05.09.2012 - 06:58 Uhr

Aura
89 Rezensionen

Aura
Sehr hilfreiche Rezension
14
Kühles Understatement mit Herz
Das Hotel Cristallo befindet sich auf einer Passhöhe und beherbergt hauptsächlich Geschäftsleute, die das angrenzende Tagungszentrum wochenweise besuchen.
Einer dieser Gäste ist Stéfanie. Der Personalführungsworkshop, den sie hier besucht, war heute früher zu Ende und so nutzt sie den freien Nachmittag, um ihre Laufschuhe anzuziehen und durch die klare Januarbergluft zu joggen – raus aus dem Bergdorf, welches in den letzten Jahren immer moderner geworden ist, seit die Businessleute es für ihre Inselkurse entdeckt haben. Der Asphalt ist hart, das Blut rauscht in ihren Ohren, ihr ausgestossener Atem verwandelt sich in kleine Kondenswolken und sie denkt, wie immer beim Laufen, an gar nichts und geniesst es.
Nach einer halben Stunde kommt sie zu einem Bergsee, der mit einer dünnen Eisschicht bedeckt ist. Auf den im Schatten gelegenen braunen Gräsern haftet eine Frostschicht, über ihr kreisen und kreischen ein paar Elstern – alles ist so unendlich klar. Sie macht eine kurze Pause, beugt sich vornüber und stützt ihre Hände auf den Knien ab. Als sie zu frösteln beginnt, begibt sie sich auf den Rückweg ins Hotel.
Das Cristallo hat seine besten Tage noch nicht hinter sich – und wahrscheinlich auch nicht vor sich, dazu ist es ist zu wenig pompös oder heimelig, hier werden keine grossen menschlichen Dramen geschrieben – und wenn doch, dann anonym hinter den grauweiss gestrichenen Türen mit Magnetkartenschloss.
Allerdings ist das Hotel Cristallo auch nicht lieblos, die grossen Fensterfronten, von denen es seinen Namen hat, strahlen ein einladendes, luxuriöses Understatement aus und an einer Seite der Hausfassade wird der Efeu nicht davon abgehalten, sich daran hochzuwinden. Die gute Qualität der leichten Küche hat sich herumgesprochen. Vor allem aber hat das Cristallo ein Herz, das in ihm schlägt. Es gehört der Hauswirtschafterin, die dafür sorgt, dass frische Veilchen und Magnolien Wärme in die Räume zaubert und auf die Menschen ausstrahlt. Für alle hat sie ein nettes Wort übrig und kennt jeden Gast ab seinem zweiten Aufenthalt mit Namen.
So auch Stéfanie, die durchgefroren zurückkehrt und mit einem warmen Lächeln von ihr begrüsst wird. Stéfanie überlegt sich, ob sie der hoteleigenen Birkensauna einen Besuch abstatten soll, entscheidet sich aber dagegen. Sie möchte niemand aus ihrem Kurs dort begegnen, das wäre ihr unangenehm. Stattdessen geht sie auf ihr Zimmer, duscht und wickelt sich danach in den weissen Hotelbademantel ein. Barfuss steht sie vor dem grossen Fenster und bewundert das Bergpanorama. Sie trinkt eine Tasse weissen Tee dazu – ungesüsst, natürlich.
January 28th, 3 pm Hotel Cristallo ist etwas für alle, die sich im Winter zur Abwechslung mal nicht in süsse, warme, orientalische Vanille einkuscheln, sondern Schneekönigin sein wollen. Die kühle Frische ist nicht aquatisch oder moosig, es ist ein femininer Duft. Die Blumen sorgen für leichte, pudrig-cremige Lieblichkeit, ohne süss zu werden. Er unterscheidet sich von allem, was ich bisher gerochen habe. Liebe entsteht nicht mit ihm, denn Liebe passt nicht zu ihm. Aber man kann sich von ihm ordnen und aufräumen lassen, darin ist er sehr gut.
Einer dieser Gäste ist Stéfanie. Der Personalführungsworkshop, den sie hier besucht, war heute früher zu Ende und so nutzt sie den freien Nachmittag, um ihre Laufschuhe anzuziehen und durch die klare Januarbergluft zu joggen – raus aus dem Bergdorf, welches in den letzten Jahren immer moderner geworden ist, seit die Businessleute es für ihre Inselkurse entdeckt haben. Der Asphalt ist hart, das Blut rauscht in ihren Ohren, ihr ausgestossener Atem verwandelt sich in kleine Kondenswolken und sie denkt, wie immer beim Laufen, an gar nichts und geniesst es.
Nach einer halben Stunde kommt sie zu einem Bergsee, der mit einer dünnen Eisschicht bedeckt ist. Auf den im Schatten gelegenen braunen Gräsern haftet eine Frostschicht, über ihr kreisen und kreischen ein paar Elstern – alles ist so unendlich klar. Sie macht eine kurze Pause, beugt sich vornüber und stützt ihre Hände auf den Knien ab. Als sie zu frösteln beginnt, begibt sie sich auf den Rückweg ins Hotel.
Das Cristallo hat seine besten Tage noch nicht hinter sich – und wahrscheinlich auch nicht vor sich, dazu ist es ist zu wenig pompös oder heimelig, hier werden keine grossen menschlichen Dramen geschrieben – und wenn doch, dann anonym hinter den grauweiss gestrichenen Türen mit Magnetkartenschloss.
Allerdings ist das Hotel Cristallo auch nicht lieblos, die grossen Fensterfronten, von denen es seinen Namen hat, strahlen ein einladendes, luxuriöses Understatement aus und an einer Seite der Hausfassade wird der Efeu nicht davon abgehalten, sich daran hochzuwinden. Die gute Qualität der leichten Küche hat sich herumgesprochen. Vor allem aber hat das Cristallo ein Herz, das in ihm schlägt. Es gehört der Hauswirtschafterin, die dafür sorgt, dass frische Veilchen und Magnolien Wärme in die Räume zaubert und auf die Menschen ausstrahlt. Für alle hat sie ein nettes Wort übrig und kennt jeden Gast ab seinem zweiten Aufenthalt mit Namen.
So auch Stéfanie, die durchgefroren zurückkehrt und mit einem warmen Lächeln von ihr begrüsst wird. Stéfanie überlegt sich, ob sie der hoteleigenen Birkensauna einen Besuch abstatten soll, entscheidet sich aber dagegen. Sie möchte niemand aus ihrem Kurs dort begegnen, das wäre ihr unangenehm. Stattdessen geht sie auf ihr Zimmer, duscht und wickelt sich danach in den weissen Hotelbademantel ein. Barfuss steht sie vor dem grossen Fenster und bewundert das Bergpanorama. Sie trinkt eine Tasse weissen Tee dazu – ungesüsst, natürlich.
January 28th, 3 pm Hotel Cristallo ist etwas für alle, die sich im Winter zur Abwechslung mal nicht in süsse, warme, orientalische Vanille einkuscheln, sondern Schneekönigin sein wollen. Die kühle Frische ist nicht aquatisch oder moosig, es ist ein femininer Duft. Die Blumen sorgen für leichte, pudrig-cremige Lieblichkeit, ohne süss zu werden. Er unterscheidet sich von allem, was ich bisher gerochen habe. Liebe entsteht nicht mit ihm, denn Liebe passt nicht zu ihm. Aber man kann sich von ihm ordnen und aufräumen lassen, darin ist er sehr gut.
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