ich möchte Sie damit herzlich willkommen heißen und freue mich, dass Sie alle sich hier eingefunden haben, um an meinem Seminar "Was kann ich zu Geburtstagen und Weihnachten verschenken?" teilzunehmen. In Ihren Gesichtern sehe ich doch schon, dass Sie alle - wirklich alle - zu der Fraktion Mensch gehören, denen es Freude bereitet, andere zu beschenken. Sie lieben es wahrscheinlich auch, das Geschenk gekonnt in Szene zu setzen und für den großen "Aha-Effekt" zu sorgen. Liege ich da richtig? Ach, Sie brauchen mir gar nicht zu antworten. Ich sehe doch, dass ich voll ins Schwarze getroffen habe.
Wissen Sie, ich habe da eine Kleinigkeit mitgebracht. Schauen SIe sich doch nur das hübsche Äußere an. Die Verpackung ist schlicht, aber irgendwie edel. Gefällt Ihnen, was Sie sehen? Na passen Sie mal auf. Es kommt noch besser.
Hach, wie herrlich dieser Flakon doch ausschaut, oder? Die zylindrische Form, die den magischen, orangenen, ja beinahe pulsierend wirkenden Saft nahezu umschlingt - spektakulär und irgendwie auch schlicht - wie man es von Boss kennt, nicht wahr? Ich kann Ihre Begeisterung schon spüren. Nun wollen wir doch mal testen, was dieser edle Saft, immerhin haben wir es mit Hugo Boss zu tun, so kann. Ich sprühe den Duft mal jetzt auf einen Teststreifen und ich bitte Sie, sich einen kurzen Eindruck zu verschaffen, sich möglichst wenig Zeit zu nehmen, und den Teststreifen sofort an Ihren Nebenmann bzw. an ihre Nebenfrau weiterzureichen, der bzw. die dann genau dasselbe macht. Hat das jeder verstanden?
Gut!
Hach, hören Sie nur. Hier vorne in der ersten Reihe wird schon fleißig gelobt. Frisch riecht das Ganze, oder? Was das ist? Das ist Ingwer! Toll oder?
Ich vernehme soeben, dass die Herrschaften ganz hinten genau das Gleiche meinen? Na Mensch, der Teststreifen ist ja schneller rumgegangen, als ich dachte. Wunderbar! Ihnen gefällt der also auch, ja? Und Sie alle hier würden den auch für ihre Freunde, ihre Bekannten, ihre Liebsten kaufen und verschenken? Wunderbar! Sie würden damit eine gute Entscheidung treffen. Ähm ... an die ältere Dame ganz hinten. Bitte verderben Sie sich doch nicht den ersten guten Eindruck, indem Sie ihre Nase mit weiterem Schnuppern überfordern. Sie müssen Ihrer Nase doch auch mal eine Pause gönnen. Ich nehme Ihnen den Teststreifen mal ganz schnell ab.
Das war es dann für heute auch schon. Ich freue mich, Sie demnächst in aller Frische wieder bei mir begrüßen zu dürfen. Das Thema für die kommende Sitzung soll natürlich eine Überraschung sein.
So, Martin. Pack mal die janzen Sachen bitte ein. Warst mir heut ne große Hilfe. So nen Praktikanten wünscht man sich. Hast allet schön uffjebaut, also die Stühle und so. Ick muss jetzt noch schnell nen Anruf machen. Sehn wa uns gleich draußen.
*tuuuuuuut tuuuuuuuut*
Guido, alte Duftpraline. Mensch, wolltest doch, dat ick mal schau, wie die potentielle Kundschaft in der Umgebung auf "The Scent" von Hugo Boss reagiert, ne? Deine Mitarbeiterin hat doch etwas vülle von dem Zeuch bestellt, haste erzählt. Eene Null mehr im Bestellsystem kann ja schon mal ne Menge ausmachen, ne. Aber hast ja mich. Also, pass uff:
Du packst das Zeuch am besten in nen eigenet Rejal. Einen Flakon packste natürlich zum Präsentieren aus. Duftstreifen brauchste ooch. Am besten allet direkt am Einjang. Hiern bissel Licht, da bissel Licht - weeßt ja - ansprechende Warenpräsentation und so, ne. Deine Mitarbeiterin stellste am besten neben dat Rejal. Dann haste die erstmal wech vom Computer, die kann nischt mehr anrichten und gleichzeitig kannse sich mit ner wirklich einfachen Aufjabe nützlich machen.
Nee, nee, Guido ... hier brauchste keene Bedenken haben. Ja, sie soll verkoofen, aber dat funktioniert hier wirklich supi. Ich kennse doch. Die kann vülle reden und dat is hier doch dat Wichtigste. Bissel über die schicke Verpackung und über den schnieken Flakong faseln und nen Sprüher uffn Teststreifen. Mit dem Papier dem Kunden damit kurz die Nasenhaare bissel streicheln und dit Ding im Anschluss sofort in Mülleimer haun... achja ... bloß nich zu lang schnüffeln lassen. Ick kann dir sagen ... mit der Kopfnote bekommste alle. Deine Mitarbeiterin muss nur lange jenug uff die Leutchen einreden und ein bissel auf den Teststreifen uffpassen. Ick hatte hier sone janz alte Anspruchsvolle in der hintersten Reihe zu sitzen. Mensch, da musste ick den Streifen aber schnell aus ihren Griffeln befreien, sag ick dir. Die hätte fast wat jemerkt.
Ach Guido. Bleib jeschmeidig. Du brauchst da keene Angst haben. Die meisten deiner Kunden kennen sich doch eh nich aus und kommen uffn letzten Drücker in dein Schuppen. Haben doch eh alle keene Zeit.
Jaja, kann verstehen, dasde Schiss hast, höre ick ja durchn Hörer, aber gloob mir... bist mit deinem Laden zwar noch recht frisch hier, aber die Koppnotenblender gehn schon seit Jahren supi. Dat kannste mir glauben.
Wie der Duftverlauf is? Na Mensch, Guido. Ick dachte, den haste mal selbst jetestet. Naja, riecht halt nach nem netten Deo, so richtig synthetisch und süß halt, ne ...
Jaaaa ... na jenau deswegen ja nur kurz unter die Nase mit der Brühe.
Maninka? Seit wann hasten du ne russische Freundin?
Achsoooo ... du meinst dat Zeug da im Parfüm. Ja ... keene Ahnung, ob dat da drin is. Riecht halt für mich wien süßet Deo, dat ick ooch in der Kosmetikecke im Aldi bekomm.
Ja doch! Deshalb nur kurz untern Riechkolben. Hastet mal verstanden?
Jut!
Joa, wünsche dir ooch noch ne anjenehme Restwoche. Und denk dran ... Mitarbeiterin wie nen Wasserfall palavern lassen und mitm Probeschnuppern nich übertreiben.
Na also ... hastes endlich kapiert.
Juti, ick muss jetzt Schluss machen. Muss noch zu ner weiteren Veranstaltung. Da bringt gerade son Start-Upper son neuet Jetränk uffn Markt. Am Telefon faselte der irgendwat von Tequila, Sauerkraut und Bowle. Muss ick mir mal anschauen. Wer weeß, ob ick den nicht auch mal mit nem Seminar helfe. Wenn dit wirklich ne Tequila-Sauerkraut-Bowle wird, muss ick mir aber wat für mein Seminar einfallen lassen. Ick gloob, dat is son Zeuch, wo ick nur Studenten für begeistern kann. Die saufen doch allet, wat irgendwie ballert. Naja, wat solls.
Bis denne!