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Sehr hilfreiche Rezension
Good Morning!
L'Heure Bleue ist das literarisch wohl einflussreichste Parfum der Weltgeschichte. L'Heure Bleue ist im Statement einer Parfuma als "Duft der starken Frau einer anderen Generation" bezeichnet worden. Richtig, und die starke Dame heißt Elleander Morning, die in einem gleichnamigen Roman des Schriftstellers Jerry Yulsman eine der besonders unerfreulichen Gestalten des zwanzigsten Jahrhunderts ermordete, und zwar lange, bevor er zu dem werden konnte, was er später war. Elleander beduftete sich mit drei Tropfen L'Heure Bleue, einen hinter jedes Ohr und einen an die Kehle, bevor sie zur Tat schritt und damit den zweiten Weltkrieg und weitere furchtbare Ereignisse verhinderte.
Zu dieser in Wien ausgeführten Tat - es war Vienna, wo sie es tat, wo sonst? - wie auch zu der glänzend ausgedachten Geschichte passt L'Heure Bleue hervorragend. An die Morbidität des an allen Ecken und Enden wankenden und im Gebälk knirschenden Vielvölkerreichs Österreich-Ungarn erinnert das Zusammenspiel aus nelkenbeeinflusstem Duftherz und irisvanilliger Basis, das sich fast sofort in der Kopfnote bemerkbar macht; nur die ersten dreißig Sekunden lang ist L'Heure Bleue kaum von Auftakt eines weiteren Guerlain-Giganten, dem sechs Jahre älteren Après L'Ondée Guerlain zu unterscheiden, das man meines Wissens nur noch als Eau de Toilette und - anders als L'Heure Bleue - nicht mehr als Parfum oder als Eau de Parfum erhält. Das Konglomerat aus blumiganimalischem und pudrigen Tönen prägt den Duft im weiteren Verlauf immer stärker, bis nach ca. vireinhalb Stunden die Animalik weicht und in einen keiner Veränderung unterworfenen - so nenne ich ihn in Ermangelung eines besseren Ausdrucks - "pampershaft" wunderbaren Drydown mündet.
Leider ist das hier beschriebene Extrait schwierig zu bekommen; in meine Hände gelangte das Extrait vor Jahren durch einen Erbfall. Dem Interessenten dürfte helfen, dass das gleichfalls großartige Eau de Parfum sehr ähnlich ist - anders als das luftigere und dadurch an belle-epochehafter Dekadenz einbüßende Eau de Toilette, dass ich eher an Elleanders Enkelin Lesley vermute.
Zu dieser in Wien ausgeführten Tat - es war Vienna, wo sie es tat, wo sonst? - wie auch zu der glänzend ausgedachten Geschichte passt L'Heure Bleue hervorragend. An die Morbidität des an allen Ecken und Enden wankenden und im Gebälk knirschenden Vielvölkerreichs Österreich-Ungarn erinnert das Zusammenspiel aus nelkenbeeinflusstem Duftherz und irisvanilliger Basis, das sich fast sofort in der Kopfnote bemerkbar macht; nur die ersten dreißig Sekunden lang ist L'Heure Bleue kaum von Auftakt eines weiteren Guerlain-Giganten, dem sechs Jahre älteren Après L'Ondée Guerlain zu unterscheiden, das man meines Wissens nur noch als Eau de Toilette und - anders als L'Heure Bleue - nicht mehr als Parfum oder als Eau de Parfum erhält. Das Konglomerat aus blumiganimalischem und pudrigen Tönen prägt den Duft im weiteren Verlauf immer stärker, bis nach ca. vireinhalb Stunden die Animalik weicht und in einen keiner Veränderung unterworfenen - so nenne ich ihn in Ermangelung eines besseren Ausdrucks - "pampershaft" wunderbaren Drydown mündet.
Leider ist das hier beschriebene Extrait schwierig zu bekommen; in meine Hände gelangte das Extrait vor Jahren durch einen Erbfall. Dem Interessenten dürfte helfen, dass das gleichfalls großartige Eau de Parfum sehr ähnlich ist - anders als das luftigere und dadurch an belle-epochehafter Dekadenz einbüßende Eau de Toilette, dass ich eher an Elleanders Enkelin Lesley vermute.
7 Antworten
- mit spannendem Hinweis auf Jerry Yulsman. Leider bleib das ja nur kontraktisch fiktive Historiografik...
L'Heure Bleue ist schon so lange in meiner Sammlung, auch das Extrait. Ich mag den Duft, wenn er schon einige Stunden auf meiner Haut ist am liebsten.