Infinito von Nobile 1942

Infinito 2013

Naaase
27.05.2014 - 03:11 Uhr
Top Rezension
8Duft

Das Unendliche

Das Unendliche

Lieb war mir immer dieser kahle Hügel
Und diese Hecke, die dem Blick so Viel
Vom fernsten Horizont zu schau’n verwehrt.
Und wenn ich sitz’ und um mich blicke, träum’ ich,
Endlose Weiten, übermenschlich Schweigen
Und allertiefste Ruhe herrsche dort
Jenseits der niedern Schranke, und das Herz
Erschauert mir vor Grau’n. Und hör’ ich dann
Den Wind erbrausen im Gezweig, vergleich’ ich
Die grenzenlose Stille dort, und hier
Die laute Stimme; und des Ew’gen denk’ ich,
Der todten Zeiten und der gegenwärt’gen
Lebend’gen Zeit und ihres Lärms. Und so
Im uferlosen All versinkt mein Geist,
Und süß ist mir’s, in diesem Meer zu scheitern.

Giacomo Leopardi, 1831
Aus der Sammlung "Canti"

Giacomo Graf Leopardi war ein italienischer Dichter, Essayist und Philologe, dem neben Alessandro Manzoni eine entscheidende Rolle bei der Erneuerung der italienischen Literatursprache im 19. Jahrhundert zukam. Das Gedicht "L'infinito" schrieb er im Herbst 1819.

Vielleicht hatten die großen Meister von Nobile 1942 dieses Gedicht vor Augen, als sie vergangenes Jahr den Duft "Infinito" kreierten.
Dieser Duft beginnt würzig. Nicht erfrischend-zitronig, wie so manches Eau de Cologne. Nein, hier befindet man sich sogleich auf einem kleinen italienischen Markt, auf dem Gewürze feil geboten werden. Ich meine, Basilikum zu schnuppern. Ebenso wie die leicht säuerliche Schärfe von Ingwer. Daneben befindet sich dann doch eine kleine zitrische Note in Form einer reifen Bergamotte. Jedoch nur ganz leicht und fein. Keinesfalls dominant. Und was noch ? Ja, unser kleiner und feiner italienischer Gewürz-Markt befindet sich neben einem Wald. Genauer gesagt: Einem Wald, in dem sich Zypressen befinden. Deren wärmend-wohlige Geruch bestimmt nach diesem kurzen würzigen Beginn sogleich den Duftverlauf. Gibt ihm Wärme. Gibt ihm Tiefe.
Aber, es wird noch waldiger: es kommen noch weitere Hölzer hinzu. Und auch etwas Eichenmoos. Wir befinden uns jetzt in diesem Zypressenwald, lauschen dem Gesang der Vögel und tauchen in den moosig-holzigen Duft ein. Etwas Sonne dringt zwischen den zahllosen Ästen der stattlichen Bäume in Form der nach wie vor leicht wahrnehmbaren Bergamotte zu uns vor und kitzelt liebevoll unsere Nase. Dennoch sind wir nach wie vor umgeben von dunklem Wald. Fernab des lärmenden Alltags. Fernab der täglichen Pflichten.
Fernab der üblichen Sorgen und Nöte.
Wir schließen die Augen und in unsere Nase dringt Moschus vor. Angenehm weich umschmeichelt er unsere Sinne.
Wir sind eins mit der Natur und die Natur ist eins mit uns.
Ist das die Unendlichkeit ?

Mein Fazit:
Ein wirklich gut gemachter Duft fernab der üblichen "Zitrus-Erfrischungs-Colognes" für den Sommer. Dennoch vermögen diese würzigen Waldnoten durchaus zu erfrischen. Wenn man gerade keine Lust auf Zitrus hat. Das selbst gesetzte Thema ist zwar sehr hoch gegriffen. Wurde jedoch nicht verfehlt.
7 Antworten
CosmicLoveCosmicLove vor 9 Jahren
Gutes Näschen hast Du .. ;) Ich trage ihn gerade und tatsächlich, Basilikum...
Stefanu155Stefanu155 vor 10 Jahren
Eins der schönsten italienischen Gedichte... und jetzt würde ich gerne den Duft kennen lernen, der sich damit trifft.
PlutoPluto vor 11 Jahren
Schöne Duftbeschreibung, erfrischend ohne Zitrusnote macht mich hellhörig.
ABCABC vor 11 Jahren
Schöner Kommentar !
YataganYatagan vor 11 Jahren
Klingt ja wirklich toll!
MeggiMeggi vor 11 Jahren
Klingt sehr gut!
FittleworthFittleworth vor 11 Jahren
Sehr schöner Kommentar! Pokal!