Seerose
31.03.2017 - 19:40 Uhr
5
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft

Ein tragbares Parfüm

Etwas stutzig war ich, als ich den Namen auf der Abfüllung las, die mir von einer liebenswürdigen Parfuma überlassen wurde. Hier aufgerufen steht oben eine Übersetzung für den Begriff "Furze"; also der soll für Stechginster stehen. Leider steht nicht da in welcher Sprache. In meinen vielen Wörterbüchern habe ich den Begriff mit dieser Bedeutung nicht gefunden, auch aus dem botanischen Namen lässt sich das nicht ableiten.
Aufgesprüht und etwa eine Stunde gewartet, stelle ich fest, dass das so gemeint sein könnte.
Allerdings weiß ich nicht, wie Stechginster riecht. Ich kenne nur den Duft von dem hier meist in freier Natur vorkommenden Besenginster, gelb blühend. Die Stängel und harten lanzenförmigen Blätter riechen harzig-grün-streng. Die Blüten riechen süß mit einer gewissen Herbheit. Vor sehr vielen Jahren besaß ich Mini-Flakon mit Ginster-Parfümöl, dass dem Duft des Besenginsters sehr ähnlich war und mir sehr gefiel.
Als erstes duftet es nach frisch geöffneter Kokosnuss beträufelt mit etwas Fruchtsirup. Der Duft von Kokos bleibt während des gesamten Verlaufs. Diese frische Anfangsphase währt leider nicht lange, dann folgt eine Blütenmischung, indifferent und für etwa eine halbe Stunde nach dem riechend, was ich immer als "Gammelspüllappen-Tuberose" bezeichne, irgendetwas Muffig--Blumiges-Pflanzliches gibt seine Ausdünstungen ab. Dadurch wird leider die angenehme Kokosnuss ranzig. Aber Kokos hat die Eigenschaft ziemlich schnell ranzig und müffig zu riechen und zu schmecken.
Offenbar schmeckt sie nur richtig gut, wenn man sie dort genießt, wo sie frisch von Baum geerntet wird.
Dann kommt ein säuerlicher Fruchtduft auf, den ich als im Keller gelagerte und im Frühjahr schon fast trockene und verschrumpelte Apfelmumien wahrnehme. Und wie das so war früher, als NICHT alles besser war: Ein Teil der Äpfel war faulig-schimmelig und sowieso war so ein Keller dumpfig und muffig. Damals wurde wir Kinder im Frühjahr angewiesen, diese verdorbenen Äpfel aus den guten auszusortieren. Im Keller war es staubig, gab es Asseln, Spinnen, es war duschter und dann der starke Geruch von den Äpfeln. Man fasste immer in das Gibbelige. Handschuhe? Sowas gab es damals nicht. Hat keinen Spaß gemacht. Jedoch in den Zeiten musste man auch als Kind viel im Haushalt mithelfen. So eine Kleinigkeit wurde zumutbar als leichte Arbeit ohne Federlesens von Kindern verlangt. Diskussionen, Bitten darum, doch behilflich zu sein, das gab es nicht. Alle mussten mit anfassen.
Ganz ehrlich habe ich diese Ereignisse meist völlig vergessen. Aber nun teste ich "Furze" und da taucht das als Erinnerungsclip in Bild und Geruch doch wieder auf. Diese Phase wird durch den leicht ranzigen Kokosgeruch mehr verfremdet als das es angenehm ist.
Im weiteren Verlauf verliert sich der Schrumpelapfelgeruch wieder.
"Furze" wird doch noch angenehm harzig-grün und dem, was ich noch als Ginstergeruch in Erinnerung habe ähnlich. Dazu ein Touch vanilliger Cremigkeit. Der Kokosgeruch ist noch schwach und wieder aufgefrischt in Hintergrund präsent, ab und zu ist da ein Hauch von Blumigem, etwas Wachsiges und ein Spur Zitrus hat sich auch entwickelt.
Nicht, dass "Furze" zu einen Wunschduft bei mir werden könnte. Aber so, wenn man lange genug wartet, ist es ein sehr aparter und tragbarer Duft geworden mit fast körpernaher Sillage und guter Haltbarkeit. So etwas habe ich noch nie als Parfüm gerochen. Und so kann man "Furze" ohne Probleme jederzeit tragen ohne unangenehm zu müffeln.
Ich würde "Furze" als femininen Duft einordnen. Wenn man etwas als Sillage im Raum wahrnimmt, dann den Kokosduft.
Nachtrag, 1.April 2017
"Furze" ist ein englischer Ausdruck für "Stechginster" es gibt Orte, die das im Namen haben, aber es wird auch anders gesprochen als unsere "Furze", Aussprache hier:
https://en.oxforddictionaries.com/definition/furze
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