18.08.2017 - 14:52 Uhr
Jumi
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Das Leben mit Hugo
Man kann sich vieles im Leben aussuchen. Lebensphilosophien, Berufe, Partner, Freunde... Von Konsumgütern wie Düften ganz zu schweigen. Was man sich nicht aussuchen kann, ist die Verwandschaft. Ja, man hat sie nicht alle gleichermassen gern, einige Stellvertreter versucht man nach Möglichkeit zu meiden, die Verwandschaft zu anderen wird nicht an die grosse Glocke gehängt. Und doch weiss man, dass sie zur Familie gehören, egal, ob man sie nun ins Familienalbum aufnehmen oder deren peinliche Fotos am liebsten irgendwo in der untersten Schublade verstecken will. Und ganz sicher, mindestens für eine Dutzend Anlässe im Leben, kommt die ganze (meine) “My big fat greek wedding”-ähnliche Schar zusammen. Laut, crazy und liebenswürdig. Größtenteils zumindest.
Hugo wäre der etwas schräge Cousin, über dessen Witze man früher noch lachte und über dieselben man heute meist nur die Augen rollt und weghört. Dessen Anwesenheit unheimlich nerven kann, aber dessen “weisst du noch”-Geschichten dich immer zum Schmunzeln bringen. Der, den man oft aus den Bildern herausschneidet, über das eigene Verhalten dann unheimlich beschämt ist und zur Wiedergutmachung etwas zusammen unternimmt, nur um es später wieder zu bereuen... Dabei war ich es selbst, die Hugo einem Freund von mir - dem groessten Duftmuffel und meinem zukünftigen Ehemann - zu seinem 18. Geburtstag “vorgestellt” hatte. Das waren Zeiten... Im Radio - La Bouche's You won't forget me und Music Instructor's Super Sonic, Falco's Out of the dark und Rammstein's Du hast, Dario G's Carnaval de Paris und Madonna's Frozen. Sound of Frankfurt in der Innenstadt und Titanic in den Kinos. Damals war Hugo noch jung, knackig, frisch, anders. Gefiel mir mit all seinen Kräutern und saurer Fruchtigkeit und kam beim Beschenkten sehr gut an. Fand bei ihm für immer sein Zuhause, ist später mit uns in unsere erste gemeinsame Wohnung gezogen. Das Leben bei einem Duftmuffel war für Hugo kein Zuckerschlecken - nur zu grossen Festlichkeiten wurde er ans Licht geholt und durfte uns begleiten.
Apropos Festlichkeiten... Der Morgen unserer Hochzeit... Wir haben verschlafen. Nix läuft wie geplant. Filmreifer Sprint vom Haarsalon zum Elternhaus (Jeans, Sneakers, Schleier, Diadem, Regenschirm, Frisur sitzt – yeah!), hektisches Ankleiden zwischen X-zig schnatternden Tanten, Cousinen und... wer bist du denn?... Heftiges Zittern am Rande des Nervenkollapses. Dann kamen sie, der Duftmuffel und – tiefer Atemzug – Hugo :) In dem Moment tat er mir mit seiner Vertrautheit sehr gut. An meinen eigenen Hochzeitsduft kann ich mich nicht erinnern, sprühte ich doch in der Hektik irgendetwas, was mir gereicht wurde, auf. An Hugo erinnere ich mich aber genau...
Bis heute bleibt Hugo der einzige (sic!) Duft meines Mannes, wenn er denn überhaupt welchen trägt. Seine ungeplante, von mir vor langer Zeit ausgesuchte Signatur. Meine Versuche, etwas Neues in sein Duftleben zu bringen, scheiterten... Hugo ist einer, den ich binnen Sekunden an der aromatischen “Fahne” erkenne. Die kühle sauerzitrische, krautig-koniferige Kopfnote mit dem grünen, künstlich anmutenden Granny-Smith-Apfel, das frische, von Lavendel und Zeder dominierte Herz, die unsüße, nassholzige Basis mit einem Hauch Leder. Aus heutiger Sicht unspektakulär-synthetisch, Schnee von gestern, den jeder über hat. Aber bei all seiner Künstlichkeit und dem anhaftenden Klischee gehört Hugo zur “Familie”, auch wenn ich ihn manchmal am liebsten vor die Tür setzen würde. Wird auch nicht aus meinem Familienalbum (aka Sammlung) herausgeschnitten. Ihn zu bewerten wäre, als würde ich mein Leben einer Bewertung auf der Skala von 1 bis 10 unterziehen – einfach nicht richtig.
Sorry für das “persönliche Gesülze”, ich werde sentimental – nächste Woche ist unser Hochzeitstag. Ich weiss, wir werden ausgehen. Ich weiss, wir werden uns etwas auftackeln. Nur wir beide, der Duftmuffel und die Duftverrückte. Keine Verwandschaft. Doch einer, ich weiss ganz genau, wird mitkommen. In seiner Levi's 501, seinen schwarzen Reebok Classics und mit dem sauren Apfel in der Tasche – hello again, old Cousin Hugo! :)
Hugo wäre der etwas schräge Cousin, über dessen Witze man früher noch lachte und über dieselben man heute meist nur die Augen rollt und weghört. Dessen Anwesenheit unheimlich nerven kann, aber dessen “weisst du noch”-Geschichten dich immer zum Schmunzeln bringen. Der, den man oft aus den Bildern herausschneidet, über das eigene Verhalten dann unheimlich beschämt ist und zur Wiedergutmachung etwas zusammen unternimmt, nur um es später wieder zu bereuen... Dabei war ich es selbst, die Hugo einem Freund von mir - dem groessten Duftmuffel und meinem zukünftigen Ehemann - zu seinem 18. Geburtstag “vorgestellt” hatte. Das waren Zeiten... Im Radio - La Bouche's You won't forget me und Music Instructor's Super Sonic, Falco's Out of the dark und Rammstein's Du hast, Dario G's Carnaval de Paris und Madonna's Frozen. Sound of Frankfurt in der Innenstadt und Titanic in den Kinos. Damals war Hugo noch jung, knackig, frisch, anders. Gefiel mir mit all seinen Kräutern und saurer Fruchtigkeit und kam beim Beschenkten sehr gut an. Fand bei ihm für immer sein Zuhause, ist später mit uns in unsere erste gemeinsame Wohnung gezogen. Das Leben bei einem Duftmuffel war für Hugo kein Zuckerschlecken - nur zu grossen Festlichkeiten wurde er ans Licht geholt und durfte uns begleiten.
Apropos Festlichkeiten... Der Morgen unserer Hochzeit... Wir haben verschlafen. Nix läuft wie geplant. Filmreifer Sprint vom Haarsalon zum Elternhaus (Jeans, Sneakers, Schleier, Diadem, Regenschirm, Frisur sitzt – yeah!), hektisches Ankleiden zwischen X-zig schnatternden Tanten, Cousinen und... wer bist du denn?... Heftiges Zittern am Rande des Nervenkollapses. Dann kamen sie, der Duftmuffel und – tiefer Atemzug – Hugo :) In dem Moment tat er mir mit seiner Vertrautheit sehr gut. An meinen eigenen Hochzeitsduft kann ich mich nicht erinnern, sprühte ich doch in der Hektik irgendetwas, was mir gereicht wurde, auf. An Hugo erinnere ich mich aber genau...
Bis heute bleibt Hugo der einzige (sic!) Duft meines Mannes, wenn er denn überhaupt welchen trägt. Seine ungeplante, von mir vor langer Zeit ausgesuchte Signatur. Meine Versuche, etwas Neues in sein Duftleben zu bringen, scheiterten... Hugo ist einer, den ich binnen Sekunden an der aromatischen “Fahne” erkenne. Die kühle sauerzitrische, krautig-koniferige Kopfnote mit dem grünen, künstlich anmutenden Granny-Smith-Apfel, das frische, von Lavendel und Zeder dominierte Herz, die unsüße, nassholzige Basis mit einem Hauch Leder. Aus heutiger Sicht unspektakulär-synthetisch, Schnee von gestern, den jeder über hat. Aber bei all seiner Künstlichkeit und dem anhaftenden Klischee gehört Hugo zur “Familie”, auch wenn ich ihn manchmal am liebsten vor die Tür setzen würde. Wird auch nicht aus meinem Familienalbum (aka Sammlung) herausgeschnitten. Ihn zu bewerten wäre, als würde ich mein Leben einer Bewertung auf der Skala von 1 bis 10 unterziehen – einfach nicht richtig.
Sorry für das “persönliche Gesülze”, ich werde sentimental – nächste Woche ist unser Hochzeitstag. Ich weiss, wir werden ausgehen. Ich weiss, wir werden uns etwas auftackeln. Nur wir beide, der Duftmuffel und die Duftverrückte. Keine Verwandschaft. Doch einer, ich weiss ganz genau, wird mitkommen. In seiner Levi's 501, seinen schwarzen Reebok Classics und mit dem sauren Apfel in der Tasche – hello again, old Cousin Hugo! :)
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