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Top Rezension
Was könnte hier nur drin sein? Über bloße Vermutungen und Unsicherheiten
Alessandro Gualtieri scheint gerne auf die Angabe der Duftnoten zu verzichten, sodass das große Raten ja nahezu provoziert wird. Gut, der Name "Silver Musk" verrät dann doch eine Duftnote - Moschus, silberner Moschus. Was genau soll das bitte sein? Was kann man sich darunter präzise vorstellen?
In meiner noch recht jungen Parfumo-Karriere lernte ich, dass viele Duftnoten nicht nur ein, zwei oder drei Erscheinungsbilder besitzen. Mit Moschus assoziierte ich früher ausschließlich süßliche Animalik, durchaus auch Schweiß sowie Muffiges. Dass es auch anders geht, zeigen viele Düfte, aber dieser hier, der "Silver Musk", sticht in seinem Anderssein nochmal ganz besonders hervor.
Alles beginnt mit einer mehr als dezent fruchtigen Note, bei der ich mir nicht sicher bin, ob es sich um Zitrone oder die für Kopfnoten allzu beliebte Bergamotte handelt. Auf jeden Fall kratzt oder sticht hier nichts. Das ist keine Zitrone, welche dir auf den aufgeplatzten Lippen brennen würde. Sollte es sich wiederum um die Bergamotte handeln, so ist es keine, die dich laut anspringt, wie du es von vielen anderen Düften kennst.
Parallel zur sanften Zitrone - oder doch Bergamotte? - gesellt sich der Moschus, der gar nicht muffig, schweißig oder animalisch in Erscheinung tritt. Dieser silberne Moschus - welch treffende Namensgebung übrigens - riecht cremig und sauber. Das Ganze erinnert mich ein wenig an frisch gewaschene Wäsche. Diese wird mit einer leicht cremigen Süße unterlegt, die für Moschus - auch diesen hier - nicht unüblich ist. Weiterhin ist von Animalik nichts zu spüren beziehungsweise zu riechen. Was für ein Glück.
Hinter der silbrig-sauberen Creme und dem für mich nicht aufzuschlüsselnden Zitronen-Bergamotte-Rätsel verbirgt sich aber noch eine weitere Duftnote. Sie fügt sich perfekt in die Komposition mit ein, wirkt beinahe selbstverständlich und wird gerade deshalb wohl kaum aktiv wahrgenommen. Jedoch sorgt sie für die in meinen Augen genau richtig dosierte Pudrigkeit, welche das Cremige des Moschus passend untermalt. Worum es sich hierbei handelt, bleibt nur zu erahnen. Ich meine, wir haben es hier mit einer sehr sauberen und somit schon fast metallisch auftretenden Iris zu tun, die ausgesprochen leise auftritt und eher im Hintergrund die Strippen zieht. Mir scheint es, als fungiere sie als das Bindeglied zwischen dem Silbermoschus und dem Bergamotte-Zitronenrätsel. Es ist ein Bindeglied, das anderen Komponenten - wie unter anderem dem Moschus - die große Bühne bereitstellt, im Hintergrund für die Atmosphäre und den perfekten Auftritt sorgt und erst dann den verdienten Applaus bekommt, wenn auf dieses aktiv hingewiesen wird, ähnlich wie man es bei so mancher Theatervorstellung erlebt.
Am Ende erhalten wir einen silbrig-sauberen Duftschleier, der mit einer minimal metallischen Note zu glänzen weiß, doch dessen Cremigkeit nie für gereizte Nasenschleimhäute sorgt. Der nur dezente Zitronen- oder Bergamotteakkord ergänzt all dies passend.
Eigentlich ist es falsch, dass ich zu Beginn dieses Absatzes "Am Ende erhalten wir" schrieb, denn einen wirklichen Duftverlauf kann ich nicht ausmachen. Alles setzt zeitgleich ein, ist sofort da, muss sich allerdings nach und nach von der Nase erarbeitet werden. Nur weil ich mit der von mir vermuteten Iris etwas länger brauchte, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht schon von Beginn an vorhanden war.
Mit "Silver Musk" hat Alessandro Gualtieri etwas erschaffen, woran man olfaktorisch zu knappern hat und das in vielerlei Hinsicht. Duftnoten reimt man sich zusammen, ihr Zusammenspiel ebenso und auch die Frage hinsichtlich der Sillage ist schwierig zu beantworten. Der silberne Schleier kommt und geht, ist mal stark, mal weniger stark, aber niemals aufdringlich oder störend. Ich kann sein Mitteilungsbedürfnis auch nach mehreren Tests nicht richtig einschätzen und so werde ich bezüglich der Sillage keine Sterne vergeben, denn wenn ich etwas bewerte, so möchte ich dies auch korrekt und mit absoluter Sicherheit tun. Hier erscheint mir das leider nicht möglich. Was jedoch den Duft an sich sowie dessen Haltbarkeit auf der Haut angeht, werde ich weniger vor Probleme gestellt. Aber scrollt hierfür doch nach oben und seht selbst.
In meiner noch recht jungen Parfumo-Karriere lernte ich, dass viele Duftnoten nicht nur ein, zwei oder drei Erscheinungsbilder besitzen. Mit Moschus assoziierte ich früher ausschließlich süßliche Animalik, durchaus auch Schweiß sowie Muffiges. Dass es auch anders geht, zeigen viele Düfte, aber dieser hier, der "Silver Musk", sticht in seinem Anderssein nochmal ganz besonders hervor.
Alles beginnt mit einer mehr als dezent fruchtigen Note, bei der ich mir nicht sicher bin, ob es sich um Zitrone oder die für Kopfnoten allzu beliebte Bergamotte handelt. Auf jeden Fall kratzt oder sticht hier nichts. Das ist keine Zitrone, welche dir auf den aufgeplatzten Lippen brennen würde. Sollte es sich wiederum um die Bergamotte handeln, so ist es keine, die dich laut anspringt, wie du es von vielen anderen Düften kennst.
Parallel zur sanften Zitrone - oder doch Bergamotte? - gesellt sich der Moschus, der gar nicht muffig, schweißig oder animalisch in Erscheinung tritt. Dieser silberne Moschus - welch treffende Namensgebung übrigens - riecht cremig und sauber. Das Ganze erinnert mich ein wenig an frisch gewaschene Wäsche. Diese wird mit einer leicht cremigen Süße unterlegt, die für Moschus - auch diesen hier - nicht unüblich ist. Weiterhin ist von Animalik nichts zu spüren beziehungsweise zu riechen. Was für ein Glück.
Hinter der silbrig-sauberen Creme und dem für mich nicht aufzuschlüsselnden Zitronen-Bergamotte-Rätsel verbirgt sich aber noch eine weitere Duftnote. Sie fügt sich perfekt in die Komposition mit ein, wirkt beinahe selbstverständlich und wird gerade deshalb wohl kaum aktiv wahrgenommen. Jedoch sorgt sie für die in meinen Augen genau richtig dosierte Pudrigkeit, welche das Cremige des Moschus passend untermalt. Worum es sich hierbei handelt, bleibt nur zu erahnen. Ich meine, wir haben es hier mit einer sehr sauberen und somit schon fast metallisch auftretenden Iris zu tun, die ausgesprochen leise auftritt und eher im Hintergrund die Strippen zieht. Mir scheint es, als fungiere sie als das Bindeglied zwischen dem Silbermoschus und dem Bergamotte-Zitronenrätsel. Es ist ein Bindeglied, das anderen Komponenten - wie unter anderem dem Moschus - die große Bühne bereitstellt, im Hintergrund für die Atmosphäre und den perfekten Auftritt sorgt und erst dann den verdienten Applaus bekommt, wenn auf dieses aktiv hingewiesen wird, ähnlich wie man es bei so mancher Theatervorstellung erlebt.
Am Ende erhalten wir einen silbrig-sauberen Duftschleier, der mit einer minimal metallischen Note zu glänzen weiß, doch dessen Cremigkeit nie für gereizte Nasenschleimhäute sorgt. Der nur dezente Zitronen- oder Bergamotteakkord ergänzt all dies passend.
Eigentlich ist es falsch, dass ich zu Beginn dieses Absatzes "Am Ende erhalten wir" schrieb, denn einen wirklichen Duftverlauf kann ich nicht ausmachen. Alles setzt zeitgleich ein, ist sofort da, muss sich allerdings nach und nach von der Nase erarbeitet werden. Nur weil ich mit der von mir vermuteten Iris etwas länger brauchte, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht schon von Beginn an vorhanden war.
Mit "Silver Musk" hat Alessandro Gualtieri etwas erschaffen, woran man olfaktorisch zu knappern hat und das in vielerlei Hinsicht. Duftnoten reimt man sich zusammen, ihr Zusammenspiel ebenso und auch die Frage hinsichtlich der Sillage ist schwierig zu beantworten. Der silberne Schleier kommt und geht, ist mal stark, mal weniger stark, aber niemals aufdringlich oder störend. Ich kann sein Mitteilungsbedürfnis auch nach mehreren Tests nicht richtig einschätzen und so werde ich bezüglich der Sillage keine Sterne vergeben, denn wenn ich etwas bewerte, so möchte ich dies auch korrekt und mit absoluter Sicherheit tun. Hier erscheint mir das leider nicht möglich. Was jedoch den Duft an sich sowie dessen Haltbarkeit auf der Haut angeht, werde ich weniger vor Probleme gestellt. Aber scrollt hierfür doch nach oben und seht selbst.
7 Antworten
FlirtyFlower vor 6 Jahren
Und am Ende verleihen wir ... einen Pokal ;)
Chimo vor 6 Jahren
Danke für diese Duft-Reise, eine richtige Erkundung! Es gibt ja so Düfte, um die schleicht man lange drumrum, und jetzt bin ich ein bisschen näher dran! Sehr gerne gelesen.
Melisse2 vor 6 Jahren
Vielen Dank für die Beschreibung Deiner Duftwahrnehmung und das Pyramide-Raten. Auf diesen Duft bin ich nun auch gespannt.
Helena1411 vor 6 Jahren
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich noch keinen einzigen Nasomatto gerochen habe, nicht einmal den schwarzen Afghanen. Vielleicht irgendwann einmal. Dieser hier könnte dann einer der ersten sein, denn nach Deiner Aufschlüsselung verspricht er, spannend zu sein. Silber-Pokal (welcher eigentlich natürlich gülden ist)!
Pollita vor 6 Jahren
Der ist inzwischen einer meiner absoluten Lieblinge. Anfangs empfand ich die Sillage als stark. Inzwischen sprühe ist mehr und habe manchmal auch das Gefühl, dass er geht. Trotzdem will ich nie mehr ohne, der macht süchtig. Wunderbar beschrieben! Silberpokal!
Marcello79 vor 6 Jahren
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Schön beschrieben. Ging mir bei dem Duft genau wie dir. Hell, sauber, nicht ganz eindeutig, anschmiegsam. Aber das ständige Kommen und Gehen der Sillage war mir dann doch zu anstrengend. Glaub da bin ich zu konservativ was Düfte angeht;) da will ich lieber wissen woran ich bin! Pokal fürs Gute analysieren!!
Turbobean vor 6 Jahren
Trefflich beschrieben, Kollege. Aber ich glaube, die haben einfach nur frisch gewaschene Wäsche extrahiert ;-)

