RobGordon
17.04.2018 - 08:49 Uhr
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Top Rezension
8Duft 8Haltbarkeit 7Sillage 8Flakon

Portrait of a Rose

Es gibt Momente auf der eigenen Duftreise, da ist man stolz auf sich, einem Duft nicht erlegen zu sein. Ich bin Jahre um Frederic Malles Pott "Portrait of a Lady" herumgeschlichen. Die Vernunft hat letztendlich gesiegt.

Der Duft war mir zu wenig vielseitig im Einsatz. Er giert förmlich nach edler Robe und entsprechendem Anlass. Kein Duft für jeden Tag. Und er hatte im Verlauf auch seine unschönen Seiten. Zum Beispiel, wenn sein medizinischer Salben-Akkord durchschien. Einen sehr ähnliche Erfahrung des gefesselt seins habe ich auch hier mit "Harem Rose".

Ich würde mich nicht als Rosenliebhaber oder Kenner einschätzen, obwohl ich zumindest den Besitz von Oud Satin Mood nicht verleugnen möchte. Eine völlig andere Schiene. Der spricht mich überraschend von der Gourmand Seite an, was nicht selbstverständlich ist, weil ich mit süßen Düften gewöhnlich gar nicht kann. Ein weiterer Grund war die perfekte Balance zwischen hölzernen und floralen Tönen.

Ich wurde des öfteren gefragt, ob mir OSM nicht zu weiblich ist. Ich versuche dann gerne zu erklären, dass der Moment an dem der Duft bei mir ins Weibliche abdriftet jenseits der 15. Stunde ist und da liegt gewöhnlich bereits eine Dusche dazwischen.

2 Düfte dieser Gattung bräuchte ich jedenfalls nicht und der Grund warum ich kurz abschweife liegt ebenso in der perfekten Balance begründet. Aber wovon? Der Papierform nach könnte man bei Harem Rose, eine ambrierte Rose erwarten. Gleichzeitig sehen auch andere hier Ähnlichkeiten zu POAL. Definitiv keine typisch ambrierte Rose. Weihrauch ist hier wiederum kein Thema.

Ich setze mich abends gerne auf die Terrasse, mit einem frisch aufgetragenen Duft bewaffnet. Selbst die geringen Temperatur-Unterschiede zum Innenraum, geben dem Blütenwerk gerne einen Kick, der mir sehr rasch eine Vorstellung der Projektion geben. Und so war es auch bei "Harem Rose".

Der Moment an dem mir das erste Mal dessen Projektion in die Nase fuhr ist ein unvergesslicher Moment. DKNY - "Fuel For Men" konnte ebenfalls dieses Gefühl der Behaglichkeit auslösen. Oft ist es so, dass Düfte eine Wartefrist einfordern, der Alkohol verdunsten muss oder gar unschöne Momente der Kreativität ausgeblendet werden müssen. Nicht hier. Die Räder im Denkmuskel zwischen den Ohren, arbeiteten fortan auf Hochtouren.

Was macht diesen Duft so gefällig? Hallo, es ist bloß Rose. Angesichts der Restriktionen dieser natürlichen Komponente, womöglich sogar nachgestellt. Sie riecht perfekt, ohne unschönes Beiwerk. Was heißt perfekt für mich? So schattiert, dass sie jeden Tag tragbar ist und keinen besonderen Anlass bedarf. Sie hat Signature-Qualität und für ihre Gattung, wie auch schon "Amber Absolutely", game-changer Attribute. An diesem Wasser sollten sich durchaus auch Nasen reiben, die sich noch nicht vorstellen können einen Rosenduft zu tragen. Die Vielseitigkeit im täglichen Einsatz, steht bei mir deutlich über einem gekünstelten Verlauf, wenn der
Grundtenor stimmig ist.

Und viel Bewegung ist hier nicht im Spiel. Das mich fesselnde ist die derart moschuslastige Rose um das Rätsel, das mich eine ganze Weile beschäftigt hat, aufzulösen. Es ist, als würde man von einer perfekten Rose verarztet, die dich stechen möchte und die Haut wird mit einem fesselnden Moschus-Rasierwasser und einem Hauch von Vetiver gründlich desinfiziert. Und diese perfekte Balance zwischen Rose und Moschus hat Rasei Fort hier gefunden, dass es kein besonderes Selbstvertrauen braucht, um auch als Mann, der sich bereits mindestens die erste midlife-crisis einbildet, diesen Duft zu tragen. Eher würde ich vermuten, dass der Duft so mancher Dame womöglich zu männlich ist.

Aber was ist mit Amber, Benzoe, Vanille? Glücklich seien die, die das was sie lesen auch riechen. Für mich sind das Streich-Resultate. In keinem meiner Trage-Momente traten die auch nur ansatzweise in dem Vordergrund, dass sie sich eine Erwähnung verdienten. Was als Rest auf meiner Haut übrig bleibt, ist ein Stück blasse Rose, die lange ihr bestes gegeben hat.

Mir suggeriert dieser Duft eine Beziehung mit ihm einzugehen, ich möchte nur nie auf offener Straße auf diesen Duft angesprochen werden. Der Name ist wahrlich nicht unisex! Vielleicht hat mich auch das mitunter am Erwerb von POAL damals abgehalten.
6 Antworten
StulleStulle vor 7 Jahren
Ich trage den gerade und er gefällt mir von mal zu mal besser. Gewöhne ich mich an Rosen? Ja, aber dieser Duft macht es einem auch leicht - männlich durch und durch. Herzlichen Dank nochmal für Deine Probe(n) und diesen äußerst treffenden Kommentar!
SinioerkelSinioerkel vor 7 Jahren
Ich durfte ihn ja nun heute testen und muß leider sagen : Er ist so wunderschön. Eine ganz fabelhafte Rosenkreation. Das was mir bei Elie Saabs Rose Essence No 1 too much war, ist hier ganz wunderbar abgedimmt. Der ist schnurstracks auf meine Habenwill-Liste gewandert.
YataganYatagan vor 8 Jahren
Zwar hat mich dieser Duft nicht so fasziniert wie dich, aber ich mag die Marke und fand, dass da ein paar Kracher dabei waren.
JazzbobJazzbob vor 8 Jahren
Ich kann mir gut vorstellen, was du meinst, aber PoaL nenne ich seit der quasi zweiten Begegnung mein Eigen, denn die Kontraste machen diesen Duft so spannend und der Basis-Akkord ist traumhaft! Aber die Reduktion hier scheint auch etwas Spannendes zu haben. Wahrscheinlich wie bei Rose of No Man's Land - nur nicht so feminin.
MeggiMeggi vor 8 Jahren
Den Namen finde ich doof.
GschpusiGschpusi vor 8 Jahren
Ich liebe Rosendüfte, wenn sie "echt" duften und wenn sie von anderen Duftnoten nicht unterdrückt werden. Du hast diesen so schön beschrieben. Ab auf die Merkliste.