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Top Rezension
Als unsere Augen und unsere Leben sich begegneten...
Die breiten Trottoirs des Boulevard Saint-Germain sind an diesem Morgen grau und leer, und an den weißen Kletterrosen hängen die letzten Tropfen. Er schüttelt an der Kreuzung zur Rue Saint-Benoît vor dem Café de Flore den Regen von seinem Sommermantel und strebt dann zu dem freien Zweiertisch ganz hinten links. Er wirft einen Blick auf seine Uhr und hebt die Hand - 'Garçon!' - um ein Glas Rotwein zu bestellen - an einem Dienstagmorgen kurz nach elf, wieso nicht?
Am Nebentisch sitzt eine Dame, in seinem Alter ungefähr. Sie ist über ihr Smartphone gebeugt, wie ältere Damen sich manchmal über Smartphones beugen, wo war noch mal das Komma? Sie schaut kurz hoch, ihr Blick trifft seinen, und dann streift ihn ihr Parfum so wie die Ahnung eines längst vergangenen Frühlings - präzise wie ein Traum kurz vor dem Aufwachen und doch flüchtig wie die Erinnerung. Und einen winzigen Augenblick lang ist niemand sonst auf dieser Welt.
Vor fünfzig Jahren sitzt er schon einmal an diesem Tisch, an einem Dienstagvormittag wie diesem. Die Trottoirs haben im Regen noch geglänzt wie heute, er hat ein Glas Wein bestellt und langt zu den Streichhölzern im Aschenbecher ohne hinzusehen. Seine Finger berühren plötzlich Finger, er erschrickt, sieht hoch, und sein Blick trifft den Blick des Mädchens am Tisch neben ihm, das ebenfalls zu den Streichhölzern hingelangt hat, erschrockene braune Augen unter braunem Haar.
Einen Augenblick lang spürt er den Duft von wilden Blumen, sinnlich, aber nicht gewöhnlich, opulent, doch nicht erstickend, fremdartig, doch nicht fremd. Ihre Finger ruhen unter seinen - eine, vielleicht zwei Sekunden länger, als notwendig gewesen wäre, ihr Atem fliegt, und seiner auch. Und er ertrinkt in ihren rehfarbenen Augen, dann lösen sich ihre Finger, und sie senkt scheu die Augen und sagt nur leise: 'Pardon, Monsieur'. Und dann ist der unendlich lange Augenblick vorbei.
Und er erinnert sich an reiche, weiße Blüten, die von nächtlichen Tropenstränden künden, von Flieder und Ylang-Ylang, von mädchenhafter und doch gereifter Weiblichkeit, von Balsam und von sonnenwarmem Edelholz. Von regenglänzenden Trottoirs am Boulevard Saint-Germain im Juni, von nassen Kletterrosen, und von erschrockenen braunen Augen unter braunem Haar. Von ihrer Hand an seiner Hand - und fünfzig Jahren Zweifel: was hätte beginnen können in jenem Augenblick?
Fazit: ein weißes Blütenmeer aus einer Zeit, die immer schon vergangen schien - präzise wie ein Traum kurz vor dem Aufwachen und doch flüchtig wie die Erinnerung.
Am Nebentisch sitzt eine Dame, in seinem Alter ungefähr. Sie ist über ihr Smartphone gebeugt, wie ältere Damen sich manchmal über Smartphones beugen, wo war noch mal das Komma? Sie schaut kurz hoch, ihr Blick trifft seinen, und dann streift ihn ihr Parfum so wie die Ahnung eines längst vergangenen Frühlings - präzise wie ein Traum kurz vor dem Aufwachen und doch flüchtig wie die Erinnerung. Und einen winzigen Augenblick lang ist niemand sonst auf dieser Welt.
Vor fünfzig Jahren sitzt er schon einmal an diesem Tisch, an einem Dienstagvormittag wie diesem. Die Trottoirs haben im Regen noch geglänzt wie heute, er hat ein Glas Wein bestellt und langt zu den Streichhölzern im Aschenbecher ohne hinzusehen. Seine Finger berühren plötzlich Finger, er erschrickt, sieht hoch, und sein Blick trifft den Blick des Mädchens am Tisch neben ihm, das ebenfalls zu den Streichhölzern hingelangt hat, erschrockene braune Augen unter braunem Haar.
Einen Augenblick lang spürt er den Duft von wilden Blumen, sinnlich, aber nicht gewöhnlich, opulent, doch nicht erstickend, fremdartig, doch nicht fremd. Ihre Finger ruhen unter seinen - eine, vielleicht zwei Sekunden länger, als notwendig gewesen wäre, ihr Atem fliegt, und seiner auch. Und er ertrinkt in ihren rehfarbenen Augen, dann lösen sich ihre Finger, und sie senkt scheu die Augen und sagt nur leise: 'Pardon, Monsieur'. Und dann ist der unendlich lange Augenblick vorbei.
Und er erinnert sich an reiche, weiße Blüten, die von nächtlichen Tropenstränden künden, von Flieder und Ylang-Ylang, von mädchenhafter und doch gereifter Weiblichkeit, von Balsam und von sonnenwarmem Edelholz. Von regenglänzenden Trottoirs am Boulevard Saint-Germain im Juni, von nassen Kletterrosen, und von erschrockenen braunen Augen unter braunem Haar. Von ihrer Hand an seiner Hand - und fünfzig Jahren Zweifel: was hätte beginnen können in jenem Augenblick?
Fazit: ein weißes Blütenmeer aus einer Zeit, die immer schon vergangen schien - präzise wie ein Traum kurz vor dem Aufwachen und doch flüchtig wie die Erinnerung.
7 Antworten
Fidji war mein erstes Parfum... my first love... and it'll be my last.
Merci 😊