Perplexus

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1 - 5 von 6
Perplexus vor 3 Jahren 12 3
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Womanizer mit leichtem Chargen-Problem
Der klassische Roma Uomo Duft hat mich mehr als zwanzig Jahre lang immer wieder treu begleitet. Er gehört heute ganz sicher zu den unvergessenen und zeitlosen großen Klassikern. Was mir damals nicht so gefiel war der unhandliche und raue (sandgestrahlte) Flakon und die wahrlich kreischende Werbekampagne während seiner Markteinführung.

Weil er kurz nach seinem Erscheinen aufgrund der aggressiven Werbung zum Mainstream wurde und wirklich von jedem zweiten Opa bis hin zum Grünohr-Teenager kreuzweise verschenkt und getragen wurde.

Ich erinnere mich noch sehr gut, dass der Duft in den Parfümerien quasi ‚blind‘ verlangt und gekauft wurde, nur wegen der Werbekampagne. Mann (und Frau) nahm wohl an, dass man(n) beim Aufsprühen zum nackt herumrennenden südländischen Adonis mutierte, dem dann alle Frauen hoffnungslos verfallen wären.

Von solchen Düften nehme ich zunächst immer erst deutlich Abstand, da mich sowas grundsätzlich anwidert. Es ist leider völlig ‚uncool‘.

Jahre später habe ich diesen Duft jedoch aufgrund seiner interessanten Komposition für mich entdeckt und diese raffinierte Komposition hat mich bis heute immer wieder fasziniert.


Romamor war dagegen Liebe auf den ersten Blick. Vom Flakon her und von seiner betörenden Kopfnote.


Nachdem aus dem Hause Biagiotti nur immer wieder Neuauflagen von Roma Uomo mit grundsätzlich gleichem Flakon aber verändertem Duft auf den Markt geworfen wurden, die mich nicht sonderlich beeindrucken konnten (da sie so einfallslos waren), war es hier ganz anders.

Allein das Spiel mit der Namensgebung und der klare Flakon haben mich dort spontan zugreifen lassen und neugierig gemacht.

Der Duft wird als ‚synthetisch süß‘ beschrieben, was ich absolut nicht nachvollziehen kann, da einige der natürlichen Duftkomponenten recht deutlich identifizierbar sind. Ich erlebe es oft, dass Leute etwas als synthetisch beschreiben, dass eigentlich natürlich riecht und andererseits aber dann zu wirklich chemischen Synthesebomben greifen, wo gar nix Natürliches mehr drin ist.


Es ist ein durchaus voluminöser Duft, der gleich in der Kopfnote einen ‚Aahh‘ und ‚Oohh‘ Effekt zu erzeugen vermag. Hier zeigt sich eine unglaubliche Frische und Fruchtigkeit, die bis in die Herznote ausstrahlt. Später kommt deutlich Würzigkeit hinzu. Er hat überdurchschnittliche Haltbarkeit und entwickelt sich mit immer neuen Facetten über lange Zeit. Zum Schluss ist dann normalerweise auch die Roma DNA wahrnehmbar, nur viel moderner und etwas weicher. Bie basisnote is balsamisch und angenehm weich.

Die erste Charge hatte dies jedenfalls recht deutlich, besonders im Abgang war die Vererbung vom klassischen Roma Uomo unverkennbar wahrnehmbar. Das fand ich sehr angenehm und es ersetzte zeitweise den Klassiker ganz.

Was auch immer, manchmal verändern sich Düfte mit den Chargen aufgrund verschiedener Dinge. Oft sind es neuerdings idiotische EU Vorgaben, sodass bestimmte Stoffe nicht mehr in Parfums eingesetzt werden dürfen und der Duft sich damit leicht in seinem Charakter verändert, weil er re-formuliert werden muss. Manchmal geht dann eine geliebte Facette total unter oder verschwindet ganz.

Die letzte Charge des Romamor scheint mir daher deutlich von der ersten abzuweichen, die klassische Roma DNA ist hier weniger aktiv. Dies ist ein Grund dafür, den Klassiker weiter im Sortiment zu haben und möglicherweise auch etwas damit zu mischen, sofern dieser nicht auch noch bis zur Unkenntlichkeit verändert wird...

Allgemein würde ich meinen, dass Romamor ein sehr moderner Duft ist und den Zeitgeist gut verkörpert. Dennoch setzt er sich durch seine meisterliche Komposition sehr deutlich von vielen Trends und erst recht von synthetischen Blindgängern ab, Trends, die sehr schnell langweilig werden und auch wieder verschwinden werden.

Romamor ist Sommer wie Winter gut tragbar.

Die letzte Charge hat mehr aromatische Würzigkeit im Abgang und der Herznote, was auch sehr reizvoll ist. Generell ist dies keinesfalls ein klassischer Rasierwasser-Duft, sondern eher etwas für selbstbewußte, jugendlich wirkende Männer mit gewisser Sensibilität und Anziehungskraft.

Der Duft ist ein wahrer ‚Womanizer‘, er wirkt anziehend und betörend. Er ist offenkundig nichts für das Zurschautragen protziger Männlichkeit. Da wäre Kouros , Joop Homme oder Aramis wohl besser geeignet.

Dennoch ist Romamor sparsam einzusetzen, da er sonst erschlagend wirken kann. Denn wenn die umworbene Person schon beim Erstkontakt in Ohnmacht fällt, ist das Ziel verfehlt.

3 Antworten
Perplexus vor 3 Jahren 1
The Phoenix - Out of the Ashes

Die etwas andere Joop Homme Hommage.

Ich glaube nun, meine persönliche Duft Renaissance gefunden zu haben...
... na gut, mit etwas jugendlicher Unterstützung aus gleichem Hause.

Als ich vor einigen Wochen das neue Joop Ice in der Parfümerie probierte, war ich zunächst etwas verblüfft über die ungewohnte Frische, jedoch eine gewisse spitze Blummigkeit im Verlauf wollte nicht so richtig mit meinem Geschmack sympathisieren.

Etwas weiter herumsuchend griff ich dann nochmal dies und das, denn eigentlich stand ja fest dass ich wieder Joop Wild Homme in der 125 ml Flasche dringend benötigte.

Verträumt griff ich dann nochmal schnell den Klassiker, Seine unangefochtene Majestät der Herrendüfte, den:

Pinkfarbenen Klassiker Joop Homme

und uuuuhps... , ganz aus Versehen sprühte ich es auf die gleiche Stelle wie den vorangegangenen Joop Ice. So ein fauxpas aber auch!


Die Parfümerie wieder verlassend, begab ich mich nun nach Hause, glücklich über meinen Nachschub an Joop Wild Homme und ein ungewohnter faszinierender Hauch umschwebte mich, in einer weise, wie ich es seit meiner Jugend nich mehr erlebt hatte, etwas dass mich nicht mehr los ließ, sodass ich andauernd unbewußt an den doppelt besprühten Arm schnüffeln musste.

Eine wahrlich grandiose Kombination!
Nein! Eher schon eine geniale Fusion, die da stattgefunden hatte!

Ich war so fasziniert, dass ich beide Düfte prompt in der 125 ml Abfüllung nachbestellte und nun seit Tagen wie paralysiert diesen Duft, also die Mischung aus klassischem Joop Homme und dem neuen Joop Ice verkonsumiere.

Diese beiden Düfte besitzen die selbe DNA und sind wohl offenbar ungewollt so affin zu einander, dass es fast schon wundersam anmutet.

Joop Ice alleine kann mich nicht so recht überzeugen, jedoch die Kombination 1:1 beider Düfte, direkt übereinander gesprüht reißt mich absolut vom Hocker.

Schlimmer noch, diese Kombination scheint mich nach und nach süchtig zu machen, ich kann meine Nase einfach nicht mehr davon lassen.


Joop Homme

Ein Duftklassiker, der auch nach reichlich 30 Jahren noch mit Überraschungen aufwarten kann. Ich bin absolut verblüfft!

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Perplexus vor 3 Jahren 6 1
Orientalische Offenbarung

Ja, das ist eine mächtige Gewürz-Kernwaffe.

Dem Duft scheint ein bisschen die typische Boucheron Eleganz zu fehlen. Aber wenn man es mal etwas genauer durchleuchtet, dann befinden sich in der Boucheron Schmuck Kollektion auch stets einige Stücke, die deutlich üppig ausgefallen sind, mit einem leichten Hang zur protzigen Übertreibung. Insofern ist das hier sehr schlüssig.

Für meinen Geschmack ist der Duft nicht herb genug, besonders im Abgang. Er tendiert eher dazu, etwas muffig zu werden, besonders in der Herznote. Das wirkt für viele offenbar dann zu weich und etwas feminin.

Ich bin jedoch nicht der Meinung, dass das Jaîpur feminin duftet.

Aber ich schätze einen wesentlichen Vorzug dieses Parfüms sehr: es hat nämlich kaum synthetische Komponenten, wie es gerade in letzter Zeit leider zu üblich geworden ist.

Die neusten Duftkreationen schwimmen geradezu in Ambroxanen und Ketonen, und man bekommt den Eindruck, dass wir uns aktiv auf dem Rückzug von der Natur befinden, auf dem Weg ins All, wo es keine echten ätherischen Öle mehr gibt...


Was mir bei Boucheron immer sehr gut gefällt ist, dass hier offenriechlich noch die Hohe Kunst der Parfümmacher zum Einsatz kommt.

Boucheron ist dabei auch immer recht mutig, so wie es bei den großen traditionellen Duftmachern wie Caron oder Guerlain eben oft der Fall ist. So etwas nenne ich Heritage. Etwas das sich einfach so gehört und meinen guten Glauben an gute Parfums wieder freilegt und manifestiert.

Ein Hoch auf die traditionelle Parfümherstellung!

Neuen Parfümmachern sei einmal anzuraten, einige Schritte zurück zu gehen und mal zu schauen, wie echte Parfüms gemacht werden sollten, anstatt mit tonnenweise kristallinen Chemicals herum zu schaufeln, worin dann die wenigen echten Duftkomponenten geradezu ersaufen oder neulich sogar ganz weg gelassen werden. Das ist schlicht Degradation, der Verfall einer Branche!

Wir Verbraucher sollten dann mal unsere Nase etwas spitzen und wieder ein Gefühl für Echtes entwickeln. In meiner Empfindung sind 90 Prozent der neu herausgebrachten Parfums gar keine echten Parfums mehr, sondern Synthesebomben, die dazu noch grässlich riechen und regelrecht seltsame, bisweilen sogar abartige Duft-Pyramiden abbauen.
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Perplexus vor 3 Jahren 4 3
Ein Ex-Favourit

Das war einer meiner Favoriten und Geheimtipps Mitte der 90er Jahre. Damals war er auch noch richtig exklusiv und nur in ausgewählten Parfümerien erhältlich, also auch vom Preis her auf jeden Fall. Ich glaube Douglas hatte ihn sogar eine Zeit lang exclusiv. So, wie sein weibliches PengDeng, der übrigens ebenso ‚anders’ daherkommt. Zeitweise habe ich den Damenduft sogar selbst getragen, weil er so herb und erfrischend krautig ist.

Er, der Herrenduft, hatte etwas Extravagantes, damals typisch amerikanisches, was auf dem deutschen Markt mit gewisser Lancaster-Dominanz (Joop, Sander, Davidoff, Bogner) ungemein erfrischend und anders war.

Es ist nach wie vor ein interessanter Duft mit Dominanz und gewissem Charm. Auch einer gewissen zeitlosen Moderne. Und er ist sicher mindestens so richtungsweisend wie beispielsweise Fahrenheit, den ich immer nur in kleinen Dosen und größeren Abständen ertragen konnte, ganz im Gegensatz zu Ihm. Aber ein Alltagsduft ist das sicher nicht.

Allerdings muss ich dazu sagen dass der Duft jetzt leider etwas verändert worden ist und nicht mehr so ganz dem des damaligen Original entspricht. Er war deutlich kratziger und herber und auch deutlich langlebiger und intensiver im Abgang.

Ganz markant ist übrigens die Sweet Whisky Note in der Mitte und die Schokoladen-Note am Schluss.

Ich kann daher einfach nicht nachvollziehen, dass dieser Duft heute in Allgemeinen so verrissen wird, meist von Invicus-Aventus-Sonstwasus Typen, die damals noch in den Windeln lagen oder gar noch auf Papas Kraftsuppe schwammen und noch nicht verstoffwechselt worden waren.^^

Er gehört heute wieder zu meinem Arsenal, auch wenn die offenbare Modifikation mich letztlich etwas unzufrieden macht. Leider hat auch der aggressive Preisverfall zu seiner geringen Wertschätzung aktiv beigetragen. Das ist leider so ein typisches psychisches Ding der Neuzeit, speziell im deutschsprachigem Raum.

So manch ein junger Spund könnte damit heute noch anziehender wirken, als mit seinem lächerlichen Kaubonbon Duft, den er so für unglaublich ‚hip‘ und ‚fetzig‘ (ein Begriff der wieder ‚in’ zu sein scheint) hält. Ich bin mal gespannt ob die mit 40 Jahren dann immer noch auf ihre Jugendsünden - Düfte (mit übergroßem Plakaten an den Häuserwänden) stehen oder ob sich ihr Geruchssinn dann endlich erwachsen geworden ist.


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Perplexus vor 3 Jahren 4 3
Die martialisch dahin schlachtende überreife Blutorange

Ich habe diesen Duft blind bestellt - OK meine Schuld.

Er sollte meine Reihe stets wachsender 2-Komponenten-EDCs von 4711 komplettieren. Ich benutze diese gerne als sogenannte ‚Layers’ oder zum Auffrischen von Ausklängen und Auftakten diverser Düfte.

Das grüne Etikett hat mich dazu verleitet zu denken, hier hinter befände sich wieder ein leckerer grüner Duft mit gewisser Würzigkeit, wie ich das von den anderen so gewohnt war.

Weit gefehlt!!!

Nach dem Öffnen überwältigte mich eine unverhoffte Süße mit solcher Wucht, sodass ich erst mal 3 Schritte zurück gehen musste. Oh jeh, oh jeh.


Basil ? Basil ?? Bist Du da? Irgendwo vielleicht ???
Na mal sehen ....

Aber auch nach 4 Stunden war diese bestialische Blutorange, welche kurz vor dem ranzig werden gepflückt worden sein muss, immer noch geradezu penetrant wahrzunehmen. Kein Basil.

Nun aber schnell etwas würziges, mehr Grünes drauf, bevor mir übel wird...

Das Basil ist übrigens immer noch scheinbar nirgendwo, wohl bemerkt.
Das Basil wurde offenbar gemeuchelmorded, von der blutrünstigen Rote-Brigade Orange!


Also jetzt mal im Ernst.

Nach ‚Mandarine & Cardamom‘ (lecker!) und nach Pink Pepper & Grapefruit (herrlich!) ist das nun die absolute Enttäuschung. Ich muss ernsthaft überlegen, mit wem sich diese Blutorange vertragen würde und bin nun fast irgendwie ratlos hier. ^^

Also ich sehe ja ein, das es mit nur 2 konträren Komponenten immer recht schwierig ist eine harmonische eheliche Vereinbarung zu treffen, aber was sich der Parfümier*in sich hier wohl gedacht hat entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Der oder die wäre bei einer Prüfungsabnahme durch mich komplett durchgefallen, mit dem gut gemeinten Ratschlag einen soliden Beruf zu ergreifen.


Auf kurze Zeit kann man die Sache zwar etwas angenehmer bekommen, wenn man einfach alle verfügbaren 4711 Aquii Coloniae über einander sprüht, dann entsteht sowas wie ein voluminöser Zitrus-Früchte-Mix, der zunächst ganz akzeptabel erscheint ...

... jedoch setzt sich auf kurz oder lang wieder die Ninja Kamikaze Blut Orange durch, die dann alles wieder nieder erbarmungslos metzelt und dann hässlich grinsend über dem ganzen Blutbad thront.

Bei den meisten Düften, die allgemein als ‚süßlich‘ gebrandmarkt werden, habe ich keines erlebt das wirklich süß war. Dieses hier, die blutrünstige Ninja-Metzel-Blutorange übertrifft das alles!!!

Ich stehe für die nächsten 3 Tage unter Schockstarre.
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