Deep Night 2001

Anthra
19.03.2012 - 06:03 Uhr
24
Top Rezension
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft

Rätselhafte Frucht

Auf den Duft aufmerksam geworden bin ich wegen des wunderschönen Flakons (der sich später allerdings als etwas unhandlich herausstellte) und des eben so schönen Namens. "Ghost Deep Night" in einem lila schimmernden, fast schwarzen, halbmondförmigen Flakon, wer könnte daran einfach vorbeigehen? Ich nicht, zumal ich 19 war und mich mitten in einer "Goth-Phase" befand, in der alles Düstere, Tiefsinnige, Geheimnisvolle ohnehin besonders verlockend erschien. :-) Nach einem kurzen Testsprüher wurde das Parfum gekauft, war einige Jahre lang mein Signaturduft, und wurde bis heute immer wieder nachgekauft.

Aber nun zum Duft selbst:

"Deep Night" ist zunächst einmal bei Weitem nicht so schwer und dunkel, wie der Name bzw. der Flakon es suggerieren. Dennoch weist er eine gewisse Eleganz und auch etwas Mysteriöses, Rätselhaftes auf. Als Büroduft würde ich ihn daher nicht unbedingt empfehlen, schon eher zum Ausgehen (wenn man keine Wummser bevorzugt) oder als Freizeit-/Tagesduft bei nicht allzu hohen Temperaturen (wenn man zum Ausgehen eher auf stärkere Kaliber zurückgreift).

Direkt nach dem Aufsprühen kommt eine frische, fast bittere Note durch, die den Duft im ersten Moment beinahe maskulin wirken lässt. Könnte das vielleicht der Peniocereus (Pfeifenkaktus) sein? Zum Glück verflüchtigt sich diese Note aber recht schnell. Die Rose, die sich ebenfalls in der Kopfnote befinden soll, kann ich gar nicht identifizieren.

Dann sind deutlich Pfirsich und Aprikose wahrzunehmen, von denen die blumigen Noten dominiert werden. Moschus ist ebenfalls klar zu erkennen. Nach und nach tritt die Süße des Duftes immer stärker hervor, es handelt sich dabei aber um keine typisch vanillige Süße. Ich habe eher den Eindruck, dass sie auf der Süße der Früchte basiert und weniger von der Vanille stammt. Allmählich stellen sich außerdem eine zunehmende Holzigkeit und Pudrigkeit ein. Bis zum Schluss bleibt daneben durch den Moschus eine gewisse Frische/Schärfe erhalten.

Die Gesamtkomposition ist schwer in übliche Kategorien einzuordnen. Das ist es wahrscheinlich, was die Rätselhaftigkeit von "Deep Night" ausmacht. Würde man mich zu einer Aussage zwingen, würde ich den Duft notgedrungen als fruchtig-süß bezeichnen, obwohl er mit anderen fruchtig-süßen Düften, die ich kenne, so gut wie nichts gemeinsam hat. Moschus und Amber (sowie die Hölzer und einige Blüten) sind so gekonnt eingesetzt, dass sie dem Duft seine elegante Ausgeglichenheit verleihen, die sich nur schwer analysieren lässt.

Die Haltbarkeit ist gut, vor allem im Haar und an der Kleidung. Die Sillage empfinde ich selbst als eher schwach; das muss aber offenbar täuschen, denn ich wurde schon häufig von Menschen auf den Duft angesprochen, die sich nicht in meiner unmittelbaren Nähe befanden.
Erwähnenswert ist außerdem der hohe Wiedererkennungswert. Ich könnte "Deep Night" an einer anderen Frau hundertprozentig identifizieren. Ich habe bisher auch noch nichts Vergleichbares gerochen.

Mittlerweile trage ich den Duft nicht mehr so oft, da er für mich mit diversen Assoziationen belegt ist und deshalb eine bestimmte Stimmung voraussetzt. Aber ich bin froh, ihn damals im Regal entdeckt zu haben, und werde ihn sicher weiter nachkaufen, solange er noch hergestellt wird.
7 Antworten