. Es gibt sie inzwischen in zwei Untervarianten, die auf dem ansonsten identischen Etikett mit "mentolado suave" und "mentolado vigoroso" gekennzeichnet sind, also "mit viel Menthol" und "mit wenig Menthol".
Die hier besprochene Variante sieht zwar nach Farbe und Etikett genauso aus wie die anderen beiden, ist aber ein 100% anderer Duft. Sie trägt den Namenszusatz "fragrancia moderna y masculina" (Moderner und männlicher Duft) und hat, soweit ich das beurteilen kann, gar kein Menthol und allenfalls sehr wenig Zimt.
Mir hat dieser Duft vom ersten Moment an fantastisch gefallen, und das tut er bis heute. Bei Frau von Spee verhält es sich ebenso. Mit einer Beschreibung tue ich mich aber schwer. Der Duft hat etwas überraschend frisch-süßes, das man fast "feminin" nennen könnte, wenn es nicht so fein ausbalanciert wäre mit verschiedenen ausgezeichnet dazu passenden herbwürzigen Duftrichtungen. Haptisch erinnert mich Floid 2014 an eine schmeichelnd-glatte Oberfläche, wie extrem glatt poliertes Holz, dichte Seide, oder eben ganz frisch rasierte Gesichtshaut. Obwohl erst wenige Jahre alt, wirkt (auch) dieser Floid klassisch und barbershop-artig, mit der für diese Art von Düften typischen leichten Süße (die aber das alte Floid so nicht hat). Als typischen Träger kann ich mir einen sehr kultivierten, aber gleichzeitig männlich-attraktiven spanischen Herrn zwischen 30 und 50 vorstellen; einer mit Werten, jemand auf den seine Freunde immer zählen können. Vielleicht einen Architekten, Notar oder Polizeikommissar, der sich in einer Arbeitspause die Zeit nimmt, einen Kaffee an einer Plaza zu nehmen (gleich ob in Barcelona oder einer Provinzstadt) und dabei die Tageszeitung zu lesen. Kein Müßiggänger, aber doch ein Mann der weiß, dass Arbeit nicht alles ist; einer der, während er die Spielergebnisse seines Lieblingsvereins, die neuesten politischen Entwicklungen und die kulturellen Ereignisse der Woche studiert, seine Sonnenbrille wegen der Sonne trägt, aber vielleicht auch ein ganz klein bisschen um der Optik willen. Der Wert darauf legt, so richtig gut zu riechen, dem es aber ganz souverän rein gar nichts ausmacht, zu diesem Zweck "nur" ein überhaupt nicht teures Rasierwasser aus seiner Drogerie aufzulegen, das Hunderttausend andere Männer seines Landes auch benutzen.
Wie bei allen Floids besticht der schöne und elegante, durchaus unaufdringliche Flakon mit dem klassischen, gefälligen Signet und die angenehme Produktfarbe. Das Rasierwasser ist im Prinzip dünnflüssig, wirkt aber auf der Haut leicht balsamisch. Die Flaschenöffnung ist nicht gerade zum Ausgießen, aber doch zum etwas höher dosierten "Splashen" konzipiert. Die Haltbarkeit ist bei mir für ein Rasierwasser enorm.
Einer der Fälle, bei denen die Neuauflage genauso klassisch ist wie das 100 Jahre alte Original - nur (für mich) viel schöner!
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