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Top Rezension
Knock Knock Knockin on heavens door
„Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden“
Mark Twain
Nie, tatsächlich nie hätte dieses Zitat besser gepasst als zu meinem Test des Nefs von Nishane. Denn ohne meine Offenheit zu neuen Düften, mir eigentlich ungeliebten Noten, wäre nie ein Test zustande gekommen und ich hätte nie den Genuss dieses Werkes erfahren. Es mussten schon einige glückliche Zufälle zusammenkommen um mir diesen Nishane zu präsentieren.
Der Duft ist jetzt zwar schon ein paar Tage in meiner Sammlung und auch die Nachwirkungen sind längst verflogen. Doch ich musste mich innerlich ordnen um diesen Duft mit seiner Pracht gerecht zu werden beziehungsweise die passenden Worte für eine Rezension zu finden.
Ich muss wahrscheinlich an dieser Stelle nochmals Danke sagen an den Berater in der Königsparfümerie in Dresden. Denn, wie in meinem Blog zu meiner Dresdner Parfümeriereise beschrieben, hat er mich auf die Fährte des Nefs geleitet, ohne dass ich Intentionen hatte hier wirklich aktiv zu werden. Ich wusste, hier ist Rose enthalten. Daher versuchte ich erstmal Auswege zu finden um seinem Vorschlag nach einem Test auszuweichen. Er blieb dennoch beharrlich und ich bewilligte den Test auf Papierstreifen und Haut. Ein Segen wie ich dann feststellte.
Nefs ist für mich DIE Inkarnation der Parfümkunst in einem Flakon. Ein Duft, der mehr ausdrückt als seine eigene Kreation, eher die Konzentration der Kunst, der Liebe und der Faszination. Gemischt in einem Glasbehälter um den vermeintlichen Träger in einer Art zu beglücken, die man schwer in Worte fassen kann.
Nefs muss man riechen, spüren, olfaktorisch in den Körper saugen um die Hingabe des Parfümeurs zu vernehmen. Hier reicht es nicht sich die Nase an einem Teststreifen platt zu drücken, dies wird dem Duft nicht gerecht. Es ist vielmehr ein Erlebnis, welches man schon allein auf Grund des Preises nicht an jeder Ecke vernimmt und auch nicht zum Testen bekommt.
Wie will man jetzt einen Duft erklären, der so verwoben ist, viele Noten schmelzend miteinander verbindet und ein Konstrukt voller Komplexität schafft, dessen man sich spielend zurückerinnert. Lange dachte ich darüber nach, doch auch nach vielen Stunden des Schnupperns kann ich bis heute nicht alle Ebenen dieses Meisterwerks beschreiben. Um aber grundsätzlich mal einen Vergleich zu einem anderen Duft zu nennen, den einige kennen und den ich auch in der Sammlung hatte, würde "Oud Stars - Mamluk | XerJoff" ganz gut passen. In eine ähnliche Richtung geht auch Nefs, jedoch noch einmal viel feiner, sinnlicher und vor allem weicher.
Wer Honig mag, wird Nefs lieben. So könnte der Einstieg heißen. Warm, schmelzend und von raffinierter Süße geprägt läuft dieser langsam der wärmenden Haut entlang. Kein Produkt aus der Massenindustrie, sondern komplex, weich mit der gewissen Würze. Dazu kommt im Kopf eine sanfte und markante Safrannote, die bekannt schnuppert, jedoch viel feiner mit dem Honig verwoben ist. Selbst meine Abneigung gegen die inflationäre Nutzung dieser Note scheint hier keine Rolle zu spielen. Der Honig wirkt weniger süß als erwartet, fließt über den dargebrachten Safran und nimmt dessen Noten in sich auf. Es gesellt sich noch eine Note aus älteren Colognes dazu, die Feige. Fein-fruchtig, milchig kommt die daher und gibt noch ganz spezielle Gerüche dazu. Fruchtigkeit ohne richtige Süße, nur leicht wahrnehmbare Fruchtsäure, dazu milchige Anklänge, die den Honig noch cremiger erscheinen lässt.
Schwer, gewürzt, leichte Süße, feine Fruchtigkeit, kein verkleben. Eine Kopfnote aus dem Himmel, die vom Gedeck der Götter kommen könnte.
Passend im Verlauf kommt in der Herznote eine Rose dazu. Da ich dieser Note normalerweise nichts abgewinnen kann und ich dazu neige eine zuklappende Nase zu bekommen, war hier sicherlich Vorsicht angebracht. ABER, diese Rose hier ist weder schwülstig, noch stark blühend. Mehr eine welkende Rose, die in den letzten Zügen noch gewisse Blütennoten von sich gibt. Diese werden wiederum von der Kopfnote sehr gut eingeschlossen und damit im Zaum gehalten. Netter Nebeneffekt dabei ist, die Noten werden für den weiteren Verlauf konserviert und damit die Haltbarkeit verlängert. Ehrlicherweise muss man sagen, diese Note ist keine reine Herznote, es ist viel mehr ein fließender Übergang, der bereits nach wenigen Minuten einsetzt und in der Basis endet. Unterstützt durch andere Blumen und blumenähnliche Gewächse schert die Rose nicht aus.
Wenn man einen harten Cut machen will und den Duft beschreiben möchte, muss man sagen, dass vom olfaktorischen Verlauf nur eine sehr lange Kopfnote existiert und eine Basis. Die Herznoten existieren in meiner Nase nur auf dem Papier und sorgen eher für einen komplexen Übergang der obersten Ebene auf die unterste. Viel wird hier mit verschiedenen Noten gespielt um den bisher geschilderten Eindruck zu kreieren.
Die Komplexität verschwindet aber nicht so einfach. In der Basis angekommen fährt diese noch mal richtig hoch, denn hier wird es schwierig einzelne Noten zu vernehmen. Zu perfekt ist das Gemisch aller Ingredienzien, alles verschwimmt in einem Nasenorgasmus-erzeugenden Bild von Duftölen. Whiskynoten, die man aus sehr klassischen Düften kennt. Zimt, Leder und Vanille in einer weichen und leichten Form, die gewürzt, fluffig und anschmiegsam daherkommt. Vor allem aber die wohl sinnlichste Oud-Note seit der Erfindung des Kamelbetriebs. Keinerlei Animalik, zart verwurzelte Holztöne die nur in den Tiefen der Sinnlichkeit etwas Dunkelheit und leichte Raucharomen aufzeigt. Die südeuropäische Art eines türkischen Hauses um eine arabische Note zu präsenteren.
Zusammen mit der absolut tollen Performance des Dufts ist hier ein Meisterwerk gelungen. Wenn man sich einduftet und dann locker drei Stunden abstrahlt wie ein Honigkuchenpferd, dann weiß man, hier ist was Grandioses am Hals. Nach den drei Stunden wird er zwar hautnäher, aber als Träger vernimmt man bei jeder Bewegung diesen Duft. Mit mehr als zehn Stunden aktiver Wahrnehmung auf der Haut liegt er auch in der Upper Class der Parfüms. Für diese Art von Duft ist es auch in keiner Weise störend.
Der Duft hat aber ein großes Problem und zwar der aufgerufene OVP von über 500 Euro. Hier empfiehlt es sich wirklich eine Rabattaktion abzuwarten oder einen gebrauchten Flakon im Souk zu erhaschen. So gut wie der Duft auch ist, in einer Preisklasse um die 300 Euro wäre dieser Duft ein schnellerer Kaufkandidat.
Auch den Flakon möchte ich noch ansprechen. Selten hat man so einen schönen und auch qualitativen Flakon gesehen, der 1:1 den Duft widerspiegelt. Kleiner Wermutstropfen, der Sprühkopf lässt sich leider nicht in dem Maße dosieren, wie man es sich gerne wünschen würde.
Trotzdem ist dieser Duft eine Offenbarung, eine sowohl künstlerische, als auch tragbare Erfahrung, die seinesgleichen sucht. Für mich mit der DNA ein perfekter Duft.
Dies ist kein Duft, kein Meisterwerk – es ist ein Lebensgefühl eines Dufts
Nachtrag 08.08.22
Es stellte sich heraus, dass die Sillage und die Basis eine generische Rose-Oud Kombi aufzeigte. Die ändert nichts an meiner Zuneigung zu diesem Duft, jedoch machte es ihn etwas austauschbar im Verlauf.
Mark Twain
Nie, tatsächlich nie hätte dieses Zitat besser gepasst als zu meinem Test des Nefs von Nishane. Denn ohne meine Offenheit zu neuen Düften, mir eigentlich ungeliebten Noten, wäre nie ein Test zustande gekommen und ich hätte nie den Genuss dieses Werkes erfahren. Es mussten schon einige glückliche Zufälle zusammenkommen um mir diesen Nishane zu präsentieren.
Der Duft ist jetzt zwar schon ein paar Tage in meiner Sammlung und auch die Nachwirkungen sind längst verflogen. Doch ich musste mich innerlich ordnen um diesen Duft mit seiner Pracht gerecht zu werden beziehungsweise die passenden Worte für eine Rezension zu finden.
Ich muss wahrscheinlich an dieser Stelle nochmals Danke sagen an den Berater in der Königsparfümerie in Dresden. Denn, wie in meinem Blog zu meiner Dresdner Parfümeriereise beschrieben, hat er mich auf die Fährte des Nefs geleitet, ohne dass ich Intentionen hatte hier wirklich aktiv zu werden. Ich wusste, hier ist Rose enthalten. Daher versuchte ich erstmal Auswege zu finden um seinem Vorschlag nach einem Test auszuweichen. Er blieb dennoch beharrlich und ich bewilligte den Test auf Papierstreifen und Haut. Ein Segen wie ich dann feststellte.
Nefs ist für mich DIE Inkarnation der Parfümkunst in einem Flakon. Ein Duft, der mehr ausdrückt als seine eigene Kreation, eher die Konzentration der Kunst, der Liebe und der Faszination. Gemischt in einem Glasbehälter um den vermeintlichen Träger in einer Art zu beglücken, die man schwer in Worte fassen kann.
Nefs muss man riechen, spüren, olfaktorisch in den Körper saugen um die Hingabe des Parfümeurs zu vernehmen. Hier reicht es nicht sich die Nase an einem Teststreifen platt zu drücken, dies wird dem Duft nicht gerecht. Es ist vielmehr ein Erlebnis, welches man schon allein auf Grund des Preises nicht an jeder Ecke vernimmt und auch nicht zum Testen bekommt.
Wie will man jetzt einen Duft erklären, der so verwoben ist, viele Noten schmelzend miteinander verbindet und ein Konstrukt voller Komplexität schafft, dessen man sich spielend zurückerinnert. Lange dachte ich darüber nach, doch auch nach vielen Stunden des Schnupperns kann ich bis heute nicht alle Ebenen dieses Meisterwerks beschreiben. Um aber grundsätzlich mal einen Vergleich zu einem anderen Duft zu nennen, den einige kennen und den ich auch in der Sammlung hatte, würde "Oud Stars - Mamluk | XerJoff" ganz gut passen. In eine ähnliche Richtung geht auch Nefs, jedoch noch einmal viel feiner, sinnlicher und vor allem weicher.
Wer Honig mag, wird Nefs lieben. So könnte der Einstieg heißen. Warm, schmelzend und von raffinierter Süße geprägt läuft dieser langsam der wärmenden Haut entlang. Kein Produkt aus der Massenindustrie, sondern komplex, weich mit der gewissen Würze. Dazu kommt im Kopf eine sanfte und markante Safrannote, die bekannt schnuppert, jedoch viel feiner mit dem Honig verwoben ist. Selbst meine Abneigung gegen die inflationäre Nutzung dieser Note scheint hier keine Rolle zu spielen. Der Honig wirkt weniger süß als erwartet, fließt über den dargebrachten Safran und nimmt dessen Noten in sich auf. Es gesellt sich noch eine Note aus älteren Colognes dazu, die Feige. Fein-fruchtig, milchig kommt die daher und gibt noch ganz spezielle Gerüche dazu. Fruchtigkeit ohne richtige Süße, nur leicht wahrnehmbare Fruchtsäure, dazu milchige Anklänge, die den Honig noch cremiger erscheinen lässt.
Schwer, gewürzt, leichte Süße, feine Fruchtigkeit, kein verkleben. Eine Kopfnote aus dem Himmel, die vom Gedeck der Götter kommen könnte.
Passend im Verlauf kommt in der Herznote eine Rose dazu. Da ich dieser Note normalerweise nichts abgewinnen kann und ich dazu neige eine zuklappende Nase zu bekommen, war hier sicherlich Vorsicht angebracht. ABER, diese Rose hier ist weder schwülstig, noch stark blühend. Mehr eine welkende Rose, die in den letzten Zügen noch gewisse Blütennoten von sich gibt. Diese werden wiederum von der Kopfnote sehr gut eingeschlossen und damit im Zaum gehalten. Netter Nebeneffekt dabei ist, die Noten werden für den weiteren Verlauf konserviert und damit die Haltbarkeit verlängert. Ehrlicherweise muss man sagen, diese Note ist keine reine Herznote, es ist viel mehr ein fließender Übergang, der bereits nach wenigen Minuten einsetzt und in der Basis endet. Unterstützt durch andere Blumen und blumenähnliche Gewächse schert die Rose nicht aus.
Wenn man einen harten Cut machen will und den Duft beschreiben möchte, muss man sagen, dass vom olfaktorischen Verlauf nur eine sehr lange Kopfnote existiert und eine Basis. Die Herznoten existieren in meiner Nase nur auf dem Papier und sorgen eher für einen komplexen Übergang der obersten Ebene auf die unterste. Viel wird hier mit verschiedenen Noten gespielt um den bisher geschilderten Eindruck zu kreieren.
Die Komplexität verschwindet aber nicht so einfach. In der Basis angekommen fährt diese noch mal richtig hoch, denn hier wird es schwierig einzelne Noten zu vernehmen. Zu perfekt ist das Gemisch aller Ingredienzien, alles verschwimmt in einem Nasenorgasmus-erzeugenden Bild von Duftölen. Whiskynoten, die man aus sehr klassischen Düften kennt. Zimt, Leder und Vanille in einer weichen und leichten Form, die gewürzt, fluffig und anschmiegsam daherkommt. Vor allem aber die wohl sinnlichste Oud-Note seit der Erfindung des Kamelbetriebs. Keinerlei Animalik, zart verwurzelte Holztöne die nur in den Tiefen der Sinnlichkeit etwas Dunkelheit und leichte Raucharomen aufzeigt. Die südeuropäische Art eines türkischen Hauses um eine arabische Note zu präsenteren.
Zusammen mit der absolut tollen Performance des Dufts ist hier ein Meisterwerk gelungen. Wenn man sich einduftet und dann locker drei Stunden abstrahlt wie ein Honigkuchenpferd, dann weiß man, hier ist was Grandioses am Hals. Nach den drei Stunden wird er zwar hautnäher, aber als Träger vernimmt man bei jeder Bewegung diesen Duft. Mit mehr als zehn Stunden aktiver Wahrnehmung auf der Haut liegt er auch in der Upper Class der Parfüms. Für diese Art von Duft ist es auch in keiner Weise störend.
Der Duft hat aber ein großes Problem und zwar der aufgerufene OVP von über 500 Euro. Hier empfiehlt es sich wirklich eine Rabattaktion abzuwarten oder einen gebrauchten Flakon im Souk zu erhaschen. So gut wie der Duft auch ist, in einer Preisklasse um die 300 Euro wäre dieser Duft ein schnellerer Kaufkandidat.
Auch den Flakon möchte ich noch ansprechen. Selten hat man so einen schönen und auch qualitativen Flakon gesehen, der 1:1 den Duft widerspiegelt. Kleiner Wermutstropfen, der Sprühkopf lässt sich leider nicht in dem Maße dosieren, wie man es sich gerne wünschen würde.
Trotzdem ist dieser Duft eine Offenbarung, eine sowohl künstlerische, als auch tragbare Erfahrung, die seinesgleichen sucht. Für mich mit der DNA ein perfekter Duft.
Dies ist kein Duft, kein Meisterwerk – es ist ein Lebensgefühl eines Dufts
Nachtrag 08.08.22
Es stellte sich heraus, dass die Sillage und die Basis eine generische Rose-Oud Kombi aufzeigte. Die ändert nichts an meiner Zuneigung zu diesem Duft, jedoch machte es ihn etwas austauschbar im Verlauf.
7 Antworten
Poesiefanny vor 3 Jahren
1
Ganz wunderbar geschildert! es zieht meine Nase förmlich an Deinen Zeilen entlang ... ;-)
Alfa156 vor 3 Jahren
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Sehr gut geschrieben. Aber mir ist er entschieden zu stark. Leider nicht bürotauglich.
DarkWinterCS vor 3 Jahren
Ach, ich trag den überall. Bin da sehr schmerzfrei.
DinoDelic vor 3 Jahren
1
Was für ein toller Beitrag. Man liest deine Hingabe zum dem Duft förmlich raus. Eine solche Komplexität so elegant und nachvollziehbar zu beschreiben. Mega! Und ja der Duft ist auch für mich etwas unglaubliches.
Pasjo vor 3 Jahren
1
Sehr tolle Rezension! Ich muss den Duft auch unbedingt noch testen.
Can777 vor 3 Jahren
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Tolles Parfum und schöne Rezension. Hätte ich nicht schon Ahojas von Hind al Oud,der sehr ähnlich duftet,hätte ich ihn mir gewiss zugelegt!
HannaScent vor 3 Jahren
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Wahnsinns Rezension! Toll geschrieben...viel besser kann man den Duft wohl nicht beschreiben. Habe ich auch in der Königsparfümerie entdeckt.

