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Top Rezension
Die Sache mit dem Wein und den Schläuchen ...
Um direkt mit der Tür ins Haus zu fallen: Loewe 001 Man ist kein schlechtes Parfum. Es ist samtig, mollig und wärmt wie Glühwein zu vorgerückter Stunde. Passt ganz hervorragend in die kalte Jahreszeit. Dass offenbar keine Iris drin ist, überrascht dann doch. Denn: Pudrig und ein wenig "papierhaft" ist der Duft schon, nur ist dieser Aspekt nicht so präsent wie bei anderen Vertretern dieser Duftrichtung. Mit einer gesalzenen Kardamom-Süße, die sich gewaschen hat, geht es jedenfalls erst mal los.
L001M will, so hat es zunächst den Anschein, neue Wege gehen, wandelt am Ende des Tages dann aber doch nur auf ausgelatschten Pfaden: Dior Homme (mit seinen Varianten, wenngleich das EdT als Vergleich wohl am ehesten taugt), Carthusia 1681 (Papier) oder - um mal einen neueren Vertreter zu nennen - L´Homme von Prada (mit dezentem Frische-Kick, aber sonst konventionell) sind eklatante Referenzen. Neuartig ist L001M jedenfalls duftthematisch nicht. Keine Kontrastierung, keine Wendung. Das ist fast ein wenig verwunderlich: Klar, Loewe ist keine experimentelle Geheimtipp-Schmiede, hat aber beispielsweise mit dem blauen 7 Loewe eine äußerst beachtenswerte Weihrauch-Spielart herausgebracht: Modern, schlank, drahtig, etwas überdreht-apfelig und dabei jeglicher sakralen Nähe völlig unverdächtig. Und auch sonst sind die Düfte dieses Labels, das sich im Niemandsland zwischen "Nische" und Mainstream zu bewegen scheint, einen Test wert. Gegen 7 Loewe wirkt Loewe 001 Man jedenfalls bestenfalls wie der nette Schwiegersohn von nebenan ...
Dass mit Zeder und Zypresse sowie Sandelholz ein holziger Drift initiiert werden soll, kann man kaum gelten lassen. L001M verharrt recht deutlich in seiner leicht langweiligen und gerade zu Beginn sedierenden Süße. Die ist im weiteren Verlauf zum Glück nicht allzu klebrig und die bloß angedeutete Holzigkeit ist nicht kratzig (wie bei Bleu de Chanel etwa) - das macht L001M tragbar und obendrein gefällig. Die Basis des Dufts liest sich kompliziert und suggeriert einen Touch Unsauberkeit. Ob es sich um eine self-fulfilling prophecy handelt, bleibt offen ... Die formale Beschaffenheit von L001M ist jedenfalls tadellos. Projektion und Ausdauer tun solide ihren Dienst wie der alte Dieselmotor in U96. Der Flakon ist sehr ansehnlich und wirkt klassisch-edel. Fazit: L001M ist zwar ein neuer Wein, doch in alten Schläuchen. Kann man aber auch mal trinken.
L001M will, so hat es zunächst den Anschein, neue Wege gehen, wandelt am Ende des Tages dann aber doch nur auf ausgelatschten Pfaden: Dior Homme (mit seinen Varianten, wenngleich das EdT als Vergleich wohl am ehesten taugt), Carthusia 1681 (Papier) oder - um mal einen neueren Vertreter zu nennen - L´Homme von Prada (mit dezentem Frische-Kick, aber sonst konventionell) sind eklatante Referenzen. Neuartig ist L001M jedenfalls duftthematisch nicht. Keine Kontrastierung, keine Wendung. Das ist fast ein wenig verwunderlich: Klar, Loewe ist keine experimentelle Geheimtipp-Schmiede, hat aber beispielsweise mit dem blauen 7 Loewe eine äußerst beachtenswerte Weihrauch-Spielart herausgebracht: Modern, schlank, drahtig, etwas überdreht-apfelig und dabei jeglicher sakralen Nähe völlig unverdächtig. Und auch sonst sind die Düfte dieses Labels, das sich im Niemandsland zwischen "Nische" und Mainstream zu bewegen scheint, einen Test wert. Gegen 7 Loewe wirkt Loewe 001 Man jedenfalls bestenfalls wie der nette Schwiegersohn von nebenan ...
Dass mit Zeder und Zypresse sowie Sandelholz ein holziger Drift initiiert werden soll, kann man kaum gelten lassen. L001M verharrt recht deutlich in seiner leicht langweiligen und gerade zu Beginn sedierenden Süße. Die ist im weiteren Verlauf zum Glück nicht allzu klebrig und die bloß angedeutete Holzigkeit ist nicht kratzig (wie bei Bleu de Chanel etwa) - das macht L001M tragbar und obendrein gefällig. Die Basis des Dufts liest sich kompliziert und suggeriert einen Touch Unsauberkeit. Ob es sich um eine self-fulfilling prophecy handelt, bleibt offen ... Die formale Beschaffenheit von L001M ist jedenfalls tadellos. Projektion und Ausdauer tun solide ihren Dienst wie der alte Dieselmotor in U96. Der Flakon ist sehr ansehnlich und wirkt klassisch-edel. Fazit: L001M ist zwar ein neuer Wein, doch in alten Schläuchen. Kann man aber auch mal trinken.
8 Antworten
Cravache vor 9 Jahren
Als chronischer Nostalgiker bin ich von den alten Loewe-Düften durchaus angetan. Schade, dass die Designer nun alle auf die blassen Jungchen-Düfte setzen. Feine Duftanalyse!
Yatagan vor 9 Jahren
Das war, trotz aller soliden Ausführung, zu befürchten. Die Klassiker von Loewe geben da vermutlich mehr her.
ParfumAholic vor 9 Jahren
Es gibt so Tage, an denen empfinde ich gerade solche Düfte als echten Glücksfall, da sie einfach nur solide ihren Dienst tun. Mich hat der Duft irgendwie in seinen Bann gezogen. Vielleicht liegt das daran, dass ich Loewe einen derartigen Duft nicht zugetraut hätte? Aber egal. Deine Gedanken kann ich jedenfalls trotzdem absolut nachvollziehen.
Ronin vor 9 Jahren
"sedierende Süße": danke für die Formulierung und Warnung!
RayMuc vor 9 Jahren
Prima fundiert und nicht zuletzt Dank Querverweisen (markenin- und -extern) wird nachvollziehbar dargelegt. Und jetzt gleich mal schnuppern.
Ajlen vor 9 Jahren
Toller Kommentar! Gefällt mir ausgesprochen gut.
DOCBE vor 9 Jahren
Ich habe mir den als Blind Buy aus Barcelona mitbringen lassen und bin mit ihm sehr zufrieden. Kann aber deinen Standpunkt sehr wohl nachvollziehen.
Taurus vor 9 Jahren
Bei Loewe fällt mir auf, dass die Düfte noch lange nicht das halten, was die Flakons versprechen ... :-(

