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Top Rezension
Chypre-Legende mit Nachruhm
Manche Düfte sind Legende, und Patou pour Homme gehört dazu. Wer ihn noch hat, der halte ihn gut fest – für eine 5ml Abfüllung werden inzwischen an die 200 USD verlangt!
Patou pour Homme gehört in das Umfeld einer zur Zeit bei den Herrendüften wenig angesagten Sparte: Chypre. Dabei muss man einschränken, dass er den typischen 3-stufigen Aufbau mit zitrischem Kopf und floralem Herz nicht besitzt. Das ist kein Fehler, ist es doch gerade jene dunkle Basis, welche die Düfte dieser Richtung so attraktiv macht. Stattdessen liegt über dem Ganzen eine an Piment erinnernde Würze, die so dezent verfeinert und verfremdet ist, dass sie jede Assoziation an das Küchenregal oder den orientalischen Basar vermeidet. Auch eine Einstufung als Fougère wäre schlüssig, ziehen sich doch grün-krautige Anteile bis in die Basis hinein. Verwirrung herrscht bei Duftnoten – da gibt jeder etwas anderes an, komplett nachvollziehbar finde ich keine. Hier die Version von Basenotes:
Top: Hot Pepper, Lavender, Tarragon, Black Pepper, Bergamot, Galbanum
Middle: Bourbon Vetiver, Cedar, Patchouli, Clary Sage
Base: Oakmoss, Sandalwood, Mysore, Cistus Labdanum
Nach dem ersten oberflächlichen Test hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Ein passables, dunkles Chypre, sicher interessant für die Anhänger dieser Duftrichtung. Na schön – muss man um es wirklich trauern? Das aktuelle Monsieur de Givenchy kam mir in den Sinn, als gleichwertiger Ersatz. Erst langsam merkte ich, dass sich Patou pour Homme damit nicht erledigen lässt.
Die meisten Düfte trägt man ja doch als solche vor sich her, nur wenige aber entwickeln eine Qualität, die sie gleichsam mit ihrem Träger verschmelzen lässt. Mit diesen wenigen Düften fühlt man sich unglaublich wohl – oft hat man hat den Eindruck eines Deja-Vu, als habe das Parfum schon immer zu einem gehört. Bei dem immer noch mageren Wissensstand über die Psychologie des Duftempfindens wird man wohl kaum eine rationale Erklärung für solches finden können. Egal, es reicht, dass Parfümeure unter glücklichen Umständen in der Lage sind, uns diese Düfte zu schenken.
Und genau das scheint die Magie hinter diesem so souverän gemachten Patou pour Homme zu sein. Die Vertrautheit, die es beim Träger hervorrufen kann, verankert es ganz unbedingt positiv im Duftgedächtnis. Für mich hat es damit die Wertigkeit eines Chamade pour Homme, oder auch eines hervorragenden arabischen Dehn al Ouds aus natürlichem Öl. Da kann man sich dran gewöhnen, und wenn es dann plötzlich weg ist, ist der Schaden spürbar.
Dennoch: Wäre Patou pour Homme heute noch auf dem Markt, hätte man er möglicherweise zu Tode reformuliert. Ich hatte leider beim Testen eine allergische Reaktion, und ich denke, es ist nicht IFRA-konform.
Patou pour Homme wurde mir als Miniatur geschenkt, anlässlich eines Kaufs zweier Parfums in der Parfümerie Schwope in Wolfsburg. Nach einem Plausch über diesen oder jenen Duft zog Frau Schwope die Miniatur plötzlich mit sicherem Griff aus der Schublade, wo man sonst nur die aktuellen, in Massen unter das Volk zu bringenden Allerweltspröbchen vermutet. Ob ihr wohl klar war, dass die kleine Miniatur den Wert meines Einkaufs deutlich überstieg?
Besucht die kleinen, inhabergeführten Parfümerien! So etwas erlebt man nicht bei Douglas!
Patou pour Homme gehört in das Umfeld einer zur Zeit bei den Herrendüften wenig angesagten Sparte: Chypre. Dabei muss man einschränken, dass er den typischen 3-stufigen Aufbau mit zitrischem Kopf und floralem Herz nicht besitzt. Das ist kein Fehler, ist es doch gerade jene dunkle Basis, welche die Düfte dieser Richtung so attraktiv macht. Stattdessen liegt über dem Ganzen eine an Piment erinnernde Würze, die so dezent verfeinert und verfremdet ist, dass sie jede Assoziation an das Küchenregal oder den orientalischen Basar vermeidet. Auch eine Einstufung als Fougère wäre schlüssig, ziehen sich doch grün-krautige Anteile bis in die Basis hinein. Verwirrung herrscht bei Duftnoten – da gibt jeder etwas anderes an, komplett nachvollziehbar finde ich keine. Hier die Version von Basenotes:
Top: Hot Pepper, Lavender, Tarragon, Black Pepper, Bergamot, Galbanum
Middle: Bourbon Vetiver, Cedar, Patchouli, Clary Sage
Base: Oakmoss, Sandalwood, Mysore, Cistus Labdanum
Nach dem ersten oberflächlichen Test hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Ein passables, dunkles Chypre, sicher interessant für die Anhänger dieser Duftrichtung. Na schön – muss man um es wirklich trauern? Das aktuelle Monsieur de Givenchy kam mir in den Sinn, als gleichwertiger Ersatz. Erst langsam merkte ich, dass sich Patou pour Homme damit nicht erledigen lässt.
Die meisten Düfte trägt man ja doch als solche vor sich her, nur wenige aber entwickeln eine Qualität, die sie gleichsam mit ihrem Träger verschmelzen lässt. Mit diesen wenigen Düften fühlt man sich unglaublich wohl – oft hat man hat den Eindruck eines Deja-Vu, als habe das Parfum schon immer zu einem gehört. Bei dem immer noch mageren Wissensstand über die Psychologie des Duftempfindens wird man wohl kaum eine rationale Erklärung für solches finden können. Egal, es reicht, dass Parfümeure unter glücklichen Umständen in der Lage sind, uns diese Düfte zu schenken.
Und genau das scheint die Magie hinter diesem so souverän gemachten Patou pour Homme zu sein. Die Vertrautheit, die es beim Träger hervorrufen kann, verankert es ganz unbedingt positiv im Duftgedächtnis. Für mich hat es damit die Wertigkeit eines Chamade pour Homme, oder auch eines hervorragenden arabischen Dehn al Ouds aus natürlichem Öl. Da kann man sich dran gewöhnen, und wenn es dann plötzlich weg ist, ist der Schaden spürbar.
Dennoch: Wäre Patou pour Homme heute noch auf dem Markt, hätte man er möglicherweise zu Tode reformuliert. Ich hatte leider beim Testen eine allergische Reaktion, und ich denke, es ist nicht IFRA-konform.
Patou pour Homme wurde mir als Miniatur geschenkt, anlässlich eines Kaufs zweier Parfums in der Parfümerie Schwope in Wolfsburg. Nach einem Plausch über diesen oder jenen Duft zog Frau Schwope die Miniatur plötzlich mit sicherem Griff aus der Schublade, wo man sonst nur die aktuellen, in Massen unter das Volk zu bringenden Allerweltspröbchen vermutet. Ob ihr wohl klar war, dass die kleine Miniatur den Wert meines Einkaufs deutlich überstieg?
Besucht die kleinen, inhabergeführten Parfümerien! So etwas erlebt man nicht bei Douglas!
7 Antworten
Yatagan vor 13 Jahren
Toller Kommentar!
Baux vor 13 Jahren
Vielleicht sollte ich das Zeug mal zu Ebay tragen. ;)
Florblanca vor 13 Jahren
Toller Kommi, obwohl ich diesen Schatz nicht kenne - ich liebe die "alten" Düfte und hab da schon viele Schätzchen entdeckt. Das mit dem verschmelzen kenn ich. Passiert mir mit L'Interdit... (Vintage natürlich) *g*
Freakyboy vor 13 Jahren
BÄMM!! Auf einmal auf Platz 1 aufgetaucht. Aber bei 200$/5ml kann ich mir wohl den Weg zu ebay sparen...
Medusa00 vor 13 Jahren
Super Kommi!
Jensemann vor 13 Jahren
Na dann mal ab nach Wolfsburg... :)
EPHITELIUM vor 13 Jahren
Danke für den tollen Kommentar, freue mich immer auf spezielle Anlässe wenn ich meinen alten 50 ml Patou pour homme Flakon in der Hand halte (noch zu 2/3 gefüllt) und den genialen Duft benützen kann.

