Medianus76
30.04.2021 - 15:49 Uhr
41
Top Rezension
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Es war einmal in Amerika...

„New York“ stammt aus der französischen Duftschmiede Parfums de Nicolaï. Die Inhaberin Patricia de Nicolai ist die Nichte des bekannten Parfümeurs Jean-Paul Guerlain und leitet seit 1989 ihre eigene Marke. Unabhängig und frei von den Vorgaben bzw. Vorstellungen der Duftindustrie, liebt sie es ihre eigenen Vorstellungen umzusetzen und folgt somit keinen Trends oder Strömungen. Sie verbindet in Ihren Düften Tradition mit der Moderne, was ihre Schöpfungen gekonnt zum Ausdruck bringen. Nicht zuletzt durch die Verwendung exklusiver und natürlicher Ingredienzien, entstehen ausdrucksstarke und intensive Konzentrationen höchster Güte. Der Duft „New York“ gilt als Wegbereiter ihrer eigenen Linie und ist heute bereits ein Klassiker…

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Ebenso ein Klassiker und Wegbereiter seines Genres ist der Film „Es war einmal in Amerika“. Stilistisch unbestritten ein Meilenstein der Filmgeschichte, hat Sergio Leone seinerzeit eine fesselnde Geschichte auf Zelluloid gebannt, die ihren Beginn im New York der 1920er Jahre zur Zeit der Prohibition hat. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Freunde Noodles und Max, die durch das illegale Geschäft mit dem Alkohol und weiterer krimineller Machenschaften, sich immer tiefer im Sumpf aus Gewalt und Verbrechen verstricken.
Würde man dieses cineastische Erlebnis olfaktorisch unterstreichen wollen, so wäre der Duft New York das perfekte Wässerchen…
New York besitzt einerseits das Potential eines Klassikers, gepaart mit einer gewissen Portion Nostalgie, andererseits bietet sein weltoffenes Wesen und die charmante Charakteristik eine nach wie vor funktionierende und zeitlose Duft DNA.

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In den wilden 1920er Jahren ging man schick und elegant in einen der vielen Jazz Clubs in Harlem oder Manhattan. Gekleidet im lässigen Smoking trägt der zielstrebige Mann von Welt großzügig den Duft auf. Schließlich will man wahrgenommen werden, um ausgelassen und ausschweifend feiern zu können…
Der Auftakt begeistert mit einer herrlich erfrischenden Zitrusnote und kleidet seinen Träger angemessen ein. Die Zitrik ist keinesfalls überladen, wird sie doch als gleich im Zaum gehalten durch eine gewisse Würze und unterschwellige Lavendelnote, Zimt und Nelke. Dadurch entsteht ein Hauch von Fougère – Très chic!
Wenn sich der Gentleman dann auf den Weg in ein „Speakeasy“ macht, das waren die zur damaligen Zeit sogenannten „Flüsterkneipen“ oder „Mondscheinkneipen“, hat schon das herbe Moos mit seiner milden Krautigkeit die Regie übernommen. In diesen „Mondscheinkneipen“ wurde zur Zeit der Alkoholprohibition in den USA hochprozentiger Alkohol und Bier ausgeschenkt. Das war die Basis der tosenden Stimmung der 1920er…neben Kokain und anderen Rauschmitteln.
Das Eichenmoos spielt weiterführend eine tragende Rolle, fixiert die Moleküle und macht aus dem Träger einen distinguierten Gentleman. Dabei erscheint New York nie zu kantig oder hart geschliffen, bekommt es doch durch feine Hölzer einen edlen Rahmen und weich anmutende Eleganz.
Grundsätzlich untergeordnet, aber dennoch akzentuierende Akkorde von Moschus, Biber und Co. geben der Projektion eine gewisse „wilde“ Facette, um auch eine intensive Feiernacht erleben zu können.

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New York passt aber auch fantastisch in die Gegenwart und stellt keineswegs einen altbackenen, sondern vielmehr zeitgemäßen Oldschool Duft dar. Die fein aufeinander abgestimmten Aromen agieren leichtfüßig und ergänzend miteinander. Spielerisch und ungezwungen lässt sich der Duft zu fast allen Gelegenheiten tragen, erzeugt eine durchweg angenehme Aura, ohne dabei seine Umwelt zu überrollen oder überfordern. Eine gute Haltbarkeit zeichnet ihn ebenso aus wie eine angemessene Projektion.

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„Ich war in Paris, ich war in London, ich war in Rom und ich muss sagen, es gibt keinen anderen Ort wie New York. Es ist die aufregendste Stadt der Welt“ (Robert De Niro)

Danke fürs Lesen, bleibt mir wie immer gewogen und ein erneut großes Dankeschön an Gentilhomme für die feine Probe…
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