30.08.2014 - 23:54 Uhr
Meggi
1019 Rezensionen
Meggi
Top Rezension
21
Das Pharaonen-Labyrinth
„Scheiß-Grabräuber!“, dachte Selfmade-Ägyptologe und Gelegenheits-Abenteurer Prof. Dr. sonst. was. Meggi, als er seine knirschenden Knochen durch einen Spalt zwängte. „Ich werde zu alt für diesen Unfug.“ Abermals ein dämliches Labyrinth, um irgendwelchen transzendenten Pharaonen-Hausrat vor gierigen Fingerchen zu schützen. Und was nützt das? Meist war trotzdem alles weggeräubert. Die alten Ägypter hätten die Stiftung erfinden sollen, das wäre einfacher gewesen. So klar richtungweisend und eindeutig strukturiert diese Pyramiden von außen stets schienen: Stieg man hinein, entpuppten sie sich zuweilen als echte Plage. Tja, er würde die Wege halt einen nach dem anderen abschreiten, bis endlich einer davon zum Ziel führte. Eine öde Fleißarbeit. Bei weitem weniger anspruchsvoll als die Entschlüsselung des vertrackten Kartäuser-Codes ‚1681‘ vor einigen Monaten.
Zunächst ließ er sich jedoch auf einen Stein sinken und zog seinen Flachmann hervor. Noch bevor er ihn an die Lippen setzen konnte, ließ ihn der Geruch zurückschrecken. Was war denn das? „Verdammt, ich hatte laut und deutlich ‚Cognac‘ gesagt. ‚Zur Not Rum, aber am liebsten Cognac und bitte möglichst einen von Doussoux-Baillif!‘“ Schließlich gönnte man sich ja sonst nichts. Bailif - von Baileys war keine Rede gewesen. Er hatte nichts gegen Baileys; allerdings hielt er ihn für gänzlich ungeeignet als kleinen Stimmungsheber in einem schummrigen Gang. Er seufzte und vergewisserte sich vorsichtig, dass seine Nase ihn nicht getrogen hatte. Dann schraubte er den Deckel wieder zu und erhob sich ächzend, um mit der Suche zu beginnen.
Offenbar hatte der Pharao, wahlweise sein Innen-Architekt, ein Faible für Botanik gehabt. Statt der üblichen Walk-im-Gleichschritt-like-an-Egyptian-Bilder waren an den Wänden und über den Öffnungen der Gänge Malereien von Pflanzen zu sehen. „Ohauerha, hoffentlich habe ich in Biologie hinreichend aufgepasst. Am besten prüfe ich zuerst den Gang mit der Rose, wenigstens das ist ein Heimspiel“, murmelte er. Leider hörte der Weg nach bloß einer Biegung vor einem massiven Steinblock auf. „Na gut, wäre auch zu schön gewesen… Und was soll das dort sein? Sieht aus wie Freesien. Hibiskus erkenne ich ebenfalls und einen Pfirsich.“ Doch alle Möglichkeiten endeten jeweils nach ein, zwei Dutzend Metern. Die beiden mit Bäumen markierten Wege führten kaum tiefer hinab in den Fels und stellten sich letztlich gleichermaßen als Sackgassen heraus.
Genervt setzte sich der alternde Gelehrte ein weiteres Mal auf einen herumliegenden Brocken. Der Baileys war ihm unterwegs immer schmackhafter vorgekommen und längst zur Neige gegangen. Da fiel sein Blick auf eine Zeichnung an der Wand. Eine winzige, gelblich-weiße Blüte. Davon hatte er zwischen den anderen Malereien bislang gewiss keine gesehen, selbst diese hier war allenfalls besseres Gekritzel. Darunter ein kleines Loch in der Wand. Ein geübter, tastender Griff hinein, schon schob sich wie von unsichtbarer Hand ein großer Stein zur Seite und gab einen mannshohen Gang frei. Dessen Wände waren dicht an dicht mit den gleichen weißen Blüten bemalt wie diejenige, die den verborgenen Schalter markiert hatte. Nur waren die Bilder diesmal überlebensgroß und somit - obwohl sie im Flackern des Lichtes zu tanzen schienen - leicht als Jasmin-Blüten zu identifizieren.
Bereits nach wenigen Metern öffnete sich der Gang zu einer großen, an den Wänden in derselben Weise mit Jasmin-Blüten verzierten Kammer. „Das ist es!“. Es gab keinen Zweifel, dies war das Zentrum des Ganzen, obschon von außen rein gar nichts darauf hingedeutet hatte. Vereinzelte Malereien auf dem Boden zeigten Himbeeren und Vanilleschoten. Merkwürdig, aber nun gut: „Ein heimliches Schleckermäulchen, der Herr Gottkönig. Hoffte vielleicht, im Schlaraffenland wiedergeboren zu werden…“. Zufrieden blickte der Forscher umher und dachte bei sich: „Völlig neu ist das zwar nicht – zumindest die Wandmalereien kenne ich in sehr ähnlicher Form aus dem Grab von Pharao Tedece dem Jasminachtigen. Dennoch ist seinem Kollegen die Überraschung doch recht ordentlich gelungen.“
Zunächst ließ er sich jedoch auf einen Stein sinken und zog seinen Flachmann hervor. Noch bevor er ihn an die Lippen setzen konnte, ließ ihn der Geruch zurückschrecken. Was war denn das? „Verdammt, ich hatte laut und deutlich ‚Cognac‘ gesagt. ‚Zur Not Rum, aber am liebsten Cognac und bitte möglichst einen von Doussoux-Baillif!‘“ Schließlich gönnte man sich ja sonst nichts. Bailif - von Baileys war keine Rede gewesen. Er hatte nichts gegen Baileys; allerdings hielt er ihn für gänzlich ungeeignet als kleinen Stimmungsheber in einem schummrigen Gang. Er seufzte und vergewisserte sich vorsichtig, dass seine Nase ihn nicht getrogen hatte. Dann schraubte er den Deckel wieder zu und erhob sich ächzend, um mit der Suche zu beginnen.
Offenbar hatte der Pharao, wahlweise sein Innen-Architekt, ein Faible für Botanik gehabt. Statt der üblichen Walk-im-Gleichschritt-like-an-Egyptian-Bilder waren an den Wänden und über den Öffnungen der Gänge Malereien von Pflanzen zu sehen. „Ohauerha, hoffentlich habe ich in Biologie hinreichend aufgepasst. Am besten prüfe ich zuerst den Gang mit der Rose, wenigstens das ist ein Heimspiel“, murmelte er. Leider hörte der Weg nach bloß einer Biegung vor einem massiven Steinblock auf. „Na gut, wäre auch zu schön gewesen… Und was soll das dort sein? Sieht aus wie Freesien. Hibiskus erkenne ich ebenfalls und einen Pfirsich.“ Doch alle Möglichkeiten endeten jeweils nach ein, zwei Dutzend Metern. Die beiden mit Bäumen markierten Wege führten kaum tiefer hinab in den Fels und stellten sich letztlich gleichermaßen als Sackgassen heraus.
Genervt setzte sich der alternde Gelehrte ein weiteres Mal auf einen herumliegenden Brocken. Der Baileys war ihm unterwegs immer schmackhafter vorgekommen und längst zur Neige gegangen. Da fiel sein Blick auf eine Zeichnung an der Wand. Eine winzige, gelblich-weiße Blüte. Davon hatte er zwischen den anderen Malereien bislang gewiss keine gesehen, selbst diese hier war allenfalls besseres Gekritzel. Darunter ein kleines Loch in der Wand. Ein geübter, tastender Griff hinein, schon schob sich wie von unsichtbarer Hand ein großer Stein zur Seite und gab einen mannshohen Gang frei. Dessen Wände waren dicht an dicht mit den gleichen weißen Blüten bemalt wie diejenige, die den verborgenen Schalter markiert hatte. Nur waren die Bilder diesmal überlebensgroß und somit - obwohl sie im Flackern des Lichtes zu tanzen schienen - leicht als Jasmin-Blüten zu identifizieren.
Bereits nach wenigen Metern öffnete sich der Gang zu einer großen, an den Wänden in derselben Weise mit Jasmin-Blüten verzierten Kammer. „Das ist es!“. Es gab keinen Zweifel, dies war das Zentrum des Ganzen, obschon von außen rein gar nichts darauf hingedeutet hatte. Vereinzelte Malereien auf dem Boden zeigten Himbeeren und Vanilleschoten. Merkwürdig, aber nun gut: „Ein heimliches Schleckermäulchen, der Herr Gottkönig. Hoffte vielleicht, im Schlaraffenland wiedergeboren zu werden…“. Zufrieden blickte der Forscher umher und dachte bei sich: „Völlig neu ist das zwar nicht – zumindest die Wandmalereien kenne ich in sehr ähnlicher Form aus dem Grab von Pharao Tedece dem Jasminachtigen. Dennoch ist seinem Kollegen die Überraschung doch recht ordentlich gelungen.“
14 Antworten