Flaconesse
03.04.2022 - 15:34 Uhr
9
Sehr hilfreiche Rezension

Cookie Dough gegen Depressionen

Heute ist der 1.April und es schneit. Fast dachte ich, das sei der diesjährige Aprilscherz. Vor 5 Tagen noch lag ich bei 20 Grad in der Hängematte und jetzt Schneeregen bei 3 Grad. Ausgerechnet in meiner Geburtstagswoche!

Ich müsste und wollte so vieles tun heute: die Wohnung aufräumen (morgen steigt die kleine Party), lüften (allein bei dem Gedanken, die kalte Luft hereinzulassen, läuft es mir kalt den Rücken herunter), Wäsche waschen, Ostereier färben, zum Frisör gehen (den Termin habe ich gerade abgesagt, heute bringen mich keine 10 Pferde nach draußen!).

Meine Laune ist mies, trüb, gar depressiv. Das Einzige was hilft: Süßigkeiten. Da ich nicht (noch) eine Tüte der Schokoladenostereier plündern möchte, bleibt Parfum. Tröstliches, süßes, leckeres Parfum.
Gestern testete ich Laura Biagiotti – Forever, den ich halbblind online erwarb. Das allererste Probeschnüffeln kaum noch im Kopf, ausser dass er irgendwie gefiel, doch den Flacon hatte ich bis gestern nicht in der Hand.

Beim Auspacken dann die kleine Ernüchterung. Soll das Kunst sein? Den Flacon, der zugegebenermaßen gut in der Hand liegt, ziert ein roségoldenes, stilisiertes Unendlichkeitszeichen, Vollplastik. Im Inneren kann man eher unschön die Ränder der Gießform (?) erahnen. „Sei es drum, ich habe den Duft nicht wegen des Flacons gekauft“ dachte ich mir und sprühte drauf los.
Hier auf Parfumo wird Forever mit La Vie est Belle L'Eau de Parfum verglichen, jenem Duft, der dezent verwendet wunderschön ist, bei dem ein Sprüher zu viel jedoch die Macht hat ein ganzes Bahnabteil zu verpesten.

Ich hoffte also, dass die Ähnlichkeit nicht allzu groß ist und siehe da, Forever enttäuscht mich nicht:
Ja er ist süß, fruchtig-blumig, erstmal eher undefiniert. Gibt aber sofort ein rundes Duftprofil preis, in dem alle Noten gut miteinander verwoben scheinen. Süße, fast nussige Tuberosen setzen kurze Zeit später ein und erzeugen zusammen mit der pralinigen Basis die Assoziation von Cookie Dough. Jenem rohen Keksteig, den man ganz ohne schlechtes Gewissen direkt aus der Packung löffen kann, manchmal versteckt er sich sogar in Eis oder Pralinen. Irgendwann als ich einen dermaßenen Süßhunger hatte, habe ich ihn mir auch schon mal selbst angerührt (Mehl, Butter, Zucker, Vanille, Schokostreusel, fertig). Lecker!

Forever entwickelt sich auf meiner Haut angenehm, samtig, ohne große Spitzen oder Fehlnoten. Zwar mit einer gehörigen Portion Süße, diese wirkt hier jedoch nicht deplatziert oder künstlich überzuckert.

Er gefällt mir sogar so gut, dass ich ihn abends erneut auftrage als Kuschel- und Einschlafduft.
Am nächsten Morgen (das war gelogen, es war schon Mittag, als ich aus dem Bett krabbelte. Ich habe schließlich Urlaub) konnte ich immer noch einen süßlichen Hach am Unterarm erahnen. Forever macht seinem Namen somit alle Ehre und hält und hält und hält.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich schaue erneut nach draussen, habe immer noch keine Lust mich groß zu bewegen, sprühe meine neuen Seelentröster auf und mir wird es ein klein wenig wärmer ums Herz.
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