L'Air de Rien 2006

TrixieBelden
25.08.2023 - 17:40 Uhr
5
Hilfreiche Rezension
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft

Thunder only happens when it´s raining

Es ist ein vom ersten Moment an vertrauter Geruch, so das ich augenblicklich beginne, zu überlegen woran er mich erinnert:
Von Sonne gewärmte Haut, der Geruch morgens beim aufwachen, in frischer Bettwäsche liegend. Trockene Blätter, staubig, bei Berührung auseinanderfallend. Abschied. Endlichkeit. Akzeptanz selbiger. Und auch irgendwie Sterben und Tod.
Bereits hier, viele Widersprüchlichkeiten, die das große Ganze, die Alles beinhalten.
Und ich kann nachvollziehen, warum dieser Duft derart unterschiedliche, teils auch ablehnende Reaktionen hervorruft.
L'Air de Rien startet bei mir süßlich überreif, kurz davor ins Unangenehme zu kippen. Vergänglichkeit schwingt definitiv mit. Dieser Dufteindruck wird jedoch nahezu sofort durch Eichenmoos und auch Patchouli abgefedert. Wenn die Süße ausschließlich von Neroli stammt, so hat es bei mir keinerlei frischen Part, sondern ist nahezu klebrig aufdringlich. Wächsern.
Eichenmoos, das mir sonst meist den Atem raubt, umstreichelt mich hier sanft- vermutlich von Patchouli gedeckelt. Moschus ist ist unterlegt von Vanille und Amber.
Es wurde schon viel geschrieben über die Entstehung und die Motivation zu dem Parfum, und ich kann für mich sagen, der Fokus auf die Vergangenheit, der bei der Entstehung des Duftes eine zentrale Rolle spielte, macht Sinn- man kann ihn erriechen.
Und dann sind wir natürlich bei Jane Birkin, einer Frau, die soviele Schatten hinter ihrem Lächeln zu verbergen suchte, die soviel lebenslange Tragik mit sich herumtrug, trotz all der Geschenke, die ihr scheinbar zuteil wurden. Und die es ihr Leben lang nicht schaffte, sich aus ihrer Vergangenheit zu lösen und mit den Schatten lebte, sie vermutlich auch brauchte.

L'Air de Rien ist direkt nach dem aufsprühen kurz laut, bäumt sich auf- um dann sehr schnell mit der Haut zu verschmelzen. Weiterhin da, aber nur in direkter Nähe wahrnehmbar. Und auch das macht Sinn- es ist ein privater Duft, mehr Erinnerung als Dufterlebnis. Ich muss nicht erzählen, ich habe erlebt.
Ich persönlich finde das ein wenig schade, ich hätte gerne mehr bzw. länger davon, und interessanterweise hält -zumindest bei mir- das Parfum auch auf Kleidung nicht länger.
Aber das soll vielleicht auch genau so sein- denn bei alldem, was dieser Duft vereint, wie er konzipiert wurde, geht es um Vergangenheit- und die verblasst, ist vergänglich und vorbei. Egal wie sehr wir versuchen sie festzuhalten.
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