Trade Routes

Lothair 2014

Flaconesse
26.08.2023 - 09:36 Uhr
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Der Anti-Beastmode

Liebe Parfümfreunde,

heute habe ich endlich wieder Zeit und Muße für ein duftiges First Impressions.

Aus meiner niemals leer werden wollenden Probenkiste ungetesteter Duftkunstwerke (naja manchmal ist auch Nasengrusel dabei), ziehe ich heute "Trade Routes Collection - Lothair | Penhaligon's" .
Ich bin vollkommen unbedarft, was diesen Duft angeht, erinnere mich zwar, dass er schon ein Weilchen auf dem Markt ist, habe aber weder Duftnoten, noch eine Duftrichtung im Kopf und will diese erst zu einem späteren Zeitpunkt nachschlagen.

Der Name verspricht einen klassischen, englischen Herrenduft, vielleicht ein wenig oldschool, Barbershop oder Fougère fände ich heute passend. Nach den letzten heißen Tagen mit um die 30 Grad, ist es heute zwar deutlich abgekühlt, meine neue Dachgeschosswohnung hat jedoch noch um die 26°C gespeichert, eine kleine Abkühlung käme mir also gelegen.

Was Penhaligon’s als Marke angeht, bin ich jedoch ganz und gar nicht unbedarft. Ich war schon immer ein Fan des englischen Understatements und so richtig verliebt habe ich mich während eines Wochenendtrips nach London in die traditionelle Marke, die seit 1868 besteht. Zudem wurde ich im Flagshipstore in der Regent Street von einer äußerst sympathischen und eifrigen Verkäuferin bedient, sodass ich um einige Pfund leichter, um einige Dufteindrücke reicher und überglücklich aus dem Laden ging.
Sprühen wir aber endlich! Die Flüssigkeit ist hell, der Sprühkopf duftet leicht würzig, grün und süßlich.

Aufgesprüht kommt mir ein cologneartiger Duft entgegen, leicht bittergrün, metallisch, unsüß und erfrischend, wie ich gehofft habe. Schnell wird Lothair cremiger, zitrischer, aber nicht ölig oder ätherisch, er verhält sich wie ein zarter Hauch, der die Haut umhüllt. Grüne Bitterkeit und mein Herz jubelt: Ja es ist ein Fougère (oder zumindest fougèreartig), ich kann den Farn, üppiggrün, in einem lichtdurchfluteten Sommerwald, bereits vor meinem geistigen Auge sehen und noch etwas kommt mir in den Sinn: Tonic Water. Ein kühles Glas Gin Tonic, mit krautig-herben Nuancen, geschmückt mit einer zarten Zitronenschale. Hier entspringt das Bild eher meiner Phantasie, ich bin keine Gintrinkerin.

Nun muss ich auf meiner ewigen Excelliste nachschlagen, ob ich diesen Duft schon mal getestet habe, ich meine nein, aber bei gefühlt 10.000 getesteter Düfte, kann einem der ein oder andere durch die Lappen gehen. Ich habe mich richtig erinnert, die Spalte ist leer und dies ist somit mein erster Test mit Lothair. Er erinnert mich vom Duftgefühl an einen Duft, den ich vor ein paar Jahren blind verkostet haba, so zartgrün und luftig leicht verwoben wie Néroli d'Ispahan , auch wenn ich in Lothair keinen Neroli vermute, vielleicht ist ein kleines Petitgrain vorbeigelaufen. Da mir heute nicht nach Vermutungen zumute ist, schlage ich nach:

Und bin geschockt: schon eingestellt? So ein angenehmer, oldschool und fougère-anmutender, neuerer Duft aus der Trade Routes Collection, die mir schon ein paar spannende Duftmomente gebracht hat (ich liebe "Trade Routes Collection - Empressa (Eau de Parfum) | Penhaligon's") ist wieder weg vom Fenster? Vielleicht war er zu zart, zu sanft. Eben kein Beastmode, Gott sei Dank! Wunderbar geeignet für warmschwüle Tage, gedankenklärend, erdend, nicht nach Aufmerksamkeit brüllend. Mag man wohl nicht mehr, wobei er hier sehr gut ankommt.

Nachdem ich nun alle Duftnoten weiß, kann ich vielleicht den Wacholder und den Tee herausriechen. Insgesamt ergibt sich hier eine feine Melange, aus der keine der Noten heraussticht.
"Trade Routes Collection - Lothair | Penhaligon's" erwärmt sich schnell auf der Haut, verliert die cologneartige Frische, wird lieblich-würzig. Diese Entwicklung finde ich sehr reizvoll. Und auch wenn es nicht meine liebste Duftrichtung für mich selbst ist, würde ich den Duft doch gerne an dem ein oder anderen mich umgebenden Mensch riechen. Hierbei empfinde ich ihn als unisex tragbar, allwettertauglich und zu jeder Gelegenheit passend, wenn man nicht schon 10 Meter gegen den Wind anstinken, sondern zurückhaltend, unaufdringlich und doch elegant duften möchte.

Heute fühle ich mich mit Lothair bestens beduftet.

Danke für diese schöne Dufterfahrung Penhaligon’s. Ich hoffe seine Fans haben sich mit genügend Vorrat eingedeckt.

Danke für’s Lesen,
Eure Marie
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