Nivea 2015

Version von 2015
Venice
09.11.2015 - 07:23 Uhr
10
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft

alt vs. neu

Zugegeben, den Duft der *aktuellen* Niveacreme in der blauen Dose kenne ich nicht. Ich habe nur eine relativ klare Erinnerung an den Duft, wie er in den 80ern und 90ern war, und auch wenn Nivea verlauten lässt, die Duftformel nicht verändert zu haben, halte ich es für möglich, dass die Creme inzwischen anders riecht als noch vor 20 Jahren. Über die beiden lancierten Nivea-EdTs wird hier gesagt, dass das Erste aus 2011 dem Duft der Creme unähnlicher sei, der aktuelle Duft sei dagegen "die Creme zum sprühen". Ich empfinde es genau umgekehrt: Das limitierte EdT, das 2011 zum 100-jährigen Jubiläum der Niveacreme herausgebracht wurde, war dicht, dick, cremig, aber auch pudrig, was einige als muffig empfunden hatten. Es war um einiges intensiver, als Cremedüfte für gewöhnlich sind (ich denke z. B. an Comma, Selection Woman u. A.), auch die Haltbarkeit finde ich viel besser als ihr Ruf. Nivea EdT 2011 - das war der Duft der *alten* Niveacreme.

Und das aktuelle EdT?

Zumindest ist die Verpackung schöner, ein schnuckeliger Flakon aus mattem Porzellan in einer Cremedose, natürlich ohne Creme. Das ist sinnig und eine hübsche Idee, da der Flakon keinen Deckel hat, empfiehlt es sich, ihn in der Verpackung resp. der Dose aufzuheben, aber das fällt in diesem Fall leicht. Allerdings, es kommt letztlich auf die inneren Werte an, und in dieser Beziehung bin ich vom aktuellen Nivea EdT etwas enttäuscht.

Zunächst riecht man tatsächlich eine liebliche Niveacreme-Note. Schon hier macht sich der Unterschied zur vorherigen Edition bemerkbar: Wo diese einem wie eine pudrig-cremige Wand entgegenkommt, wirkt die aktuelle Version viel transparenter. Immer noch cremig, aber nicht mehr pudrig, sondern hell und frisch. Die Frische breitet sich dann seltsamerweise im Duftverlauf weiter aus, während die Cremigkeit zurückgeht. Das habe ich mir eigentlich anders vorgestellt. Doch ganz unerwartet - und von mir zunächst unbemerkt - schleicht sich etwas blumig-Süßes ein - oder ist das eine Einbildung? Direkt auf der besprühten Hautpartie ist dagegen hauptsächlich diese herbe und fast maskuline Frische wahrnehmbar. Und so verabschiedet sich der Duft auch, und er verabschiedet sich unglücklicherweise ziemlich schnell. Die phänomenale Haltbarkeit und Sillage, die hier viele rühmen, kann ich nicht bestätigen. Oder ich habe eine schlechte Charge erwischt...

Fazit: Ganz offensichtlich ist dieses Nivea EdT eine modernisierte Variante des klassischen Nivea-Dufts. Es ist leicht, hell, transparent, und hat vor allem im Auftakt die typische Nivea-Note, als Kaufargument sozusagen. Doch diese zieht sich im Duftverlauf weitgehend zurück. Das ist schade, aber vielleicht ein notwendiger Tribut an den Zeitgeist, der helle, frische Sauberdüfte bevorzugt (wenn es nicht gerade Cotton-Candy-Konzentrat sein soll). Eine herb-frische Enttäuschung für mich, andererseits, das 2011er-EdT habe ich, um ehrlich zu sein, im Alltag kaum getragen, jedenfalls nicht außer Haus. Dafür war es mir zu linear, zu eindimensional. Das aktuelle EdT eignet sich als Alltagsduft sicher besser, es ist dezenter, und, auch wenn diese vorherrschende Frische für meinen Geschmack etwas flach ist, komplexer, da hier die klassische Nivea-Note mit sauberer Frische kombiniert wird. Und das war offenbar auch die Intention von Beiersdorf, ein *tragbares* EdT, das an den Duft der Creme aus der blauen Dose angelehnt ist. Das war der Anspruch, und dem entspricht das EdT in jedem Fall. Nivea als Büroduft.
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