Romamor Uomo 2018

Perplexus
31.03.2021 - 06:56 Uhr
12
Top Rezension
10
Preis
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft

Womanizer mit leichtem Chargen-Problem

Der klassische Roma Uomo Duft hat mich mehr als zwanzig Jahre lang immer wieder treu begleitet. Er gehört heute ganz sicher zu den unvergessenen und zeitlosen großen Klassikern. Was mir damals nicht so gefiel war der unhandliche und raue (sandgestrahlte) Flakon und die wahrlich kreischende Werbekampagne während seiner Markteinführung.

Weil er kurz nach seinem Erscheinen aufgrund der aggressiven Werbung zum Mainstream wurde und wirklich von jedem zweiten Opa bis hin zum Grünohr-Teenager kreuzweise verschenkt und getragen wurde.

Ich erinnere mich noch sehr gut, dass der Duft in den Parfümerien quasi ‚blind‘ verlangt und gekauft wurde, nur wegen der Werbekampagne. Mann (und Frau) nahm wohl an, dass man(n) beim Aufsprühen zum nackt herumrennenden südländischen Adonis mutierte, dem dann alle Frauen hoffnungslos verfallen wären.

Von solchen Düften nehme ich zunächst immer erst deutlich Abstand, da mich sowas grundsätzlich anwidert. Es ist leider völlig ‚uncool‘.

Jahre später habe ich diesen Duft jedoch aufgrund seiner interessanten Komposition für mich entdeckt und diese raffinierte Komposition hat mich bis heute immer wieder fasziniert.
Romamor war dagegen Liebe auf den ersten Blick. Vom Flakon her und von seiner betörenden Kopfnote.
Nachdem aus dem Hause Biagiotti nur immer wieder Neuauflagen von Roma Uomo mit grundsätzlich gleichem Flakon aber verändertem Duft auf den Markt geworfen wurden, die mich nicht sonderlich beeindrucken konnten (da sie so einfallslos waren), war es hier ganz anders.

Allein das Spiel mit der Namensgebung und der klare Flakon haben mich dort spontan zugreifen lassen und neugierig gemacht.

Der Duft wird als ‚synthetisch süß‘ beschrieben, was ich absolut nicht nachvollziehen kann, da einige der natürlichen Duftkomponenten recht deutlich identifizierbar sind. Ich erlebe es oft, dass Leute etwas als synthetisch beschreiben, dass eigentlich natürlich riecht und andererseits aber dann zu wirklich chemischen Synthesebomben greifen, wo gar nix Natürliches mehr drin ist.
Es ist ein durchaus voluminöser Duft, der gleich in der Kopfnote einen ‚Aahh‘ und ‚Oohh‘ Effekt zu erzeugen vermag. Hier zeigt sich eine unglaubliche Frische und Fruchtigkeit, die bis in die Herznote ausstrahlt. Später kommt deutlich Würzigkeit hinzu. Er hat überdurchschnittliche Haltbarkeit und entwickelt sich mit immer neuen Facetten über lange Zeit. Zum Schluss ist dann normalerweise auch die Roma DNA wahrnehmbar, nur viel moderner und etwas weicher. Bie basisnote is balsamisch und angenehm weich.

Die erste Charge hatte dies jedenfalls recht deutlich, besonders im Abgang war die Vererbung vom klassischen Roma Uomo unverkennbar wahrnehmbar. Das fand ich sehr angenehm und es ersetzte zeitweise den Klassiker ganz.

Was auch immer, manchmal verändern sich Düfte mit den Chargen aufgrund verschiedener Dinge. Oft sind es neuerdings idiotische EU Vorgaben, sodass bestimmte Stoffe nicht mehr in Parfums eingesetzt werden dürfen und der Duft sich damit leicht in seinem Charakter verändert, weil er re-formuliert werden muss. Manchmal geht dann eine geliebte Facette total unter oder verschwindet ganz.

Die letzte Charge des Romamor scheint mir daher deutlich von der ersten abzuweichen, die klassische Roma DNA ist hier weniger aktiv. Dies ist ein Grund dafür, den Klassiker weiter im Sortiment zu haben und möglicherweise auch etwas damit zu mischen, sofern dieser nicht auch noch bis zur Unkenntlichkeit verändert wird...

Allgemein würde ich meinen, dass Romamor ein sehr moderner Duft ist und den Zeitgeist gut verkörpert. Dennoch setzt er sich durch seine meisterliche Komposition sehr deutlich von vielen Trends und erst recht von synthetischen Blindgängern ab, Trends, die sehr schnell langweilig werden und auch wieder verschwinden werden.

Romamor ist Sommer wie Winter gut tragbar.

Die letzte Charge hat mehr aromatische Würzigkeit im Abgang und der Herznote, was auch sehr reizvoll ist. Generell ist dies keinesfalls ein klassischer Rasierwasser-Duft, sondern eher etwas für selbstbewußte, jugendlich wirkende Männer mit gewisser Sensibilität und Anziehungskraft.

Der Duft ist ein wahrer ‚Womanizer‘, er wirkt anziehend und betörend. Er ist offenkundig nichts für das Zurschautragen protziger Männlichkeit. Da wäre Kouros , Joop Homme oder Aramis wohl besser geeignet.

Dennoch ist Romamor sparsam einzusetzen, da er sonst erschlagend wirken kann. Denn wenn die umworbene Person schon beim Erstkontakt in Ohnmacht fällt, ist das Ziel verfehlt.

3 Antworten