22.06.2023 - 07:03 Uhr

Ponticus
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Ponticus
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Besuch von Tante Gudrun!
Duftmäßig befindet sich unsere Familie im Stillstand. Meine Frau schwört seit Jahrzehnten auf Chanel N°5, vielleicht ab und an mal ein Spritzer Choco Musk. Meine Mutter steht auch auf die N°5 und aus Nostalgie auf "ihr" Tosca. Mein Sohn trägt tapfer meine, von mir aussortierten, Flakons auf und meine Tochter orientiert sich eher im Drogeriesegment. Alle Anderen sind vom Geruch her unauffällig und beratungsresistent insbesondere von mir dem spinnerten, alten Parfümsammler. Ich selbst habe meine Lieblingsdüfte und bin damit auch sehr entspannt. Überraschungen gibt es da nur selten.
Dann kam vor ein paar Tagen Tante Gudrun zu Besuch! Eher Bekanntschaft denn Verwandschaft ist sie schon seit Jahrzehnten Teil des Freundeskreises meiner Frau. Als meine Kinder noch klein waren, war Gudrun für sie immer die Tante Gudrun und so ist es bis heute geblieben, mittlerweile für alle in der Familie. Gudrun ist eine recht attraktive Frau, etwas korpulent, Ende Fünfzig und sehr jugendlich in Wesen und Erscheinung. Einen Onkel dazu gibt es nicht.
Eine dichte, süßliche, aber nicht unangenehme Duftwolke begleitete Tante Gudruns Auftritt nahezu raumgreifend und legte sich über den Platz, der ihr angeboten wurde. Charmeur wie ich bin, machte ich gleich ein nettes Kompliment über ihr duftiges Erscheinen, indem ich den tollen und mir unbekannten Duft ihres Parfüms lobte und dabei erwähnte, er hätte auch etwas sehr betörendes an sich. Glücklich strahlend sagte sie, es wäre La Vie est Belle von Julia Roberts und ob ich mal probieren wollte! Natürlich wollte ich und bekam drei Sprüher aus ihrem Taschenflakon auf den Unterarm. Ich zog mich hierauf zügig zurück, denn meine Frau verdrehte schon die Augen und dann ist mit ihr nicht zu spaßen.
La Vie est Belle L'Eau de Parfum (LVEB) von Lancôme ist die richtige Bezeichnung des Duftes mit Julia Roberts als Werbegesicht. Er wird hier auf Parfumo sehr kontrovers besprochen. Das Parfüm ist von Beginn an eine süße Urgewalt! Die oft beschriebene Zuckerwatteassoziation kann ich durchaus bestätigen, denn über allem liegt eine süß-fluffige Wolke, die als Hintergrund durchaus angenehm daherkommt. Zusätzlich zeigt sich am Anfang mit Vehemenz ein süß-fruchtiger Geruch, etwas säuerlich unterlegt und kräftig duftend wie dunkle, sämige Konfitüre. Parallel dazu ist auch eine opulente Blumigkeit präsent, die weitere süße Noten beisteuert und die den Duft lange begleiten werden, während die fruchtigen Anteile langsam, aber stetig weniger werden. Die Süße der ersten zwei, drei Stunden ist damit haupsächlich der Iris, dem Jasmin und der Orangenblüte zu danken, die mit ihren honigartigen, süß-blümeligen Gerüchen die Fruchtsüßen weit übertreffen. Dennoch bleibt eine gewisse Fruchtigkeit lange erhalten.
Nach etwa zwei bis drei Stunden reihen sich verstärkt gourmandige Noten in den Duft von La Vie est Belle ein. Die Vanille macht dabei eine sehr gute, aber eher dezentere Figur, derweil die marzipanige Pralinennote sehr an die Resterampe eines großen Pralinenkartons erinnert. „Man weiß nie, was man bekommt“, aber wenn der Krokant, der Schichtnougat, die guten Marzipan- und die Likörkonfekte gegessen sind, bleiben oft nur noch sehr dunkle, runde und kleine Pralinen unklaren Inhalts übrig. Diese Übrigbleibsel aus dunkler Schokolade und klebrigen Persipanfruchtfüllungen fügen sich nahtlos in die Parfümsüße ein, machen den Duft aber weder begehrenswerter, noch interessanter oder gefälliger. Er bleibt in seiner Linearität locker 8 Stunden aromatisch-süß, schwer, blumig, auch noch etwas fruchtig sowie dunkel, warm und anschmiegsam.
La Vie est Belle ist zu jeder Zeit fordernd, raumgreifend und dominant. Es macht die Frau, die es trägt zu einem Duftleuchtturm, weithin bemerkbar, auffällig, begehrt und oft eine Sünde wert, indes in ihrer Umgebung immer Gefahr herscht und viele Frauen solch ein Duftgebiet einfach lieber meiden. Das Parfüm im dicken Glasflakon riecht, je nach Dosierung, grandios süß-gourmandig bis penetrant aufdringlich. Die Trägerin steht damit, wie schon gesagt, meist im Mittelpunkt, so oder so!
Ich danke Tante Gudrun für die Anregung und Euch für hoffentlich wohlwollendes Lesen!
Dann kam vor ein paar Tagen Tante Gudrun zu Besuch! Eher Bekanntschaft denn Verwandschaft ist sie schon seit Jahrzehnten Teil des Freundeskreises meiner Frau. Als meine Kinder noch klein waren, war Gudrun für sie immer die Tante Gudrun und so ist es bis heute geblieben, mittlerweile für alle in der Familie. Gudrun ist eine recht attraktive Frau, etwas korpulent, Ende Fünfzig und sehr jugendlich in Wesen und Erscheinung. Einen Onkel dazu gibt es nicht.
Eine dichte, süßliche, aber nicht unangenehme Duftwolke begleitete Tante Gudruns Auftritt nahezu raumgreifend und legte sich über den Platz, der ihr angeboten wurde. Charmeur wie ich bin, machte ich gleich ein nettes Kompliment über ihr duftiges Erscheinen, indem ich den tollen und mir unbekannten Duft ihres Parfüms lobte und dabei erwähnte, er hätte auch etwas sehr betörendes an sich. Glücklich strahlend sagte sie, es wäre La Vie est Belle von Julia Roberts und ob ich mal probieren wollte! Natürlich wollte ich und bekam drei Sprüher aus ihrem Taschenflakon auf den Unterarm. Ich zog mich hierauf zügig zurück, denn meine Frau verdrehte schon die Augen und dann ist mit ihr nicht zu spaßen.
La Vie est Belle L'Eau de Parfum (LVEB) von Lancôme ist die richtige Bezeichnung des Duftes mit Julia Roberts als Werbegesicht. Er wird hier auf Parfumo sehr kontrovers besprochen. Das Parfüm ist von Beginn an eine süße Urgewalt! Die oft beschriebene Zuckerwatteassoziation kann ich durchaus bestätigen, denn über allem liegt eine süß-fluffige Wolke, die als Hintergrund durchaus angenehm daherkommt. Zusätzlich zeigt sich am Anfang mit Vehemenz ein süß-fruchtiger Geruch, etwas säuerlich unterlegt und kräftig duftend wie dunkle, sämige Konfitüre. Parallel dazu ist auch eine opulente Blumigkeit präsent, die weitere süße Noten beisteuert und die den Duft lange begleiten werden, während die fruchtigen Anteile langsam, aber stetig weniger werden. Die Süße der ersten zwei, drei Stunden ist damit haupsächlich der Iris, dem Jasmin und der Orangenblüte zu danken, die mit ihren honigartigen, süß-blümeligen Gerüchen die Fruchtsüßen weit übertreffen. Dennoch bleibt eine gewisse Fruchtigkeit lange erhalten.
Nach etwa zwei bis drei Stunden reihen sich verstärkt gourmandige Noten in den Duft von La Vie est Belle ein. Die Vanille macht dabei eine sehr gute, aber eher dezentere Figur, derweil die marzipanige Pralinennote sehr an die Resterampe eines großen Pralinenkartons erinnert. „Man weiß nie, was man bekommt“, aber wenn der Krokant, der Schichtnougat, die guten Marzipan- und die Likörkonfekte gegessen sind, bleiben oft nur noch sehr dunkle, runde und kleine Pralinen unklaren Inhalts übrig. Diese Übrigbleibsel aus dunkler Schokolade und klebrigen Persipanfruchtfüllungen fügen sich nahtlos in die Parfümsüße ein, machen den Duft aber weder begehrenswerter, noch interessanter oder gefälliger. Er bleibt in seiner Linearität locker 8 Stunden aromatisch-süß, schwer, blumig, auch noch etwas fruchtig sowie dunkel, warm und anschmiegsam.
La Vie est Belle ist zu jeder Zeit fordernd, raumgreifend und dominant. Es macht die Frau, die es trägt zu einem Duftleuchtturm, weithin bemerkbar, auffällig, begehrt und oft eine Sünde wert, indes in ihrer Umgebung immer Gefahr herscht und viele Frauen solch ein Duftgebiet einfach lieber meiden. Das Parfüm im dicken Glasflakon riecht, je nach Dosierung, grandios süß-gourmandig bis penetrant aufdringlich. Die Trägerin steht damit, wie schon gesagt, meist im Mittelpunkt, so oder so!
Ich danke Tante Gudrun für die Anregung und Euch für hoffentlich wohlwollendes Lesen!
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